Knapp ein Jahr ist es her, dass die drei Rapper der Antilopen Gang das letzte Mal in der Ottakringer Brauerei gespielt haben, doch kommt wohl jedem die Zeit schon viel länger vor – extreme Vermissung und so! Das gestrige Konzert wurde aufgrund der enormen Nachfrage kurzerhand vom Flex in die Arena verlegt und dank Locationwechsel konnten noch ein paar mehr Menschen in den Live-Genuss kommen. Die restlos ausverkaufte Show startete mit Juse Ju, der dieses Jahr als ewiger Support-Act der Antilopen Gang sowie Fatoni verdammt ist. Leider zu Recht, bevor er große Hallen alleine füllen kann, wird es aufgrund der eher eintönigen Show wohl noch einige Zeit dauern.
Da die Deutschen für ihre Pünktlichkeit weltweit bekannt sind, wollen sich anscheinend auch Danger Dan, Koljah und Panik Panzer mit der Eigenschaft rühmen und springen Punkt neun Uhr auf die Bühne. Aufgeregt spielen sie als Intro „Das Trojanische Pferd“ an und läuten mit „DIE KYNGZ SIND BACK!!!1″ aus dem „Abwasser“-Mixtape den Auftakt ein. Jeder im Saal weiß: Die Show wird ziemlich gut werden. Im ersten Drittel des Konzerts erzählen die Antilopen uns etwas aus dem „Leben eines Rappers“ und spielen einen ihrer HipHop-Songs nach dem anderen, was sich während der Show noch ändern wird.
Mehr Punk als HipHop
Dann plötzlicher Szenewechsel, die Bühne verwandelt sich und – schwupps – steht das Trio mit einer voll besetzen Band vor der Menge. Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist. Der Gitarrist kommt eingefleischten Punk-Fans sofort bekannt vor und tatsächlich: Fabi Feuer von der Deutschpunk-Band Kotzreiz! Das ist schon verdammt gut. Das Trio liefert ein astreines Punkkonzert und lässt seine Besucher sich in der Wall of Death die Köpfe einschlagen. Rap ist der neue Punk. Deutschrap muss sterben, damit wir leben können. Viel Zeit zum Plaudern bleibt da zwischen den Songs nicht. Und auch das Publikum sieht nicht nach einem Rapkonzert aus – jeder trägt schwarz, viele T-Shirts und Pullover mit linker Politik-Message. Sogar einige Turbojugend-Kutten waren in der Menge zu sehen.
Danger Dan, Koljah und Panik Panzer holen den „Goldenen Presslufthammer“ raus, zerstören die Menge einmal komplett, bevor sie ihre Fans mit „Pizza“ wieder aufpäppeln. Falls sich irgendwer irgendwann Mal in seinem Leben gefragt hat, was Beate Zschäpe wohl so hört, die Antilopen haben die Antwort: U2. Danach verteilen sie noch Bussis und singen schöne „Liebe Grüße“. An dieser Stelle auch einen lieben Grüß von The Message an Arcadia. Danke fürs großartige Booking. Herz.
Fazit: Die Antilopen Gang steht für Ausnahmezustand auf der Bühne und Unterhaltung pur. Eine gelungene Mischung aus alten Songs und dem aktuellen Album „Anarchie und Alltag“ (Review) lassen niemals Langeweile aufkommen. Nach diesem Konzert ist allerdings auch dem letzten Besucher die Nähe zum Punk mehr als klar. Die neue Platte funktioniert – egal ob mit oder ohne Feature der Zusatzplatte. Aber gerne hätten wir die Antilopen mit Punkgrößen aus der Szene wie Wolfgang Wendland von den Kassierern oder Mc Motherfucker von Terrorgruppe gemeinsam auf der Bühne stehen sehen.
Ein ausführliches Interview mit der Antilopen Gang über ihr Engagment in Die Partei, Georg Kreisler, kritische Auseinandersetzung mit dem Deutsch-Sein und antifaschistischen Selbstschutz findet ihr hier.
Weitere Fotos vom Konzert:
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