Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine…
Von Roc-A-Fella zum erst kürzlich gegründeten Label Big Crown Records ist es ein weiter Weg. In jeder Hinsicht. Aber auch kein alltäglicher. Es ist der Weg der aus Virginia stammenden Soulsängerin Nicole Wray aka Lady Wray, der sie vom Gospelchor unter die Fittiche von niemandem Geringerem als Missy Elliot geführt hat. Aufnahmen mit Missy, Timbaland, Ginuwine oder in weiterer Folge auch Damon Dash und den Black Keys folgten. Doch wie so oft erweisen sich solch schnellen Höhen als Labyrinth, in dem man sich verliert und aufreibt. So leider auch bei Nicole Wray, die nach langen Kämpfen mit Labels, Kollegen und dem Geschäft an sich vergangenes Jahr ihre erste Platte mit selbst geschriebenen Songs veröffentlichte. Und zwar auf dem neu gegründeten Label um Danny Akalepse und Leon Michel namens Big Crown Records.
„Queen Alone“ stellt ein grundehrliches Album dar. Keine einzusingenden Texte mehr, sondern vielmehr die eigenen standen nun auf dem Papier. Umgeben von Musikern und Kollegen, zu denen sie Vertrauen aufgebaut hatte. Die, die auch schon ihr Projekt „Lady“ gemeinsam mit der Londonerin Terri Walker auf Truth and Soul Records aufgenommen hatten. Entstanden ist ein Album, das auf den erfolgreichen Ansätzen von Lady aufbaut. Sie weiterführt. Geschichten von Enttäuschungen, Rückschlägen – wie die Single „Guilty“ – aber auch lebensbejahende Tracks wie „Smiling“ skizzieren gut den Grundtenor des Albums. Wer ihr Vorgängerprojekt „Lady“ verfolgt hat, erkennt gewissen Intonationen, Grooves und Styles recht schnell und deutlich wieder – was sich in der Verfeinerung nur positiv auswirkt, sind es bei „Queen Alone“ eben dieselben Musiker um Leon Michels (El Michels Affair) von Big Crown und Tom Brenneck von Daptone/Dunham, die hier am Werk sind. Die Crème de la Crème des US-Souls also. „They Won’t Hang Around“ – dieser Titel weiter hinten auf der Platte charakterisiert nicht nur ihre Anfangserfahrungen, sondern auch das Grundgefühl des Albums. Ehrliche, direkte Lyrics, vorgetragen mit einer Vehemenz und Kraft, die ihresgleichen suchen. Eine ebenso wunderbare wie knallharte Abrechnung mit all den Partyfreunden, die bei gratis Drinks deine Hand nicht loslassen, sich aber nicht anschicken zu helfen, sollte die Fame-Blase dann doch platzen.
Jeder Groove sitzt, man spürt die Leidenschaft der Sängerin und auch auf total reduzierten Nummern wie „In Love“ passt alles zusammen. Nicht alle Nummern mögen sich gleich nach dem ersten Durchhören erschließen, was meiner Meinung nach aber die große Stärke der Platte ist. Die offensichtlichen Höhepunkte wie „Smiling“ und „Guilty“ öffnen die Türen für Tracks wie „Do It Again“ und vor allem auch „They Won’t Hang Around“ – für mich die stärkste Nummer af dem Album. Obwohl es um die alte Geschichte von falschen Freunden und fame-gierigen Individuen geht, bringt Nicole Wray diese authentisch, mit so viel Gefühl über ein Brett von einem Sound, dass einem das Herz aufgeht. Ihre Stimme gleitet mit einer Leichtigkeit und gleichzeitig so viel Kraft und Wärme über die Instrumentals. Nichts wirkt angestrengt oder aufgesetzt. Beeindruckend. Auf ihren Platten vereinen sich die verschiedenen Elemente des klassichen R’n’B, Funk, Soul und HipHop meisterlich zu einem neuen Ganzen. Das liegt auf der einen Seite an der Umsetzung durch die Musiker der Band – bei der Besetzung nicht anders zu erwarten – auf der anderen wohl an wirklich gutem Songwriting. Die Tracks wirken leicht, unangestrengt und originär. Somit ist „Queen Alone“ sicherlich eines der interessantesten und besten Soul-Releases des Jahres 2016.
Ähnliche Posts
- Willkommen Zurück, Mancha8 // Review
Nach rund einem halben Jahrzehnt meldet sich Matthias Specks Label Mancha Records zurück auf der…
- Willkommen Zurück, Mancha8 // Review
Nach rund einem halben Jahrzehnt meldet sich Matthias Specks Label Mancha Records zurück auf der…
- James Hunter zeigt, warum analog einfach kickt // Review
James Hunter ist ein stiller Zeitgenosse. So wird er zumindest von seinen Kollegen beschrieben. Wenn…
Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde. Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben. Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser