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Konzertbericht: Brous One, Dennis da Menace, Kopf an Kopf ab, Shawn the Savage Kid&Melik,…

Konzertbericht: Brous One, Dennis da Menace, Kopf an Kopf ab, Shawn the Savage Kid&Melik,…

Es war ein langer und schweißtreibender HipHop Abend im Wiener Bach, bei dem alle auf ihre Beat- und Rapkosten gekommen sein dürften. Veranstaltet wurde das Vergnügen vom Fear le Funk-Kollektiv rund um Stanley Stiffla. In den letzten eineinhalb Jahren organisierten die Crate Digger von FLF bereits Partys mit so illustren Gästen wie JR&PH7, Twit One, Eric Lau, oder Chief in diversen Wiener Lokalitäten. Auch diesmal war das Programm äußerst ausgiebig und dabei vor allem von dopen Beats geprägt. Rapper durften diesmal auch wieder auf die Bühne und fielen während ihrer eigenen Auftritte meist positiv auf…

Erfreulich sei auch zu erwähnen, dass wieder vermehrt HipHop Affines im Bach (1160 wien) stattfindet, schließlich war das Bach eines der ersten Wiener Lokale, dass sich Anfang der Neunziger für HipHop Veranstaltungen (unter anderem auch Message Partys) offen zeigte und das Spektrum für Konzertveranstaltungen dieser Art ja sonst nicht besonders groß ist. An diesem Abend sollten sich die etwas eigenwilligen Räumlichkeiten zunächst nur ziemlich langsam füllen, während Emil F. & Niklas M. funkige Beatsets spielten und zwischenzeitlich das Fear le Funk DJ-Kollektiv für musikalische Unterhaltung sorgte. Kurz vor Mitternacht kam der erste Rap-Act an die Reihe: Shawn the Savage Kid, unterstützt von Melik an den Beats. Ersterer machte letzten Jahres mit seiner Debüt-Solo LP und zuletzt mit der RC Gäng auf sich aufmerksam, während Melik einer der Hauptköpfe des Wiener Beatbauerkollektivs „Dusty Crates“ ist. Beide wirkten etwas angeschlagen, nichtsdestotrotz ging der von Korg-Sounds geprägte Auftritt in Ordnung. Vor allem nachdem mit Phil Dizzy, einem alten Crewkollegen Shawns, ein weiterer MC das Duo verstärkte.

Danach kamen Kopf an Kopf ab zum Zug. Ihren größten Auftritt als Band hatte das Sextett (der böse Wolf, Fant, Kschisch Bukowskills, Nilo, MC Paniert, DJ Hendl) bisher beim Am Strom Festival 2011. Einen Release hat allerdings nur der böse Wolf aka Nima vorzuweisen. Bühnen- und vor allem mikrofonerfahren sind die Crewmitglieder dennoch, vor allem dank den von ihnen mitgetragenen Freestylesessions im Wiener Gürtellokal Einbaumöbel. Dies manifestierte sich auch bei ihrem Bach-Auftritt durch eine häufig improvisierte Mikrofon-Abstimmung, die meist, aber nicht immer funktionierte und dann in einigen Freestyleparts mündete. Dennoch sorgten sie für gute, vielleicht sogar die beste Stimmung des Abends, die sie etwas erstaunlicherweise auch gut eine Stunde lang halten konnten. Beim Konzert handelte es sich übrigens um eine Art Pre-Releaseparty für das angeblich bald erscheinende „KaKastrophen“-Album.

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Erst gegen 2 Uhr begann mit dem Heilbronner MC Dennis da Menace eine Hauptact-Hälfte zu spielen. Dabei kämpfte er auch sichtlich mit den herrschenden Temepraturen, schwitzte sich die Seele vom Leib und schien seinen darüber hinaus vom Hang zum Alkoholismus geprägten Gesichtsausdrücken nach zu schließen, kaum mehr atmen zu können. Akkustisch machte sich dies bei dem erfahrenen Heilbronner MC aber kaum bemerkbar und er blieb verbal verständlich verzweifelt. Dabei trat er zunächst etwas überraschend mit Unterstützung von Ra-B (Dusty Crates) an den Reglern auf. Brous One, der zweite angekündigte Hauptact des Abends schielte aus dem Backstageraum heraus. Dies war etwas verwirrend, schließlich konnte man aufgrund der kürzlich erschienenen gemeinsamen Bombentest-EP einen gemeinsamen Auftritt erwarten. Bereits nach knapp einer halben Stunde war Menace‘ erste Attendance aber auch schon wieder zu Ende. Davor lernte der Rapper dabei aber zumindest eine Lektion: vertraue nicht auf die Textsicherheit des Wiener Publikums und halte ihm nicht während des Auftritts das Mikrofon hin…die Nummer könnte mit einem „Magengeschwür“ enden. Mit den Temperaturen dürfte nicht nur Dennis da Menace, sondern auch ein Teil der Besucher gekämpft haben, so waren am Anfang von Menaces Auftritt nur noch rund 20 Leute in den vorderen Reihen, während es bei Kopf an Kopf ab auch hier noch voll gewesen war. Im Laufe der Zeit sollte sich dies aber langsam wieder etwas bessern.

Wie selbstverständlich folgte fließend wohl das Highlight des Abends: Brous One mit einem ultra-dopen Beat-Potpourri. Verwurzelt ist der große Gemütlichkeit ausstrahlende Produzent, Jahrgang 1990, nicht nur in Santiago de Chile, sondern auch in der Entourage rund um Retrogott, Sylabil Spill, Hulk Hodn & Co. Letztes Jahr veröffentlichte er sein erste sein erstes offizielles Debütalbum (das Vinyl steht jetzt schon auf 50 Euro) auf dem bereits unter anderem Dennis da Menace und auch Retrogott als Gäste zu seinen überaus smoothen Beats glänzten. Mit Zweiterem releast er übrigens in zwei Wochen eine gemeinsame EP, möglich dass er im Bach daraus schon Beats spielte. Schlussendlich teilten sich Brous One & Dennis da Menace dann doch noch in MC-DJ Manier die Bühne für einen zweiten halbstündigen, nicht müde werdenden Auftritt. Gerüchten zufolge sollen die letzten Schweißtropfen noch um sechs Uhr Früh ins Bach gefallen sein. Alles in allem eine sehr gelungene Nacht und musikalisch gesehen mit Sicherheit eine interessantere Veranstaltung als die tagsdarauf stattfindenden Amadeus Awards. Wenigstens dürfte im Volkstheater die Durchlüftung eine bessere gewesen sein…

Text: Jan Braula
Fotos: Andreas Seidl/Fear le Funk