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Bühne klein, Dexy groß, Show wavy // Dexter & Kuchenmann live

Bühne klein, Dexy groß, Show wavy // Dexter & Kuchenmann live

Dexter
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Dexter & Kuchenmann im Flex Café. Alle Fotos: Alexander Gotter

Dass am eiskalten Samstagabend eine gefühlt 100 Meter lange Warteschlange den Eingang vor dem Flex belagert, ist wenig verwunderlich. Denn mit den zeitgleich stattfindenden Shows von Dexter & Kuchenmann beziehungsweise The Four Owls gibt es ein hochkarätiges Programm, folglich teilt sich die am Donaukanal wartenden Menschenmasse auf. Während der größere Teil in die Haupthalle zum mittlerweile fast alljährlichen Abriss der High-Focus-Eulen geht, sorgen einige Hundert Besucher im Flex Café auch für eine volle Hütte bei der Show von Dexter. Kurz vor 21 Uhr legt Support-Act Kuchenmann mit seinem Set los, das sehr dezent rüberkommt. Konzertstimmung kommt dabei nur bedingt auf, da es abseits der ersten Reihen schwer fällt, dem Rapper aus dem Frankenland akustisch zu folgen. Das mag am zu leise eingestellten Mic liegen, aber auch an einer großen Zahl an Besuchern, die ihre Unterhaltungen lautstark fortführen und damit teils lauter vernehmbar sind als die Stimme des Acts. Auch die Boxen sind noch nicht in Form, übersteuern zeitweise ziemlich. Kuchenmann lässt sich davon aber nicht beeindrucken, spult die entspannten Tracks aus dem Album „1000 Stunden Phunk: Aus dem Süden mit Liebe“ sowie „Phunkonia 58459“, der gemeinsamen EP mit Laca, mit einer beeindruckenden Gelassenheit (und mit fast durchwegs geschlossenen Augen) runter. Nach etwa 30 Minuten beendet er den Auftritt mit seiner wohl bekanntesten Nummer „Der Jam (Akt 2)“, bei der immerhin etwas mehr Stimmung aufkommt.

Bevor der sympathische Stuttgarter (Hobby-)Rapper Dexter die Bühne betritt, stachelt die mitgereiste DJ Tereza das Publikum mit einem bunten Mix aus Trap-Klängen, beschwipsten Beats der Betty Ford Boys sowie vom Produzenten Dexter auf – der Sound sitzt fortan weitaus besser, Kopfnicken ersetzt die Unterhaltungen weitgehend. Obwohl Dexy sich gerade erst einigermaßen von einer eitrigen Mandelentzündung erholt hat und etwas angeschlagen wirkt, rappt er klar verständlich, zeigt eine hohe Bühnenpräsenz und legt von Beginn an eine große Portion Energie rein – Waviness hoch zehn, das Flex Café mutiert schlagartig zum Hexenkessel. Die dazugehörigen Dexter-Beats schallen vorzüglich durch die Location. Als Back-up-Rapper fungiert dabei Jaques Shure (aka JAQ), der auch auf der frisch geschlüpften EP „Nicht auf Arbeit sondern Tour“ vertreten ist. Hauptzutat der Show sind aber erwartungsgemäß Tracks aus dem Album „Haare Nice, Socken Fly“, deren Hooks (und zahlreiche weitere Textschnipsel) stets von einer grölenden Meute getragen werden. Mit „Fahrtwind“ spielt er zudem einen Track aus dem 2014 veröffentlichten Produzentenalbum „Palmen und Freunde“, auf dem er schon vereinzelt als Rapper in Erscheinung getreten ist. Auch Kuchenmann kommt für „Venus & Mars“ erneut als Featuregast auf die Bühne und bekommt dabei endlich die verdiente Aufmerksamkeit.

Mit fortlaufender Dauer nimmt die Bühnenpräsenz von Dexter zunehmend ab, was ob der Intensität wenig überrascht. Dass der großgewachsene Produzentenrapper nach einiger Zeit das Springen komplett sein lässt, ist aber auch der niedrigen Bühnenhöhe und der damit verbundenen Gefahr, den Kopf anzuhauen, geschuldet. Dafür nimmt er sich immer mehr Zeit für mehr oder weniger passende Überleitungen zwischen den Tracks. Für Verwirrung sorgt aber nur folgende Frage vor der Nummer „Wind weht durch das Haar“, für die das dazugehörige Video am Wasser gedreht wurde: „Wer in Wien hat ein Boot und fährt damit auf die Wienzeile zum Naschmarkt?“ Wie auch immer. Der Auftritt neigt sich unter weiterhin prächtiger Atmosphäre und sauberem Gespitte mit „Vino“ (produziert von Fid Mella), „Palmblätter“ sowie der Zugabe in Form der Dexy-Classics „Diesdas“/“Gib ihn einfach“ und reichlich Shoutouts an die Wiener Hector-Macello-Produzenten zu Ende. Dexy ist jetzt offiziell ein Live-MC!

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Fazit: Ein gelungener Konzertabend, der ein wenig Anlaufzeit gebraucht hat. Da haben zunächst doch einige Faktoren gegen Kuchenmann gespielt. Beim Auftritt von Dexter gibt’s aber nichts mehr zu meckern. Er hat, obwohl er noch sichtlich angeschlagen war, durchwegs erstklassig performt, Sound und Stimmung waren bei seinem energischen Auftritt ebenfalls stark.

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