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„Wir sind jetzte Freunde, Wien“ // Käptn Peng & die Tentakel von Delphi Live

„Wir sind jetzte Freunde, Wien“ // Käptn Peng & die Tentakel von Delphi Live

Käptn Peng & die Tentakel von Delphi live in der Arena Wien // Alle Fotos von David Lindengrün

Ein paar Scheinwerfer und das spärliche Licht aufgestellter Glühbirnen tauchen die Bühnen in dezentes Orange. Neben herkömmlichen Instrumenten wie E-Gitarre, Keyboard und Kontrabass finden sich zwei fantasievoll zusammengebastelte Schlagwerke  unter anderem mit Xylophon und einem Kehrbesen bestückt. All das halbkreisförmig um die Bühnenmitte angeordnet. Auf die HiHat ist ein Strauß aus Seiden-Sonnenblumen geklebt und eine einzelne rote Rose auf einer Stange, an der verschieden große Glöckchen und eine Triangel hängen. Im Mai stand das alles noch im WUK. Jetzt haben Käptn Peng & die Tentakel von Delphi in der Arena Wien Halt gemacht, um gleich zwei Shows hintereinander zu spielen. Und beide sind ausverkauft.

Die orange-farbenen Scheinwerfer gehen aus, am hinteren Bühnenrand flackert eine Taschenlampe. Das Publikum schreit und es ertönen laute Peng-Sprechchöre, während die Tentakel nach und nach ihre Plätze einnehmen. Bis auf Käptn Peng haben alle ihre Stirnlampen eingeschaltet. Sofort fällt auf: Boris fehlt. Statt ihm ist Rene eingesprungen, da dieser wie Peng später verraten wird am Vorabend Vater wurde: „Die schönste Abstinenz, die man sich für einen Bassisten wünschen kann.“ Trotz der Neubesetzung spielen die Tentakel problemlos, jammen auch mehrmals miteinander. Nur einen Songeinstieg verhunzt Rene, Peng nimmt das aber mit Humor und fragt, ob er denn überhaupt noch spielen wolle.

Wir haben schon einmal in der Arena gespielt„, erinnert sich Peng, „vor langer Zeit. Vielleicht vor 20 Menschen, das war schön. Das hier ist auch schön. Hallo Wien!“ Das ist nun sechs Jahre her. Damals war er zusammen mit seinem Bruder Shaban die Vorgruppe von Russkaja. Die Größe der Fangemeinde steht in keiner Relation zur heutigen. Wie auch bei der letzten Show versuchen sie, sich mittels „Neue Freunde“ mit dem Publikum vertraut zu machen, um nicht vor Fremden spielen zu müssen. Ohnehin sei „Freundesein viel schöner, als es nicht zu sein„. „Unten“ soll einander dann die dunklen Seiten näherbringen, die gehören ja schließlich auch zu einer echten Freundschaft dazu.

Obwohl Menschen für Käptn Peng & die Tentakel von Delphi laut eigenen Aussagen „komisch und suspekt“ sind, funktioniert die Kommunikation mit dem Publikum auch diesmal einwandfrei.  Sie stehen gerne auf der Bühne, scheinen dabei aber nicht extra für die Menge, sondern rein der Musik wegen zu spielen. Besonders Peng ist während der Songs sehr auf Text und Klang fokussiert und scheint die Umwelt nur peripher wahrzunehmen. Er springt und tanzt über die Bühne, tutet passend zum Rap und wickelt sich immer wieder ins Mikrofonkabel ein. Dies führt dazu, dass Shaban während der gemeinsamen Performance von „Sie mögen sich“ zweimal beinahe stolpert. Dabei trägt letzterer nicht nur die Fuchsmaske aus Pappe, sondern auch das Kleid, das er im Mai vergessen hatte mitzunehmen. Es ist rot mit weißem Blätterprint.

Unterdessen die Band Wasserflaschen ans Publikum verteilt, beginnt Käptn Peng den Satz „Wien, habt ihr Bock?“ zu beatboxen, endet mit einem „Wien, es war geil gewesen„, geht dann aber sofort in den nächsten Track über. Die einzelnen Songs erhalten durch Pengs Anmoderationen ihre ganz eigenen Geschichten, dazu setzt er sich „wie so ein Märchenonkel“ auf die vorderste Box. Da einmal das Gerät, das den Song einspielen sollte, nicht funktioniert, beginnt Peng zu freestylen, bis das Problem behoben ist. Dazu fordert er auf, „einfach so zu tun, als sei nichts, und alles ist voll geil. So ‚Wow! Ich bin ein lebendes Amphibium und habe Vorgänge zu tun!‘

Unter lauten Rufen kehren sie insgesamt zweimal auf die Bühne zurück und geben vier Zugaben. Eine davon ist ein erneuter Freestyle-Rap Pengs über die Zugabe selbst. Bei „Der Anfang ist Nah“ stoppt die Musik, als alle in Freeze stehen, betritt ein weiterer Aushilfs-Tentakel die Bühne und spiet ein Solo auf einer Bambus-Querflöte.

Fazit: Die Songauswahl ist dieselbe wie schon Mai. Etwas schade, da Käptn Peng mehr im Repertoire hätte. Ausgleichend dazu präsentiert er die Tracks aber etwas anders. Sowohl die Performance als auch einige textliche Veränderungen reißen da raus! Und trotz Neubesetzung gibt es keine Unstimmigkeiten auch der Sound in der Arena passt, hinten und in den vordersten Reihen. Wiedermal eine grundsolide Leistung von Käptn Peng & die Tentakel von Delphi mit energiegeladenen 140 Minuten Spielzeit. 

 

Tickets für Käptn Peng & die Tentakel von Delphi sind noch für den 9.12.2017 erhältlich, beim Bergfestival in Saalbach-Hinterglemm.

 

Weitere Fotos des Abends:

 

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