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Austro Round-up (KW 19/19)

Austro Round-up (KW 19/19)

Austro Round-up

Auch abgesehen von der Dorian-Pearce-EP „Mission Statement“ und dem neuen KeKe-Video „Fugazi“ hatte die vergangenen Woche einiges zu bieten. Wie gewohnt von uns im Round-up zusammengefasst.

Franz Fuexe – >Musik

Dass auch das dritte Release der Franz Fuexe keine leichte Kost wird, deuteten bereits die Vorboten „Everybody Linksextrem“ mit DRK & FOZ, „Hoit de Goschn (Rapid spüt)“ sowie das am 1. Mai erschienene „Arbeiter horcht“ an. Mit „> Musik“ gekonnt großspurig betitelt, setzt das Mostviertler Dialekt-Crossover-Quartett auf ein hohes Aggressivitätslevel – das sich verstärkt gegen die „rechte Bagage“ und weitere gesellschaftliche Abgründe gerichtet –, und selbstironisch ausfallende Lyrics, allesamt in gewohnt rabiater Manier von Luca Mayr eingebrüllt.

Für die acht kurzen Tracks haben die Honigdachs-Neuzugänge gemeinsam mit dem unter anderem für Bilderbuch oder Russkaja tätigen Produzenten Zebo Adam am Sound gewerkelt. Die Fuexe – das selbsternannte „Pendant zu Andi Gabalier“ –, bleiben trotz der labeltechnischen HipHop-Annäherung und dem vielseitigen musikalischen Background des Produzenten den punkigen Gefilden treu und lassen ihrem Grant freien Lauf. Einzig das Instrumental zum Abschlusstracks „Gewalt und Verstand“ sticht gehörig heraus.

MochDaKopf – Büda vor di Augn

Ebenfalls frisch im Dachsbau ist MochDaKopf, der die steirische Labelsektion nach siebzig prozent und Fate erweitert. Mit „Büda vor di Augn“ ist kürzlich ein Vorbote auf sein für Juni angekündigtes Debütalbum „Wandel“ erschienen. Der Albumtitel ist der persönlichen Weiterentwicklung seit dem Umzug von der Obersteiermark nach Graz gewidmet: „Am Anfang hatte ich noch keinen Plan, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Seit gut einem Jahr bin ich in der Sozialarbeit tätig und damit sehr glücklich,“ erklärte er vergangenen Herbst im Zuge unserer Videopremiere von „Stay Firm“. Auch auf dem neuen Track präsentiert sich MochDaKopf emotional und lässt auf einem Beat von Truemental diverse Episoden aus seiner Vergangenheit hochkommen – sowohl persönlich als auch raptechnisch. Starke Sache.

Broludos – Circle

Heiße Luft goes international! Für die Überraschungs-Free-EP „Circle“ haben sich Nilo und Fant von Kopf an Kopf ab mit Clemdelacreme, einem Rapper aus Chicago zu den Broludos formiert. Soweit die Kurzfassung. Aber verwirren wollen sie uns (und wir euch) auch: Die beiden Wiener bekommen auf der dreisprachigen EP Unterstützung von einem US-Amerikaner, den Nilo in seiner Zeit in Buenos Aires kennengelernt hat. Der besagte Clemdelacreme lebt mittlerweile zwar in China, seine englischen und spanischen Parts hat er aber in Wien eingerappt. Äh, was? Aso ja, kein magisches Dreieck, denn alles ist ein Kreis! Die vier von Fant produzierten Tracks sind nämlich auch rund und behandeln etwa Dinge wie den Kreislauf des Lebens oder das Vegetieren an verschiedenen Orten rund um den Globus.

arad – passiert.

Arad lässt passieren, was halt so passieren muss. Sei es auf der Party am Klo zu schmusen, mit den Homies über alles Mögliche zu reden oder hinzufallen und danach wieder aufzustehen. Ob dies für Arad negative oder doch positive Geschehnisse sind, die einfach so passieren, stellt er dabei gar nicht zur Debatte, denn: „Egal was passiert, Bruder, lass es passieren“. Diese Gleichgültigkeit hört man auch in Arads Stimme, allerdings klingt der Song dabei nicht so, als würde er sich gerade langweilen, sondern viel mehr so, als würde er nachts um vier Uhr leicht vernebelt durch die leeren Gassen Wiens spazieren und die Atmosphäre der Thematik widerspiegeln. Der ruhige und eingängige Beat kommt von JKB, gepaart mit dem Video und Arads klarer Stimme entsteht so ein stimmiges Gesamtbild. Die „Bruder, passiert“-Line bleibt dabei als Ohrwurm im Gedächtnis.

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Foto: Lara Heußner

Palavra – Nur bei mir allein

Zu rappen sei befreiend für Palavra, sagt er auf seinem neuen Track „Nur bei mir allein“ und ergänzt den Boombap-Beat mit vollgepackten Lyrics im Storytelling-Style. Selbstreflektiert betrachtet er dabei seine eigene Präsenz aus Rapper und stellt fest, dass für Außenstehende die harte Arbeit, die Zeit und der Schweiß hinter all dem nicht erkennbar sind. „Ich hab es so schwer, die anderen haben’s sicher leichter‘ / sagt sich jeder Zweiter, der sein eigenes Ziel nicht erreicht hat / Denn jeder hat sein Päckchen zu tragen / hör’ auf zu sagen deins wär am schwersten beladen.“

Text: Simon Nowak & Chiara Sergi