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Waves Vienna 2012

Waves Vienna 2012

© Armin Rudelstorfer
© Armin Rudelstorfer
© Armin Rudelstorfer

10.800 Festivalbesucher, 139 Acts aus 27 verschiedenen Ländern. 3 Tage volles Programm in den Hallen der berühmtberüchtigsten Clubs der Wiener Szene. Badeschiff, Flex und sein kleiner Bruder Flex Café, Fluc und der dazugehörige Fluc Wanne Bunker, Pratersauna und das gute aber dennoch alte Clubschiff. Zum zweiten Mal fand das Waves Festival heuer in Wien statt und hielt das Niveau mit den unterschiedlichsten Acts für den ,,anspruchsvollen Musikliebhaber“ durchgängig hoch. Gut organisiert kam es bei keinem der von uns besuchten Konzerte zu Verspätungen oder Ausfällen. Das angenehmste am Waves war bei dem recht wechselhaften Wetter für alle Beteiligten wohl die Tatsache, dass man sich tagsüber zu Hause duschen und neu einkleiden konnte. Hier ein kleiner Überblick über die Konzerte.

Day 1

Einar Stray
Kaum einer passt musikalisch besser in die Theateratmosphäre des Odeons als der Norweger Einar Stray, der gemeinsam mit seiner Band Klassik neu definiert. Beim Violinensolo (Hanna Furuseth) von „We Were The Core Seeds“ blieb einem nichts weiter übrig, als die Luft anzuhalten. Die Gesangskombination von Männlein und Weiblein erinnert zeitweise an the xx. Nur mit dem Unterschied, dass Einar Stray und seine vier BandkollegInnen intensivere Klänge anschlagen und dabei weitaus innovativeren Instrumenteneinsatz zeigen.

Dillon
Es ist dunkel, es ist nebelig, es ist laut. Dillon scheint auf den ersten Blick so zerbrechlich wie eine Fee, die ohne Orientierung durch einen dunklen Wald tappt – und ist dabei schüchtern und selbstbewusst zugleich. Die 24-jährige Dominique Dillon de Byington versteht etwas davon sich trotz der einer Beerdigung ähnelnden Bühnengestaltung im Hintergrund zu verhalten. Keine zwei Sekunden, in denen man ihr Gesicht sehen kann. Wäre sie nicht die Sängerin, könnte man fast meinen, dass ihr die Bühnenpräsenz unangenehm sei. Zwischen den einzelnen Werken gibt es immer wieder elektronische Klimperinputs mit Bass von Bühnenbegleiter Tamer, zu denen sie sich wie in Trance bewegt. Dazwischen wird das Gewummer durch stroboskopähnliche Effekte untermalt. Gemeinsam mit Tamer performt sie allerhand Bekanntes von ihrem Debüt „This Silence Kills“ (BPitch Control). Thirteen Thrityfive, Your Flesh Against Mine, You Are My Winter, Undying Need To Scream, Tip Tapping und einige weitere.
Ein Konzert, das lange nachklingt. Dillon beweist mit ihrer Stimme, die sich live als genauso klar und gleichzeitig unperfekt wie auf ihrem Debüt anhört, wie viel Talent in ihr steckt.

Me and My Drummer
Das Flex Café ist gefüllt, mal tanzen, mal lauschen 60 Menschen Charlotte Brandi und Matze Pröllochs. Sie sind Me and My Drummer aus Berlin – beide ursprünglich aus dem schwäbischen Tübingen und sie spielen epischen Träumerpop. Das alles nur mit Schlagzeug, Synthie, Klavier und Stimme. Trotzdem tun sich ganze Hallen auf wenn Matze Pröllochs mit den Besen seine Snare streichelt. Charlotte Brandi spielt einfache aber effektive Melodien. Was sie ausmacht ist ihre Stimme, die live nie einknickt und immer präsent bleibt. Wer sich von der Couch aus von den Livequaliäten der beiden überzeugen will, kann das hier, hier und hier tun.

Absynthe Minded
Ist es Grunge, ist es Punk, ist es Rock? Fragen, die sich einem stellen, wenn man zum ersten Mal auf die Band aus Belgien trifft. Durch Zufall entdeckt, nicht lange hängen geblieben. Wer nicht Fan dieser Musikrichtung ist, kann wahrscheinlich auch mit Absynthe Minded nicht viel anfangen – obgleich musikalisch nichts Auffälliges auszusetzen ist.

Ghostpoet
Angetreten mit seiner Liveband sorgte Ghostpoet in der Fluc Wanne für feuchte Decken. Die vierköpfige Band bot einen schweren, dunklen und doch brachialen Sound. Die Stücke kamen härter als auf Platte und das war auch gut so. Denn nach fünf Stunden leichter Indiemusik brauchte ich härteren Stoff. Mit Ghostpoet fand der erste Tag des Waves Vienna – zumindest für mich – einen würdigen Abschluss.

Day 2

TOY
Der Hype um die Indieband Toy reißt nicht ab. Gesanglich erinnert Tom Dougall an manchen Stellen vielleicht an Brian Molko (Placebo), auftrittssicherer waren sie allemal – zumindest wenn man an Placebos Auftritt am Frequency 2012 zurückdenkt. Zu früher Stunde (20:45) hat man es als Band nicht unbedingt leicht, die Menge zum Tanzen zu bringen. Bei „Left Myself Behind“ hätte es an der Feierwut des Publikums gemessen auch 2 Uhr morgens sein können. Perfekt inszeniert – die Haare vor dem Gesicht, ein bisschen zu viel verschmierter Eyeliner, die Blicke auf den Boden – und dennoch bin ich mir sicher, dass sie genauso viel Spaß hatten wie wir. Großartiger Auftritt.

The Suicide of Western Culture
Nachdem Fleischmann bereits um 22:45 in der Fluc Wanne für erhöhte Temperaturen sorgte, trafen The Suicide Of Western Culture bereits auf erhitzte Gemüter. Es ist heiß, es ist stickig, die Mengen drängen sich aneinander. Alles fühlt sich richtig an. „This Is The Last Time I Shake Your Hand“ war meines Erachtens der Höhepunkt ihrer Performance. Wer nicht vorhatte, Kavinsky anzusehen, war danach auf dem Weg in die Pratersauna.

Gold Panda
Wer nicht genug von der elektronischen Seite des Festivals bekommen konnte, musste das bei Gold Panda wieder aufholen. Hitze- und wallungsmäßig stand die im neuen Licht auferstandene Pratersauna der Fluc Wanne um nichts nach. Bis 3 Uhr konnte man um einen Platz in den vorderen Reihen ringen, um sich der vollen Dröhnung „You“ auszusetzen.

See Also

Day 3

DENA
Cash. Diamond Rings. Swimming Pools. Cash. Diamond Rings. Swimming Pools. Cash. Diamond Rings. Swimming Pools. Cash. Diamond Rings. Swimming Pools.
DENA from the Block vereint alles, was ein selbstkreiertes Ghetto ausmacht. Caps, fette Beats gepaart mit Reggae-Einflüssen und Rapparts. Ihre Songs machen gute Laune, Lust auf mehr und verschaffen den einen oder anderen Ohrwurm, der den ganzen Tag anhält. Aber hört doch selbst.

Neodisco
Man muss sich das so vorstellen: Frittenbude zu ihren Anfängen mit steirischem Charme vor keinen zwanzig Besuchern im Flex Café. Süß sind die drei Jungs, die ihre musikalischen Einflüsse kaum verheimlichen können. Ob man mit einem gutbesuchten Frittenbudenkonzert nicht gleichermaßen versorgt wäre? Wahrscheinlich schon.

Pantha du Prince
Der Mischer verzieht das Gesicht und schaut verzweifelt zur Bühne. Pantha du Prince wirkt über weite Teile der Show verkrampft. Der Grund: Es gibt Soundprobleme – bei den meisten Tracks knackt und zerrt es. Die Lautstärke wird wohl deshalb (zu) niedrig gehalten. Manchmal entfaltet sich die Magie des Hamburger Produzenten – dann wirkt er entspannt, euphorisch und in seine Gerätschaften auf der Bühne vertieft. Der glitzernde Sound seiner Tracks flirrt durch den Raum und dringt tief ins Ohr. Wenn man sich auf die teils rhythmisch sehr verflochtenen Gebilde einlässt, erlebt man eine Art von elektronischer Musik, die sehr speziell und eigen klingt. Leider wurde dieses Erlebnis von der zu geringen Lautstärke und dem verzerrten Sound getrübt.

Von Bianca Xenia Mayer, Alexander Gotter