Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Alles hat mit einem Schlagzeug in der Kirchengemeinde der Eltern begonnen. Mittlerweile ist Anderson .Paak auf Dr. Dres Label Aftermath Entertainment gesignt und hat im Jänner sein zweites Album namens „Malibu“ veröffentlicht – eine Zusammenarbeit mit Flying Lotus hat er ebenso angekündigt. Da haben die Menschen von den Nebenzimmer Sessions und Beat The Fish den Hype der Stunde früh erkannt und den Musiker aus Kalifornien rechtzeitig nach Wien geholt. Einen Tag nach Slum Village wird so der ausverkaufte Jazzclub Porgy & Bess erneut zu einem musikalischen Hotspot der Stadt.
„Are you ready for party?„, fragt Anderson .Paak um zwei Uhr nachts mit seiner prägnanten Stimme und erscheint hüftenkreisend auf der Bühne. Er schickt Grüße an Dr. Dre und fordert die Konzertbesucher, die von der Wiener Live-Band PHANDA gut eingestimmt wurden, zum Tanzen auf. Eigentlich nicht nötig, selbst die Besucher auf der Galerie sind längst aufgestanden, um sich zu der Neo-R’n’B-Soul-Mischung mit Einflüssen aus Afrobeat, Jazz, Funk und Trap zu bewegen. Unterstützt wird der Produzent und Rapper von seiner Band, die meiste Zeit wechselt er selbst zwischen Drumset und Mikrofonständer, dirigiert dabei mit den Sticks als wäre das Publikum sein Orchester. Zwischendurch wird Soul-Legende Curtis Mayfield mit einem Cover geehrt. Dabei versprüht .Paak so viel Lebensfreude, dass man es dem Musiker gleichtun muss und mitlacht. Gute Laune steht generell an erster Stelle. Anderson .Paak fegt über die Bühne, nimmt sie vollkommen ein und entertaint alleine wie ein ganzes Ensemble. Einziger Kritikpunkt: der Sound. Gerade bei den Nummern, bei denen .Paak am Schlagzeug sitzt, wirkt der Ton etwas undifferenziert – was sich aber in der zweiten Hälfte des Konzerts auch bessert.
Schön zu sehen, dass auch die heimische Musikszene vertreten ist. „Anderson .Paak ist der Hype, der berechtigt ist, und genau die richtige Mischung aus Future und Past mit sich bringt. Seine Musik und Dance-Moves sind so seductive, dass viele Frauen kreischen, aber trotzdem headnodden können„, beschreibt die Wiener Sängerin Soia den Abend. Stanley Stiffla, DJ und selbst Veranstalter bei Fear le Funk, meint, dass Anderson .Paak aktuell die vielleicht mit-interessanteste Soulmusik mache und sagt zum Konzert: „Mit einem Wort? Blast. Grandiose Show.“ Ähnlich sieht das Ra-B vom Dusty-Crates-Kollektiv: „Eine trippige Zeitreise mit Abrisscharakter. Es wird schwer, das dieses Jahr zu toppen“. H∆NN∆ x D!ZZY, die für die Musik nach dem Konzert zuständig waren, erklären die Show zu einem der besten Konzerte, die sie je erleben durften. „Anderson .Paak bringt durch sein energetisches Auftreten richtig Stimmung ins Haus. Was uns auch sehr freute, war, dass die herausragend produzierten Beats nicht zu kurz kamen. Und seine Stimmgewalt will auch erwähnt sein. Er beherrscht alles. Rappen, singen, er hat ein unglaubliches Repertoire an Moves auf der Bühne, wie James Brown. Und tja … er ist halt schon ein ziemlich sexy Motherfucker.“ Auch Produzent Clefco reiht sich in diesen Lobreigen ein: „Anderson .Paak ist ja momentan einer der meist gefeiertsten Artists, und das völlig zu Recht. Am Mic und an den Drums ist der Typ einfach ein BEAST! Für mich eine der besten Shows, die ich bis jetzt gesehen habe.„
Zum Abschluss des Konzerts gibt es „Luh You“ aus dem Debütalbum „Venice“, ohrenbetäubenden Applaus und viel Liebe für ein großartiges Publikum. Gut gelaunt gesellt sich Anderson .Paak schließlich auch noch zum Merchandise-Stand, signiert Autogramme und macht Fotos mit den Konzertbesuchern. Wirklich schön zu sehen, welchen Spaß der Musiker bei seinen Auftritten hat, „I just try to express the art (…) and inspire and put things out that people are going to feel good about — feel good and sexy, and the things I feel when I’m making it„, nennt er diesen Prozess selbst in einem Interview. Vielen Dank an Nebenzimmer Sessions, dass sie den nächsten großen Star so früh erkannt haben und diesen schon jetzt nach Wien geholt haben. Für die nächste Show werdet ihr aber definitiv eine größere Location brauchen.
Die nächste Nebenzimmer Session von PHANDA findet am 26. März statt – mit PHANDA, Average und der großartigen Lylit, die beim ehemaligen Motown-Records-Labelchef Kedar gesignt ist.
Text: Julia Gschmeidler
Fotos: Alexander Gotter & Daniel Shaked
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.