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NMZS – Der Ekelhafte // Review

NMZS – Der Ekelhafte // Review

(Freedownload via Antilopengang/VÖ: 28.11.2013)

Es scheint offensichtlich: Dieses Album ist nicht wie jedes gewöhnliche – was besonders den tragischen Umständen, die maßgeblich die Sicht auf „Der Ekelhafte“ beeinflussen, geschuldet ist. Um die wenigen Unwissenden noch einmal kurz aufzuklären: NMZS beging im März Suizid. Und auch wenn man versucht, diesen traurigen Fakt auszublenden: Es gelingt nicht, denn immer wieder erwischt man sich selbst bei dem Versuch, nach Erklärungsversuchen oder Hilfeschreien in den Texten NMZS‘ Ausschau zu halten. Schließlich wirken Zeilen wie „Doch als er dann mein Zimmer sah, wurd er weiß wie eine Wand/von einem Tag auf den anderen bin ich verschwunden/paar Details hab ich vergessen, das liegt alles jetzt im Dunkeln/wahrscheinlich hab ich schon verdrängt, wie es wirklich war/doch manchmal wach ich nachts auf und denke, ich war grad da – Siegen“ („Siegen“) aus dem Munde NMZS‘ ganz anders als bei anderen Rappern.

Nach Hören des Albums ist aber eine weitere Erkenntnis besonders schmerzvoll – jene, dass NMZS hiermit wirklich sein letztes Werk veröffentlicht hat. Denn schließlich zeigt er hier, welch großer Lyricist er war, wie gekonnt er mit Wörtern umzugehen vermochte und welche beeindruckenden sprachlichen Bilder dem Gehirn Captain Ns entsprangen. Wer die letzten Projekte schon gehört hat, wird davon wenig überrascht sein; allerdings stellt „Der Ekelhafte“ durchaus eine künstlerische Weiterentwicklung dar, auch wenn gelegentliche Schönheitsfehler doch ein wenig das zusammenfassende Urteil trüben.

Neben den stellenweise doch etwas deplatzierten Hooks fällt es nämlich manchen Produktionen, die allesamt aus den Boards Pitlab entstammen, schwer, mit der Sprachgewandtheit NMZS‘ mitzuhalten. Und auch die Themen der NMZS’schen Gedankenwelt, grob umrissen mit dem Komplex Comics, Rap und  Isolation/Einsamkeit, wird nicht bei allen die gleiche Faszination ausüben. Doch fernab dieser kleinen Kritikpunkte bietet NMZS viel beeindruckendes Material. Egal ob „Siegen“, „Sarkopag“ oder das mit einer besonders catchigen Hook ausgestattete „Zimmer aus Papier“ – allesamt Tracks, denen ein Platz in diversen Jahresbestenlisten fix erscheint.

Trotzdem: „Der Ekelhafte“ ist kein perfektes Album, sondern ein gutes Album eines Künstlers, der noch einiges zu erzählen gehabt hätte, dessen Entwicklung noch nicht am Zenit angelangt war. Logischerweise würde nach einem Album wie diesem erst der ganz große Wurf folgen. Nur werden wir das diesmal nicht erleben. Mit dem Track „Jetzt ist es vorbei“ findet der „Ekelhafte“ schließlich zu seinem Ende. Schmerzhafter lässt sich so etwas wohl kaum gestalten …

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(Das Album könnt ihr übrigens for free downloaden oder als CD via  Antilopengang-Homepage ordern).

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