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Let’s get Krunk – Ein Festival-Review + Galerie

Let’s get Krunk – Ein Festival-Review + Galerie

Wiesen ist etablierter und hochgeschätzter Veranstaltungsort und bekannt für das über die österreichischen Grenzen namhafte Jazz-Fest, welches dort mittlerweile schon seit über 30 Jahren stattfindet und auf dem alle Größen des Genres vertreten waren und sind. Immer wieder tauchten auch HipHop-Acts in diesem Rahmen auf, aber ein „reines“ HipHop-Festival feierte dort erst letzten Freitag und Samstag Premiere. Das KRUNK war auf zwei Areas aufgeteilt, dabei wurden die ursprüngliche Infrastruktur neu und dem Festival entsprechend adaptiert: die eigentliche Hauptbühne wurde umfunktioniert in das „Entertainment“ – Zelt, wo sich alle SkaterInnen, SprayerInnen, TänzerInnen, B-Ball-Affine und Merchandise-Stände zusammenrotteten. Dort gab es auch einen Stand des „The Message Magazines“, bei dem wir uns des großen Zuspruchs und der Fans oft gar nicht erwehren konnten, was wohl an den gemütlichen, edlen Couchen gelegen haben dürfte – das „Gossip Magazine“ scheut ja auch sonst keine Kosten und Mühen…
Spaß beiseite, unser Auswärtsteam startete einige Aktionen wie eine Fotoserie von Herausgeber Daniel Shaked zum KRUNK-Festival, die sowohl Artists und AktivistInnen sowie BesucherInnen dokumentierte und vor edlem schwarzen Stoff ablichtete. Ebenso führten wir zahlreiche Interviews u.a. auch mit dem Hauptact des Events, den Four Owls vom britischen Label High Focus, die bereits am Freitag angereist waren und sich unter das Festivalpublikum mischten. Nicht nur unsere Gespräche mit den Eulen, die super sympathisch waren, sondern auch die Fotoserie wird in den nächsten Tagen und Wochen auf unserer Homepage zu finden sein – da steht einiges ins Haus, also dran bleiben.

Die „Gastronomiehalle“ wurde zur Spielstätte der vielen großen und kleinen Schmankerln und Leckerbissen an diesen beiden Tagen, wobei dabei auch einiges im Verlauf des Festivals schwer im Magen liegen blieb bzw. schwer verdaulich war. Pervers und ihre Leute, einer der Hauptacts vom Freitag, entschuldigten sich nach ihrem Auftritt bei der Crowd für die „schlechteste Live-Performance aller Zeiten“, das bedarf keines weiteren Kommentars. Leider hatte man auch bei einigen Bands am Freitag und Samstag nicht das Gefühl, dass sie erst von der Bühne geprügelt werden müssen, um ihre Shows zu beenden – da war man oft dankbar, dass man irgendwie durchgetaucht ist. Das ewige Lamentieren über die Mobilisierungs- und Begeisterungsfähigkeit der Crowd ist kontraproduktiv, genauso wie ständiges Aufwecken nach dem Motto „Wo seid ihr?“. Dass die KRUNK-FestivalbesucherInnen abgehen können, haben sie auch einige Male unter Beweis gestellt. Neben den routinierten Live-Größen und besser besuchten Konzerten wie von den Vamus, Texta und Four Owls, hat vor allem Samstag Nachmittag T-Ser aufgezeigt: bleibt er dran und auf dem Boden, kann ihm eine große Zukunft prophezeit werden, charismatische Bühnenpräsenz und gute Texte inbegriffen. Auch Average hat wieder einmal bewiesen, dass er ein stilsicherer Live-Performer ist, der immer unter Strom steht. Ein weiteres Highlight der Live-Shows war sicherlich noch der Münchner Edgar Wasser, der sich zwar nicht für ein Interview bereit erklären wollte („Alles was man von mir wissen muss, hört man aus meinen Texten“), trotzdem eine unglaubliche Präsenz und Stimmgewalt auf der Bühne zeigte.

Beim angekündigten Freestyle-Battle konnten sich leider nur acht MCees motivieren, ihre Reimfähigkeiten vor dem Festival-Publikum zu präsentieren. Das Moderatorenduo Thaiman&Kamp wandte sich dem Rücken den Freestyle-Rappern zu. Kamp beschimpfte das Publikum unzählige Male mit „Ihr Idioten“ und ein paar Auserwählte als „Hipster“, während er neuen Gin-Ton forderte. Aber dies sollte nicht der einzige Spaß des VOZ bleiben, denn es folgten u.a. noch Schwertkämpfe in Boxershorts mit einem als He-Man Kostümierten auf der Hauptstage.
Im Halbfinale des Battles standen schlussendlich drei MCees aus dem Wiener Verein Einbaumöbel, einer der Jüngsten, nämlich Dagoth Ur, konnte sich durchsetzen und hat nach einem endlos scheinenden Finalkampf das Wortspiel für sich entschieden. Einer, der sich eigentlich auch für das Halbfinale qualifiziert hätte, nämich Noah, hat seinen Einsatz zwar verschlafen und war somit automatisch aus dem Rennen, erschien jedoch wieder muter bei den später folgenden Auftritten.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich alle HipHop-Fans und AktivistInnen aus Österreich an diesen beiden Tagen in Wiesen aufgehalten haben. Dabei ist die Bedeutung solcher Veranstaltungen immens: hier ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, sich überregional auszutauschen und über zukünftige Projekte und Entwicklungen im Allgemeinen zu diskutieren. Für die jungen Bands ist es eine Chance, sich an den routinierten Acts in Sachen Professionalität zu orientieren und sich vor einem breiteren Publikum zu präsentieren.

Die Elemente des HipHop wurden zwar bei der Planung der Veranstaltung berücksichtigt, allerdings im Fall des wider Erwarten mageren Publikums nicht umgesetzt. So gab es zwar eine Mini-Ramp für alle SkaterInnen vor Ort, der dazugehörige Contest hat aber wohl nie stattgefunden. Auch die Tanzbattles suchte man vergeblich, eine Überlegung für weitere Ausgaben des Festivals wäre sicherlich ein Vorentscheid für die Austrian BBoy/BGirl Battles.

Da ist sicher viel mehr Potential vorhanden, wenn man bedenkt, dass alleine Texta normalerweise bei einem einzigen Konzert doppelt so viele Besucher hat, als das KRUNK in zwei Tagen. Große Teile der selbsternannten Fraktion „HipHop-Polizei“, die sich in sozialen Medien und Foren zu beinahe allem äußern, waren nicht vor Ort. Gerade in diese Richtung: Bewegt eure 30+ Ärsche, wenn ihr HipHop so liebt und lebt, wie ihr immer behauptet, und jammert nicht immer nur über die Jungen, die reißen sich ihre nämlich auf.

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Diesbezüglich ist auch dem Organisationsteam rund um Demolux und Ana ein großes Dankeschön und Lob auszusprechen. Sie waren immer präsent, gingen auf alle Anfragen ein. Noch zu Demolux: großen Respekt vor seiner Energie an diesen beiden Tagen, er absolvierte mehrere Gastauftritte trotz ziemlich angegriffener Stimmbänder souveränst und schupfte nebenbei noch dieses große Event.
Man braucht fast immer das erste Festival, um Erfahrungswerte zu sammeln und um dann am zweiten umzusetzen, was man sich eigentlich für’s erste vorgenommen hat. Chilliger Vibe und Atmosphäre, Co-Existenz unterschiedlicher Fangruppierungen über Altersunterschiede hinweg.


Text: Das Message-Auswärtsteam
Fotos: Daniel Shaked