Seit Jahren wohl hat die österreichische HipHop-Szene nicht mehr so gespannt auf das Konzert eines Rappers hingefiebert. Yung Hurn hat vergangenen Sonntag sein erstes Konzert seit dem Beginn des Hypes um seine Person in seiner Heimatstadt gespielt – und konnte dabei überzeugen. Im ausverkauften WUK gibt er seine Lieder über das Leben im Gemeindebau preis. Da kommt er ja her. Sagt er zumindest.
Dichtes Gedränge Sonntagabend in der Location: Der Premierenauftritt von Yung Hurn in Wien ist seit Wochen ausverkauft. Das Publikum gestaltet sich divers: alte Szenehasen, Vollzeithipster und auch einige jüngere Gäste, bei denen die Kontrolleure beim Einlass sicherheitshalber zweimal den Lichtbildausweis kontrollieren. Sie alle warten gespannt auf den Auftritt von Yung Hurn. Wird er – mehr als eineinhalb Jahre nach dem Release seines ersten echten Hits „Nein“ – das WUK zerlegen, oder nur mittelmäßig performen?
In der Konzerthalle bereitet DJ Bangkok die Crowd mit Gigi d’Agostino-Partytrap vor, um die Decks später Lex Lugner zu übergeben, der vor Kurzem einen Track mit Rin veröffentlichte und an diesem Abend als Yung Hurns Live-DJ fungiert. Kurz vor neun Uhr ertönen die ersten „Michi Häupl“-Fangesänge, die später auch das Konzert einläuten. Immerhin hat Hurn ja auch ein Tattoo vom Wiener Bürgermeister auf seiner Brust. Davor kommt noch Caramelo, der mit ein paar Tracks weiter aufheizt.
Yung Hurn – bekleidet mit Handtuch am Kopf – stürmt energiegeladen die Bühne und hält ein hohes Level. Der Donaustädter spielt alle seine Hits, von „Opernsänger“ über „Nein“ bis natürlich hin zu „Bianco“. Yung Hurn ist ein guter Live-MC, er rappt druckvoll und ist gut präsent auf der Bühne. Überraschend ist vielleicht auch gleich das Eingangsstatement, in dem Yung Hurn die Angelobung von Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen freudig erwähnt. Bei „Stoli“ werden aufblasbare Vodkaflaschen durch das Publikum geschmissen. Ein kurzer Abstecher in Richtung Politik wird unternommen: „Habt’s ihr das mitbekommen, das mit Trump? – Scheiße.„
Yung Hurn versteht es aber weiterhin zu provozieren: Nach etwa dem ersten Drittel des Konzerts richtet der Rapper Grußworte an diverse Freunde und Bekannte aus. Mit dabei: jene Redakteurin von Noisey, die von Yung-Hurn-Anhängern auf sozialen Medien mit sexuellem Missbrauch bedroht wurde („Danke an Antonia und The Gap! Ich bekomm jetzt Geld!“). Siehe dazu das damalige Statement des Magazins. Eine Aktion, die sich Yung Hurn definitiv sparen hätte können.
Fazit: Yung Hurn hat ein ordentliches Wien-Debüt absolviert. Eine Stunde Wiener Rap in einer pipifeinen Location mit Yung Hurn und seinen Brudis – manche mögen’s, manche nicht. Aber mit den geplanten Veröffentlichungen in diesem Jahr wird Yung Hurn uns wohl noch länger begleiten. Nicht nur auf YouTube, sondern auch auf der Bühne kann man mit dem Donaustädter wohl noch lange rechnen. Mit dem Konzert von Hurn ist übrigens auch „Junge Römer: Eine Woche für Falco“ vorbei, also liebes Red-Bull-Team, ihr könnt endlich mit den Falco-Yung-Hurn-Vergleichen aufhören.
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