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Ein Fest der Jubiläen: FM4-Bühne am Donauinselfest

Ein Fest der Jubiläen: FM4-Bühne am Donauinselfest

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Wie jedes Jahr am Donauinselfest war am Freitag bei der FM4-Bühne ab 17 Uhr HipHop angesagt. Ein Termin, den sich die meisten Headz im Kalender freihalten. Auf der dortigen Bühne wird nämlich seit Jahrzehnten immer ein dickes Line Up aufgeboten und auch 2013 wurde man dahingehend nicht enttäuscht. Im Gegensatz zu 2012 war’s weit weniger international, für einige BeobachterInnen ein Indiz dafür, dass in Zeiten der Krise auch hier der Sparstift angesetzt wurde. Der Wunsch des FM4-Teams, einen der Headliner vom heurigen Splash Festival in die Donaumetropole zu locken, konnte auch deshalb nicht realisiert werden. Wozu aber in die Ferne schweifen, wenn’s auch in Österreich Acts gibt, die ein hohes Niveau auf allen Ebenen garantieren.

Durch den Abend führte also wie schon 2012 das Moderatorenduo Manuva und JoeJoe, die routiniert diese Aufgabe erfüllten,  ohne dabei die ganz großen Glanzlichter zu setzen. Den Anfang machten die Jungs von „Diese Gute“, jene Band, die den „Rock the Island“ – Contest für sich entscheiden konnte und eigentlich die große Unbekannte des HipHop-Freitags darstellte. Die drei Rapper, die multilingual auf Französich, Englisch und Deutsch spitten, hatten richtigen Spaß an der Sache, sehr locker und unverkrampft, fast spielerisch wirkte daher auch ihr Gig. Da spürte man die Energie bei weit über 30 Grad brütender Nachmittagshitze, live performen können sie fast wie „Alte Hasen“, egal bei welchen Temperaturen. Live-Band, Tänzerinnen und FreundInnen wurden dann zur Verstärkung auch noch auf die Bühne geholt, insgesamt sehr erfrischend und ein Versprechen für die Zukunft. T-Ser übernahm dann nach einer größeren Pause, die immer mit grässlicher Musik und jeder Menge Werbeschaltungen überbrückt wurde. Die Übergänge zu den Shows hätten ja nicht besonders innovativ sein müssen, ein DJ, der auch den HipHop-Flavour aufrechterhält, hätte da schon genügt. T-Sers Slot wurde durch die obligatorische Bürgermeisterrede begrenzt, pikanterweise konnte er auch deshalb nicht „Austrophobie“ performen, den Track, auf den er im Verlauf der gefühlten 15 bis 20 Minuten die ganze Zeit hingearbeitet hat und der ein politisches Statement darstellt, das im Rap in Österreich seinesgleichen sucht. Eine Interpretation bleibt da jeder und jedem selbst überlassen. Oft liegt ja auch in der Kürze die Würze, T-Ser bewies wie auch schon am KRUNK seine Qualitäten als Live-Performer.

Das Bruderpaar Andi & Alex debütierte am Donauinselfest mit Liveband (trauen sich wahrscheinlich auch nicht viele) und das Experiment ging voll auf. Der eigentliche DJ wurde zum Back-Up umfunktioniert und ihr Album auf Tonträger Records „Blues“ stand im Zentrum ihres Auftritts. Aber auch von ihrem Erstling „Wir & Ihr“ spielten sie eine Reihe von Tracks, unter anderem „Ois in Butter“ und „Big L“, eine weitere HipHop-Hymne auf die Stahlstadt, in der Huckey von Texta rappt: „nur da Burgermaster is a klassischer Waschschlappn, z’earst ois foisch machn und si dann wundern über Wahlschlappn“. Da kamen ungewollt Erinnerungen an die vorher erwähnte Episode mit T-Ser hoch…
Hoch blieb ebenfalls das Niveau am „Insel“-HipHop-Freitag 2013 und Monobrother rippte die Show, was nicht nur an seiner Körpergröße lag. In die 25 Minuten Spielzeit legte das „Veilchen“ jede Menge Power und pickte auch die richtigen Nummern für so einen Rahmen, eingeleitet wurde das Feuerwerk mit dem ersten Track vom „Unguru“-Album „Intro/Wieda Do“. Weitere Nummern von diesem feinen Release mit großem Wiedererkennungs- und Festivalpotential wie „Unguru“, „Prinzessin G’spritzt“, „Der Wurm“ und am Ende seiner Show „Modernisierungsverwirrter“ folgten. Einige Male unterstütze ihn die „Bagage“ von der Wienzeile, unter anderem bei „Teddybär“, wo eine überdimensionale Ausgabe eines solchen im Publikum die Runde machte. Das Areal füllte sich bis zum Auftritt von Monobrother sukzessive, in den ersten Reihen war aber schon mal gut was los, was auch an der stetig wachsenden Fanbase des Honigdachs-Members liegen dürfte.

Monobrother hatte die Latte ordentlich nach oben verschoben und für A Geh Wirklich!? einige Fußball- und Dialekt-Stile vorgelegt. A-Geh war am Anfang seiner Rapper-Karriere sehr erfrischend für HipHop in Österreich, prägte vielleicht ein Wiener Dialekt-Rapgenre, das man als „Heurigen“-Rap verkürzen könnte, immer den Wink mit dem Spritzerglasl und Wiener Schmäh inklusive. Gebackupt wurde A-Geh von Fuchs MC, und ohne jemanden nahe treten zu wollen, fiel die Performance gegenüber ihrer Vorgängerin etwas ab. Es ist ja kein Geheimnis, dass die sagenumwobenen, kraftvollen Auftritte der Rooftop-Clique und ihrer Mitglieder eher der Vergangenheit angehören. Daran konnten auch etablierte Hits, fast Gassenhauer, wie „Sacklbicka“, „Supasumma“ und „Samma uns ehrlich“ sowie Gastauftritte von der Penetranten Sorte nicht viel ändern.

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Nachdem Dialektrap bis hierher das Geschehen prägte, folgten mit Fiva und dem Phantom Orchestra diesbezüglich ein Stilbruch. Die Wahl-Wienerin ist schon lange im Game, hat unzählige Live-Konzerte gespielt und immer wieder Locations und Hallen gefüllt. Gemeinsam mit der von Stephan Kondert orchestrierten Liveband hat sie sich einige Nummern zugelegt, die durch und durch Festival-Charakter haben und bis dahin war das Gelände rund um die FM4-Bühne schon sehr gut gefüllt. Die Stimmung war schon am Köcheln und Pharcyde (ohne Imani und E-Swift) legte noch ein Schäuflein nach. Dicke Rauchschwaden, über die Lungen ausgestoßen von „Haschgiftspritzern“, überlagerten da bereits einen Großteil des Areals. Es erinnerte alles sehr an legendäre Vorgänger am Donauinselfest, 90ies-Vibes inbegriffen, unterfüttert von Hits wie „Passin’ me by“ und „She said“ und vielen, vielen mehr. Den Deckel setzten Texta und die SK Ambassadors dann zum Glück nicht auf diese brodelnde „HipHop-Soup“ drauf, sondern zeigten wieder einmal mehr im Zusammenspiel mit Live-MusikerInnen und Sängerin Lylit, wo da in Sachen Live-Performance der Hammer in der Kategorie HipHop in Österreich hängt. Ganz dem „20 Jahre Texta“ – Motto entsprechend gestaltete sich der Ablauf der Show, „The Greatest Story“ vom „Paroli“-Album war eine der Einstiegsnummern, von „Daha Daha“ („So oder so“) gab es die Special-Live-Version mit Gesang von Lylit über „Sexual Healing“ von Marvin. „Gediegen“ waren auch „Walkmania“, „Nachtmensch“ und „Millionen Personen“, bevor man in die Zielgerade einbog, mit dem Dialektkracher „Koida Kaffee“, „Schaun“ sowie „You’re driving me wild“ und „Sprachbarrieren“. Am Ende luden die Altmeister zur Audienz auf die Bühne und initiierten einen Freestyle-Cypher, an dem sich die meisten Acts dieses Tages die Ehre gaben. Angesichts des 20-Jährigen von Texta hoffen viele ihrer Fans auf eine Karriere wie jene der Marseille-Legenden „IAM“, die auch noch mit 50+ die jüngeren Generationen inspirieren und es einfach nicht lassen können.

Die Highlights der Auftritte auf der FM4-Bühne sind über die FM4-Seite nachhörbar. Außerdem hat der Autor dieses Beitrags im Rahmen eines Interviews mit mics&beats über das Krunk Festival sowie das diesjährige Donauinselfest gesprochen.

(SA)