"The hardest thing to do is something that is close…
Dass der ORF sparen muss, ist eine bekannte Sache. Die fetten Jahre sind schließlich auch am Küniglberg vorbei, jeder Cent muss, so zumindest die Beteuerungen, mindestens zweimal umgedreht werden. All das ist verständlich und wird auch der größte Kritiker des Senders nachvollziehen können (wobei man hier nicht die Frage danach unterschlagen sollte, wieso es überhaupt soweit kommen konnte). Allerdings scheint es so, als würde der ORF hier einen kapitalen Fehler machen: er spart an den falschen Stellen. Schon der angekündigte (und dann zurückgezogene) Ausstieg beim Ingeborg Bachmann-Preis sorgte für ein (negatives) Medienecho, weit über die Landesgrenzen hinaus.
Doch dem nicht genug, soll nun auch bei der heimischen Musik gespart werden: der ORF kündigt die Streichung seiner Unterstützung des heimischen Musikfonds an.
Damit dürfte sich der Rundfunk in das eigene Fleisch geschnitten haben, denn auch hierauf wurde reichlich Kritik geernet – die Facebook-Gruppe „ORF- Nicht wie wir“, welche seit nicht einmal zwei Wochen online ist, kann schon über 8.000 Mitglieder vorweisen – und das zu Recht. Der ORF untermauert mit der Aufkündung des Fonds schließlich eines: einheimische (Pop-) Musik ist ihm egal bzw. weit nicht so wichtig, wie es eigentlich sein sollte. Eine traurige Erkenntnis, die aber keineswegs neu ist, wenn bedacht wird, wie es der ORF mit der Musikcharta (welche eine freiwillig Verpflichtung des Rundfunks, einen Anteil von 33% einheimischer Musik im Radio zu spielen) hält: diese wird kaum beachtet, der an Reichweite stärkste Sender Ö3 hat insgesamt nur 6% an österreichischer Musik im Repertoire. Sendungen, die sich mit heimischer Popmusik beschäftigen (als Beispiel, wie so etwas aussehen könnte, dient die Reihe On3-Startrampe im Bayrischen Rundfunk) sucht man im Programm des ORF ebenfalls vergebens.
Wenn dann noch die Ankündigung kommt, den Sender FM4, der als einzige Institution eine ganze Reihe von popkulturellen Felder abdecken muss, möglicherweise einzustellen, dann fühlt man sich echt wie in einem falschen Film. Bizzarer wird das Ganze noch, wenn der ORF mit einer Reihe an teuren Prestigeobjekten prahlt: Fußball-WM, Olympia, „Dancing Stars“ – alles machbar, alles leistbar. Förderung österreichischer Popmusik? Anscheinend verzichtbar. Wäre alles halb so schlimm, wenn es schließlich nicht ein öffentlich-rechtlicher Sender (ja, auch wenn man’s kaum glauben mag) wäre, der bestimmte gesetzliche Vorgaben erfüllen muss, zu welchen „die Vermittlung und Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft“ sowie „die angemessene Berücksichtigung und Förderung der österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion“ gehören. Ob dies vom ORF noch im vorgegeben Maße erfolgt, steht zumindest in Zweifel.
Doch zurück zum eigentlichen Ausgangspunkt der ganzen Diskussion, zum österreichischen Musikfonds: Dieser wurde grundsätzlich auch dazu eingerichtet, um den „Kreativstandort“ Österreich zu stärken. Eine schwierige Aufgabe, besonders in Anbetracht dessen, dass es viele österreichische Künstler aufgrund der jetzt schon eher dürftigen Unterstützung in das Ausland verschlug – Raf 3.0, welcher sich ebenfalls der Initative „ORF – Nicht wie wir!“ angeschlossen hatte, zog es etwa nach Berlin, genau wie weitere, erfolgreiche österreichische Rapkünstler wie Chakuza. Werden die Fördermittel nun weiter reduziert, kommt Österreich wohl nichts anderes übrig, als einen weiteren verstärkten „Braindrain“ kreativer Köpfe in die Nachbarländer akzeptieren zu müssen. Ein musikalisches Matthias Steiner-Schicksal wäre somit vorprogrammiert. Und das kann auch nicht im Interesse des öffentliche Rundfunks sein.
Links: ORF- Nicht wie wir! Facebook Page, Österreichischer Musikfonds (Info)
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