Patricia Dombrowski, a.k.a Patty Cake$, a.k.a Killa P. ist eine junge Frau aus New Jersey, die in der Früh die Windeln ihrer pflegebedürftigen Oma wechselt und abends ihrer Mutter in der Toilette der ortsansässigen Karaoke-Bar die Haare hält, wenn sich diese übergeben muss. Nachts träumt sie vom Ruhm. Ihr Idol, Rapper OZ, nimmt sie in den Olymp der Rap-Götter auf. Auch untertags schwebt sie mit ihrem Discman in epischen HipHop-Sounds, wird aber schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt, als sie jemanden „Dumbo“ nach ihr rufen hört. Unter ihrem Künstlernamen Killa P. geht Patricia einen mutigen und holprigen Pfad auf dem Weg zu ihrem Ziel, doch lässt sie sich weder von den ortsansässigen Wannabe-Thugs, die sie wegen ihrer Körpergröße und ihrem Nachnamen „Dumbo“ nennen, unterkriegen, noch von den Geldproblemen ihrer Familie.
Zusammen mit ihrem besten Freund Hareesh aka Jheri freestylt sie auf dem Vordeck ihres Autos und battelt sich auf der Straße mit den Möchtegern-Rappern von New Jersey, bis sie auf jemanden trifft, der endlich die Beats für ihre Rhymes liefern kann. Ein zugepiercter Kerl, der in einer Waldhütte experimentelle, verstörende Musik produziert, ganz im Motto seines Namens: Basterd, The Antichrist. Ihn und Patty verbindet das Außenseiter-Sein und Basterd gibt Patty Mut, sich von falschen Idolen zu lösen und aus dem metaphorischen Schafsgehege auszubrechen.
Mit Basterd, Jheri und Oma Nana, die fürs Cover auch mal in Sturmhaube posiert, entsteht im Waldversteck ein Mixtape mit Tracks, wie zum Beispiel PBNJ (Patty, Basterd, Nana, Jheri). Das künstlerische Schaffen auf kleinstem Niveau wird zur Erfüllung des Traums vom selbst produzierten Album.
Die Tracks des ganzen Films wurden übrigens vom Regisseur selbst geschrieben. Der Sound ist catchy, die musikalische Unterlegung interessant, der Autotune dominiert. Dafür, dass die Hauptdarstellerin Danielle McDonald vor diesem Film noch nie gerappt oder anderweitig musikalisch unterwegs war, gelingt ihr eine authentische Delivery mit gutem Flow. Siddharth Dhananjay (Jheri) wurde vom Regisseur durch seine YouTube-Videos als Dhananjay the First entdeckt, in denen er bekannte HipHop-Songs neu interpretiert.
Fazit: Regisseur Geremy Jaspers präsentiert mit Diversität und Humor ein ehrliches HipHop-Drama über einen kleinen American Dream in der Rap-Welt. Ohne aufgesetzten Glamour. Die weiße, übergewichtige Protagonistin aus der Arbeiterklasse mit finanziellen und familiären Problemen nimmt sich vor, nicht den gleichen Fehler wie ihre Mutter zu machen, den Traum der Musik-Karriere an den Alltag zu verlieren. Obwohl die Probleme der Familie mit im Fokus stehen, werden sozialkritische Aspekte gekonnt eingebaut, sodass nach dem Film die glücklicheren Momente hängen bleiben. Die aus der Masse herausstechenden, teils absurden Charaktere und gekonnter Schnitt sorgen für gute Unterhaltung, dem Film gelingt eine Spannung zwischen Drama und Komödie. Der Film setzt die Erfüllung eines kleinen Traums alles andere als aufgesetzt in Szene und lässt den Zuschauer selbst noch ein bisschen weiterträumen.
Patti Cake$ ist in Originalfassung mit Untertiteln noch bis 16. November im Gartenbaukino zu sehen!
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