Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass vor allem HipHop Joshy – so sein neuer Künstlername – eine gewisse Affinität zum Kochen wie Speisen hat. Im Regal der Wohngemeinschaft in Wien-Fünfhaus steht das Kochbuch vom rappenden Koch Action Bronson, seine Texte strotzen vor Munchies-Referenzen und auch eine eigene Kochshow wollte Joshy schon auf die Beine stellen. „Heißer Dampf“ hätte diese heißen sollen und wohl eine Reminiszenz an das Label Heiße Luft darstellen, bei dem die Jungs von 3€ dabei sind. Dieser äußerst gut googlebare Name steht für den Zusammenschluss von HipHop Joshy und Tudas (auch Kollege bei Emzetka) und Produzenten food for thought aka Makz Stanley.
Das Trio hat Anfang des Jahres sein erstes gemeinsames Album namens „Zwei99“ releast und bei Tracknamen wie „Preiselbeeren im Brieweckerl“ und „Schinkenmelonenkruste“ war klar, dass wir uns für eine Folge Ingredients von den Jungs bekochen lassen müssen. „Ich find’s langweilig, wenn die Leute ihre Tracks nach der Hook benennen. Du sollst dich vor dem Hören noch fragen, was das für ein scheiß behinderter Name ist“, erklärt Joshy lächelnd seine Affinität für skurille Tracknamen. Auch die Texte an sich erzählen aberwitzige und überspitzte Abenteuer zwischen Josefstädter Straße und Floridsdorfer Brücke. Beim Hören merkt man den starken Wienbezug der beiden Rapper, der Anspruch der Texte sei laut Joshy einfach, dass sie lustig sind. „Die Leute sollen was hören und sich deppat lachen. Ich find‘ das ekelhaft, wenn Rapper den Teacher raushängen lassen. Wem soll ich was teachen?“, stellt er sich die Frage.
Während Tudas noch auf sich warten lässt – die Anreise von Transdanubien ist weit – , beginnen HipHop Joshy, Makz und Mitbewohner Jonas Kawall (ebenso ein Emzetka-Kollege) mit der Zubereitung der beiden Curry-Gerichte – einmal mit Hühnerbrust, einmal mit Tofu – nach Freestylemanier. Die Tofustücke bekommen einen Brathuhngewürzmantel, der Reis kommt ins kochende Wasser und ein altes Böhse-Onkelz-T-Shirt dient als Geschirrtuch. „Magst du grobes Salz oder Ischlergang-Salz?“, fragt Jonas seinen WG-Kollegen Joshy, der hier im gemeinsamen Haushalt wohl die Kochanweisungen gibt. Dieser schwärmt jedoch gerade wieder mal von Action Bronson, dem coolsten Typen, den es gebe. „Ich habe mir überlegt, ob ich meine Solo-Ep ,So wie Action Bronson‘ nennen soll, wegen dem Lifestyle. Kiffen, essen und Mucke machen“, sagt er. Aus dessen Kochbuch, das im Regal steht, hat er dennoch noch nichts nachgekocht, das traue er sich noch nicht zu. Dafür haben die 3€-Jungs vor Kurzem Gyozas, asiatische Teigtaschen, gekocht, aufgesschnitten, aus der Füllung Bolognese gemacht und den Teig in Linguini geschnitten. „Das war ur geil“, schwärmt Joshy.
„Wo ist mein Biertschi?“, fragt Tudas und öffnet den Kühlschrank, auf dem ein RAF-Camora-Sticker klebt. „Er ist der Pate von 1150“, wirft Jonas ein, während er weiter den Tofu brät. Wie ist Makz Stanley als Produzent eigentlich zu den beiden alten Freunden Joshy und Tudas gestoßen? Der gebürtige Luxemburger war lange Techno-DJ und musste sich erst auf die langsamere bpm-Zahl gewöhnen. „Der Umstieg war sehr komisch. Vorher habe ich mit Synthesizer und Drumcomputer elektronische Sounds gemacht und dann kommst du zu HipHop und das alles bringt dir irgendwie gar nichts mehr“, sagt er. Die jetzigen Beats seien viel organischer, komplettiert durch akustische Samples.
„Für Techno habe ich fünf bis sechs Jahre gebraucht, um es ein bisschen zu verstehen und jetzt wieder der Umstieg. Das ist geil, wie eine Challenge, aber es gibt noch viel Spielraum bei den Beats.“ Für den Sommer hat er eine Instrumental-EP unter seinem Künstlernamen food for thought angekündigt, die noch mal eine andere Richtung als die Beats bei der 3€-Platte zeigen wird – ganz gemütlich mit chilligen Beats, auf die niemand rappen konnte. Nebenbei veranstaltet er auch regelmäßige Events namens „Each One Teach One“ im Elektro Gönner – zuletzt mit HipHop Joshy, der sein kommendes Solo-Mixtape „Wenn ich ein Auto wär, wär ich ein kaputtes Auto“ live präsentiert hat.
Zu 3€ ist Makz gekommen, als er die beiden Rapper bei einem Auftritt gesehen hat. „Ich habe sie angesprochen, dass ich seit ’nem Jahr auch HipHop-Beats mach und die an sie verschicken würde, weil ich ihre Musik dope finde. Fanboystyle“, sagt Makz retrospektiv. In Luxemburg habe es nur ein paar wenige Rapper gegeben und bei der Sprache sei es schwierig, dass Rap geil klinge. Nach Wien generell ist er gekommen, um Soziologie zu studieren, ist aber nach eigener Aussage sehr langsam unterwegs. Die „Babys“ Joshy und Tudas, wie er sie nennt, beide Anfang 20, sind schon im Berufsleben unterwegs. Joshy im Einzelhandel, Tudas im Sozialbereich.
„Diese Mandelsplits!“, ruft Joshy, der diese beim Anrichten genüsslich über das fertige Curry träufelt. „Ich mach’s jetzt ganz org, wie bei einem Tasty-Video. Oder Chef’s Table“, sagt er vergnügt und nimmt im Anschluss einen Schluck von seiner Weißwein-Sprite-Mischung. „Ur super geschärft, top“, streut Tudas beiläufig bei, während die Runde sich am fertigen Essen erfreut. Der Floridsdorfer erzählt von seinem Fluchtpunkt von der Stadt, zu dem man nachts nur per Taxi gelangt, und sein Unverständnis für „ganz orge Antifaschisten“ bei Demos wie der gegen den WKR-Ball. „Ich bin jetzt keiner, der Flaschen wirft, weil das find ich genauso schlimm wie die ganz orgen Linken, die alles meier machen“, sagt Tudas und schwenkt zu seinem TV-Serien-Konsum. Breaking Bad, Black Mirror, viele Dokus und Bonez‚ Instagram-Storys stehen da so am Programm. „Breaking Bad war mir zu viel Drama. Es kann ja nicht sein, dass die ganze Zeit Scheiße passiert. Ich hätte lieber gesehen, wie sie die ganze Zeit Meth rauchen“, bringt sich Joshy ins Gespräch ein.
Er schaut lieber YouTube-Kochsendungen. Seine neue Entdeckung ist der Kanal von zwei Naturburschen von „Almazan Kitchen“, die wie „Fritz Phantom oder Banksy“ durch den serbischen Wald schreiten und mit leeren Pfannen gegen Bäume schlagen, bevor sie ihr Essen über dem Lagerfeuer kochen. Am liebsten schaue er aber YouTube-Videos von der japanischen Wettesserin Yuka Kinoshita, die ihren Magen auf das Achtfache ausdehnen kann und somit bis zu 23.000 Kalorien auf einmal verputzen kann. Sogar einen Song hat Joshy schon für sie geschrieben. „Gsund!“, wirft Tudas ein und gibt eine Runde Chai-Latte zum Nachtisch aus.
Rezept für Curry à la 3€
2 Paprika
1 Zwiebel
Currypaste
2 Dosen Kokosmilch
Currypulver
Bissl Chiliflocken
Tofu
Diverse Kräuter
– Hühnerbrust und Gemüse kleinschneiden und anschwitzen in Öl, dann Currypaste und Kokosmilch dazu, köcheln lassen und mit Currypulver und Kräutern würzen.
– Tofu und/oder Hühnerbrust nebenbei anbraten und bissl mit verschiedenem Zeug (keine Erinnerung mehr leider) würzen
– Reis nebenbei kochen
Ähnliche Posts
- Ka-Ching: 3€ mit "Zwei99" um 7 Euro // Album
Nachdem erst kürzlich ein Haufen Wiener (und Grazer) Rap-Crews das Label Heiße Luft ins Leben…
- Ingredients #5: N.I.K.O. & Scoddy Flippin (Video)
Nach ausgiebiger Parkplatzsuche im achten Bezirk erklimmen wir mühsam, samt Videoausrüstung, die Stockwerke zum Drehort.…
- Ingredients #4: Soia & Mez
Es regnet, als wir in Soias Wohnung in der Wiener Josefstadt zum Kochen verabredet sind.…
Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.