Ohne Support, aber dafür mit deutscher Pünktlichkeit, stürmen Teesy und die vierköpfige Band, begleitet von begeisterten Rufen die Bühne des Chaya Fuera – für den Berliner kein unbekannter Ort, trieb ihn schon die Glücksrezepte-Tour 2015 hierher. Mit dem ersten Takt von „Wünsch dir was“ überträgt sich die Energie der Band auf den vollen Clubbereich und ebbt während der gesamten Show nicht einmal ab. Beachtlich, da die fünf seit sechs Uhr früh unterwegs sind – von Berlin nach Wien – und dies auch die vorletzte Station der „Wünschdirwas“-Tour ist. Teesy scheint in Auftritten seine „Glücksrezepte“ gefunden zu haben und erklärt dem Publikum, dass man, „wenn man für 1,5 Stunden hier oben auf der Bühne steht, mal alles vergessen kann“ und fordert mehrmals auf, genau das zu tun… zu tanzen und den Abend zu genießen.
Die roten Scheinwerfer wechseln zu blau und Teesy durchstößt seine dynamische Performance mit einer ausnahmsweise gefühlvollen Version von „Nie mehr“. Die ersten Feuerzeuge erscheinen dann bei „Ein Fuß nach dem anderen“. Das nur von Keyboard begleitete Lied ist ein Cover von Jessie Js „Who You Are“ und Teesy baut passend dazu „She Keeps Me Warm“ von Mary Lambert ein, eher bekannt als Refrain von Macklemores „Same Love“.
Mit „Elisabeth“ und „Generation Maybe“ reißt er das Publikum schließlich wieder aus dieser Melancholie. Die Interaktion mit dem Publikum funktioniert hervorragend, mit kleinen Geschichten leitet Teesy seine Songs ein, lässt die Menge ganze Refrains singen, zeigt sich solidarisch und teilt sein Glas Ginger Ale. Teesy bedankt sich nochmal beim Publikum, dem Veranstalter, der Band, dem Tontechniker und seinen Eltern, und verlässt nach „Danke“ und der Aufforderung „jetzt liegt’s an euch“ die Bühne.
Nach einigen Rufen startet mit „Ein Wort“ die Zugabe und „Jackpot“ treibt die Stimmung nochmal auf die Spitze. Aus dem Publikum tönen immer wieder Songwünsche und – um allen gerecht zu werden – improvisieren sie eine schnellere Version von „VW Bus“. Der eingesprungene Gitarrist kennt das Lied zwar nicht genau, orientiert sich für die Chords aber einfach am Keyboard. Mit The Commodores‘ „Easy“ als Intro für „Keine Rosen“ wird Teesy ein letztes Mal sentimental und entlässt das Publikum schließlich in die Nacht.
Fazit: Von Tour- oder Reisemüdigkeit kann bei Teesy keine Rede sein, er und seine Band sind mit Elan, Freude und Begeisterung auf der Bühne. Eigenschaften, die sich sofort auf das Publikum übertragen. Bis auf ein Lied performen sie alle Songs von dem Album „Wünschdirwas“ und bringen in einer knapp 100-minütigen Show 20 Songs unter. Teesy improvisiert, baut fremde Songs mit ein und zeigt, dass deutscher R’n’B nicht nur schmalzig ist – der „Raopmantiker“ in ihm kommt aber auf alle Fälle durch. Das Interview mit The Message gibt’s hier.
Weitere Bilder des Abends:
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