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Baaba Maal – Television

Baaba Maal – Television


Wenn ich sage, dass „Television“ ein sehr schönes Album ist – und das sagen die meisten, die es hören – dann ist das einerseits ganz richtig, verrät aber andererseits zugleich ein Befremden über dieses erste Studioalbum Baaba Maals seit 2001. Und das rührt daher, dass Baaba Maal noch nie so eindeutig „Pop“ produziert hat. „Television“ ist ein aalglattes, extrem professionelles und auch sehr modernes Pop-Album. Eines, wie es Youssou Ndour nie wirklich durchgängig gelungen ist. Gleich der erste Track, der Titelsong „Television“, ist ein Hit – dezentes „New Wave“-Retro – den das Publikum so schnell nicht aus den Gehörgängen kriegen wird. „Tindo“ und „Miracle“ verfestigen den Eindruck, dass hier eigentlich keine Fusion aus westlicher und afrikanischer Musik der Sahel-Region intendiert ist, sondern ein klares Bekenntnis zu internationalem Popschaffen. Was sich auch in der Dominanz der Musiker wiederspiegelt. Sabina Sciubba und Didi Gutman von den Brazilian Girls, Singer-Songwriter Barry Reynolds spielen hier die erste Geige, die alten Musiker-Freunde Baaba Maals sind sympathischer Aufputz. Toningeneur Jerry Boys, der seinen hohen Bekanntheitsgrad wohl weniger seiner Arbeit mit den Stones oder Pink Floyd verdankt, sondern seinem Wirken für World Circuit und da vor allem für den Buena Vista Social Club, sorgt für den perfekten Sound. Das wunderschöne „Dakar Moon“, dem Reynolds Akustische seinen Latin-Touch verleiht, und auch das abschließende „Tindo Quando“, eine Latin-Ballade wie von Susana Baca, sind Pop von internationalem Format und lassen die Etikette „Weltmusik“ weit hinter sich. Ein schönes, wenn auch unerwartetes Album, mit dem Baaba Maal hier (hoffentlich) sein Comeback einläutet.

Hans Grausgruber