Jim Dunloop und Marc Hype, der mehrfache ITF Champion, DJ und Musikprodzuent im Interview mit The Message über ihre Liebe zu Funk und Soul.
Wie habt ihr beiden denn zusammgengefunden?
Dunloop: Ich habe mal eines Tages in Berlin in einer kleinen Bar aufgelegt und Marc hat für seine Geburtstagsparty einen Pianisten gesucht, der einen Song mit einer Sängerin machen sollte. Weil ich diese Sängerin kannte, hat sie uns zusammengebracht und wir haben diesen einen gemeinsamen Auftritt gemacht, wo ich wirklich nur diesen Song bei einer total miesen Anlage performt habe. Beim zweiten Gig bin ich schließlich die ganze Zeit sitzen geblieben und dann sind wir dahinter gekommen, dass es doch ganz gut ist, wenn wir das weiterhin zusammen machen und so hat sich das dann aufgebaut und geht nun mittlerweile schon seit über fünf Jahren.
Es hat also als Livekonstellation begonnen und mündete dann in eine Produktionsgemeinschaft?
Hype: Das ganze geschah eigentlich relativ zügig und nach einem halben Jahr haben wir bereits begonnen die ersten Beats zusammenzuschrauben.
Ihr habt ja beide vor eurer Zusammenarbeit schon gewisse Geschichten vollbracht. Du Jim warst zum Beispiel bei der Fresh Familee in der Band, was war deine Funktion dort?
Dunloop: Ja das stimmt, ich war mit 15 oder so Keyboarder bei der Fresh Familee in Ratingen.
Und du Hype sowieso, du warst beim ITF DJ Championship in Deutschland Ende der 90er Jahre, Cheeba Gardenn ist da auch schon dabei gewesen und natürlich Phaderheadz, der turntablismmäßig so ziemlich alles abgeräumt hat was in Deutschland zu holen war. Und jetzt seid ihr seit fünf Jahren gemeinsam im Team und ein fulminanter Liveact. Trotzdem würde mich interessieren, was euch dazu gebracht hat, in Richtung dieses Albums zu arbeiten und wann die Arbeit dafür begonnen hat?
Dunloop: Also die ersten Instrumentals entstanden doch schon vor vier, fünf Jahren, wie zum Beispiel die Blowfly Nummer. Die wurde irgendwann vor vier Jahren weggeschickt und vor 1 ½ Jahren kam die Rückantwort mit dem Text. Dann gab es auch noch andere Instrumentals mit Vocals drauf, die so lange in der Schublade gelegen sind, bis sie nicht mehr up to date waren und wir alles noch einmal komplett neu überarbeitet haben.
Also ist im letzten Jahr erst alles so wirklich zusammengefügt worden, kann man sagen. Blowfly hast du ja schon erwähnt. Ich dachte eigentlich, dass ihr ihn bei einer Europatour getroffen und live aufgenommen habt?
Dunloop: Zur Zeit ist das weniger möglich, er ist ja auch nicht mehr so beweglich mit seinen Knieproblemen. Sagen wir mal so, er ist 68 und da waren wir schon froh, dass er überhaupt den Weg ins Studio noch gefunden hat. Deswegen dieses Hin- und Hergeschicke. Aber sonst sind alle anderen Artists bei uns zu Hause, wo wir auch die Tracks aufnehmen.
Sehr schön, wenn man die alten Legenden wiederbelebt für solche Samples. Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr beide euch auf diesem Funktempo getroffen habt, war das aus der Kreativität des Liveauftritts heraus?
Hype: Ja, na gut, er ist ja einer, der komplett vom Musikbackground kommt und deswegen immer gern ein bisschen auf Tempo unterwegs ist, alles andere wäre dann langweilig für ihn. Und bei mir hat sich das halt auch entwickelt quasi von BBoy Tunes in der Präpubertätszeit zu dem 90er Midtempo-Hiphop über Dope Beats auf Breakbeats wieder zurück.
Dunloop: Ich persönlich habe den Funk von meinem Papa, der in den 70ern Funkgitarrist war.
Bei Bands die man heute noch kennen würde und die Hype möglicherweise auf dem Funvergnügen Tape hat?
Dunloop: Nein, die Band kam aus Polen. Aber nichtsdestotrotz ist die dort ziemlich bekannt gewesen.
Das heißt, du hast die Musik von klein auf mitbekommen und wurdest auch gefördert in deiner Kindheit?
Dunloop: Sofort, bevor ich noch meine Schnürsenkel binden konnte, konnte ich bereits Noten lesen.
Wie ist denn der Prozess bei euch, wenn ihr euch entschließt Musik zu machen? Ist das dann eher so, wie man sich das klassisch vorstellt, dass Marc eher die Beats macht und du die Instrumentals?
Dunloop: Nein, es sieht eher so aus, dass Marc mit den Samples und kompletten Drums antanzt, die ich dann zercutte, oder er bringt seine Grundideen von Songs vor, die wir womöglich covern können. Dann setze ich mich halt hin und fange an, daran zu arbeiten, baue das ganze Drumherum und versuche das Ganze so wenig samplelastig wie möglich zu gestalten.
Habt ihr denn auch noch Gastmusiker auf eurem aktuellen Album „Stamp out of Reality“?
Dunloop: Ja also die meisten Drums wurden von einem wunderbaren Drummer namens Giuseppe Coppola eingespielt. Er ist auch bei RAW Sonics, spielt aber auch bei Bantu und war in der Livesektion von den Brothers Keepers. Das Keyboard spiele natürlich ich ein und versuche mich dann auch an der Bassgitarre.
Bei „The rare Occasion“, ein Song mit Malena Perez, kommen auch Flöten vor, die wahrscheinlich gesampled sind. Ansonsten hat der Song einen etwas anderen Stil und einen ein bisschen jazzigeren Flavour. Von wo kennt ihr denn die Sängerin?
Hype: Die haben wir über einen Freund kennen gelernt, der meinte, dass wir sie mal anhören sollten. Malena macht eher houselastigen Sound und dann hatten wir dieses Instrumental herumliegen, latin-influenced future jazz, broken beat und was auch immer das sein soll. Wir können noch nicht genau erklären, was das für ein Style ist, es konnte niemand genau sagen bis jetzt.
Welche Leute habt ihr denn sonst noch oben auf eurem Album?
Hype: Zum Beispiel Mr. Lif, den ich auch auf meinem Produzentenalbum habe, das jetzt gerade digital re-released wurde. Dann noch Mr. Complex, der auch wirklich die erste Vocalaufnahme für das Album machte, die mittlerweile schon vier Jahre alt ist, da hat sich das Instrumental auf alle Fälle noch zweimal verändert. Sara de Bourgeois, von „ The Mexican bekannt, ist mit dabei und Lady Daisey, eine Sängerin aus Florida, die vor kurzem nach Berlin gezogen ist. Wen haben wir noch drauf..
Dunloop: ..Flomega, Blake Worrell von den Puppet Mastaz, Kon and Amir sprechen noch ein paar Sätze im Intro. Marc Hype und Jim Dunloop haben wir auch noch mitgenommen. (Gekicher)
Also ein sehr internationales Album sozusagen. Ihr seid aber auch selbst immens viel unterwegs, vor allem im Ausland. Eure Musik wird unter anderem in England extrem geschätzt..
Hype: In England waren wir jetzt das erste Mal so richtig. Es ist ja schwer in diesem Land reinzukommen, weil die genug Leute vor Ort haben, die den Sound komplett abdecken quasi. Aber gerade so Schwellenländer wie Russland, Israel und China sind sehr interessiert an uns.
Habt ihr eigentlich schon jemals jemanden getroffen, der ein ähnliches musikalisches Konzept vorweist wie ihr, also Turntables und Keyboard?!
Hype: Habe ich schon öfters gesehen, aber die Qualität fand ich noch nicht so überzeugend. Also es gibt viele Sachen wo noch andere Instrumentalisten mitspielen, wobei ein Piano am meisten Sinn macht, wie ich festgestellt habe. Es ist eine geile Sache, wenn Leute mit Drummer spielen, aber das Ganze ist dann ziemlich begrenzt, weil man immer nur diese Drums hat. Bei einem Piano kann man das schon abwechslungsreicher gestalten über eine lange Strecke, im Gegensatz zu einem Violinspieler oder einem Bassgitarristen, bei dem nicht so viel passiert auf Dauer. Und dann brauchen wir natürlich noch so einen Verrückten, der innerhalb von einer Zehntel Sekunde eine Harmonie findet..
Dunloop: Kennst du so einen?
Hype: Ich habe mal so einen getroffen, in Sibirien im Koffer, der war in so einem Käfig eingesperrt, in einer kleinen, dunklen Kammer. Seit ich den befreit habe, spielt der wie ein Verrückter, das ist der Wahnsinn.
Dunloop: Ich erinner mich, wie du mir den Rücken rasiert und mir beigebracht hast, wie man Bananen schält – ich danke dir dafür.
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