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Beatshizzle (Oktober/17) // Beats & Instrumentals

Beatshizzle (Oktober/17) // Beats & Instrumentals

In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit einem eigenen Artikel gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten.

L’Orange – The Ordinary Man

Nachdem L’Orange in den vergangenen Jahren Alben für Kool Keith, Jeremiah Jae und Mr. Lif produziert hat, ist nun wieder ein Solo-Album an der Reihe. Die Release-Dichte ist besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Produzent in den vergangenen zwei Jahren mit einem Tumor im rechten Ohr zu kämpfen hatte. Einige Operationen waren nötig, als Folge ist das langjährige Mitglied der Mello Music Group auf dieser Seite fast taub. Der Musik haben die gesundheitlichen Probleme nicht geschadet – die Instrumentals auf seinem jüngsten Werk sind besonders akribisch arrangiert, wobei wie gehabt Film-Noir- und Soul-Einflüsse dominieren. Thematisch dreht sich die Tracks um einen desillusionierten Zauberer, der im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen nicht nur betrügerisch vorgaukelt, sich letztlich aber aus Enttäuschung und Verbitterung vor massenhaft Zuschauern von seinem Leid erlöst. Einige Rap-Parts runden die wunderbaren Instrumentals ab, vertreten sind etwa Oddisee, Del the Funky Homosapien oder Blu & Exile. – Simon Nowak

Christian Scott aTunde Adjuah – The Emancipation Procrastination

Der in New Orleans beheimatete Christian Scott aTunde Adjuah steht für moderne Jazz-Fusion-Klänge, die er in konstant hoher Qualität und Quantität hinausfeuert. Der Multiinstrumentalist (absolutes Spezialgebiet: Trompete), Komponist und Produzent schließt mit seinem bereits dritten Release anno 2017 „The Centennial Trilogy“ ab. Als sein Markenzeichen hat sich das großartigen Trompetenspiel in Kombination mit Trap-Elementen herauskristallisiert. Der gezielte Einsatz von Percussion und weiteren Blasinstrumenten rundet die basslastigen Melodien und satten Drums ab. Besonders überzeugen können etwa der (Selbst-)Remix von „Ruler Rebel“, „The Cypher“ oder „Videotape“. – Simon Nowak

Glen Porter – Mr. Vampire & The Deadly Walkers

Als Spezialist für gitarrenlastige, psychedelisch angehauchte Beats steht Glen Porter bei mir hoch im Kurs. Der Kalifornier kreiert auch auf seinem jüngsten Werk einen wunderbaren Stoner-Flavour, der diesmal besonders düster ausfällt und in nächtlichen Stunden seine volle Wirkung entfalten kann. Erstmals setzt er dabei als Ergänzung vermehrt seine brachiale, rauchige Stimme ein, um von einem durch Wüstengebiete umherstreunenden Vampir und seinen Kumpanen zu berichten. – Simon Nowak

SterilOne & LBL – Kontraste

SterilOne, der von Wien aus mittlerweile beachtliche internationale Zusammenarbeiten vorweisen kann, hat sich für das aktuellste Projekt mit den Jungs von LBL zusammengetan. „Kontraste“ heißt das Album, das daraus entstanden ist und macht seinem Namen alle Ehre. Abwechslungsreiche Beats mit Liebe zum Detail und interessanten Samples – hätte nicht gedacht, dass man t.A.T.u.–Samples so genial verarbeiten kann, wie es auf „all she said is heaven“ geschehen ist.  Den Track und das gesamte Album kann ich jedem nur ans Herz legen. – Simon Huber

Degiheugi – Bagatelle

In seiner Heimat Frankreich zählt Degiheugi zu den etablierten Abstract-HipHop- und TripHop-Vertretern. Auch auf seinem jüngsten Werk „Bagatelle“ vereint er gekonnt ein Potpourri an Einflüssen zu einem Gesamtwerk voller melodischer Tracks, die sich schwer in eine Schublade stecken lassen. – Simon Nowak

Ras G – My Kinda Blues

Seitdem Ras G 2008 mit The Afrikan Space Program „Ghetto Sci-Fi“ veröffentlicht hat, ist der experimentierfreudige Beatbastler ein etablierter Bestandteil der großen Beatszene von L.A. Sein jüngstes Werk „My Kinda Blues“ fungiert als Nachfolger seiner mit abstrakt groovenden Klängen überzeugenden „Baker’s Dozen“-Ausgabe. – Simon Nowak

Hydrogenii – Next Heap Of Sequences

Nachdem Hydrogenii seit einigen Jahren unter anderem als Teil von PH-Wert – er scheint ein Faible für Chemie zu haben – einige Werke auf Bandcamp veröffentlichte, konnte er Mitte des Jahres mit dem gemeinsamen Album mit Wilczynski, zu dem er die B-Seite beisteuerte, eine breitere Masse überzeugen. Nun erschien mit „Next Heap of Sequences“ seine erste Vinylveröffentlichung über POSTPARTUM., das wie immer ein hervorragendes Ohr für underrated Produzenten beweist. Das Album ist nur für sich stehend großartig, sondern festigt auch den Qualitätsanspruch, den POSTPARTUM. in den letzten Monaten immer wieder gelegt hat. – Simon Huber

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Samiyam – Pizza Party

Verspielte, Synthie-lastige Tracks prägen „Pizza Party“ von Samiyam. Der in L.A. lebende Produzent hat dafür gänzlich auf Samples verzichtet. Als Ergebnis stehen warme, relaxte Soul-Sounds In Kombination mit einem leicht düsteren Charakter. Das Outro hat das Stones-Throw-Mitglied gemeinsam mit Jonwayne gebastelt, der allerdings keinen Rap-Part beigesteuert hat. – Simon Nowak

Illinformed – Psychosis

Illinformed liefert auf „Psychosis“ auf gewohnt hohem Level BoomBap-Sound mit starker Soul-Prägung. Das knapp 30-minütige Release vereint vor allem ältere Beats, die der Londoner „many moons ago“ produziert hat. Schade, dass das Beattepe – obwohl es ausschließlich digital erschienen ist – nicht in einzelne Tracks unterteilt ist. – Simon Nowak

Twit One – Hay Luv

Nach einem hervorragenden Beitrag zur KEATS–Serie sowie der dritten EP mit Retrogott (4Trackboy&Echomann), erschien fast drei Jahre nach Twit Ones letzten Soloalbum „The Sit-In“ sein neuestes Werk „Hay Luv“. Der vom Künstler selbst als „Cool Bap“ beschriebene Sound featuret neben den Kölner Locals PBLouison und C.A. Ramirez auch die aus Bristol stammenden MCs Charlie Tappin und Turt, die sich mit ihren lockeren Raps optimal in das ansonsten rein instrumentale Album einfügen. – Simon Huber

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Ded Tebiase – Landspeed

Was Instrumental-Releases angeht, mausert sich das kleine britische Label Village Live zunehmend zu einer der Qualitätsinstanzen. Nachdem in den vergangenenen Monaten Joe Corfield, Aver, Remulak und Kuartz außerordentlich starkes Material abgelifert haben, ist nun Ded Tebiase an der Reihe. Der Produzent aus Bristol liefert auf „Landspeed“ durchwegs feine Kopfnicker, nebenbei sind auf ausgewählten Tracks einige MCs aus seiner Heimatstadt mit zumeist passablen Parts vertreten. – Simon Nowak

Frenic – Initiation – Monomyth Part 2

Ebenfalls in Bristol stationiert ist Frenic, der sich überwiegend melancholischen TripHop-Klängen widmet und im Oktober einen soliden zweiten Part seiner „Monomyth“-Triologie veröffentlicht hat. Nachdem der erste Teil dem Verlassen alltäglicher Gefilde gewidmet war, soll „Initiation“ die Hörer ins Unbekannte sowie die Unterwelt führen. Es ist jedenfalls eine Spur schwerer und düsterer gehalten als der Vorgänger. – Simon Nowak

Brous One – Cinta de Ritmos Vol. 3

Brous One, der ursprünglich aus Chile stammt, aber dank dem Retrogott schon seit einigen Jahren ein hohes Ansehen im deutschsprachigen Raum genießt (und mittlerweile auch in Deutschland lebt), ist bekannt für seinen rohen Boom Bap-Sound. Drei Jahre nach Vol. 2 wurde nun Teil 3 seiner „Cita de Ritmos“-Reihe veröffentlicht, eine Art „Lost Beats“, die diesmal aus den Jahren 2008-2012 stammen. Ohne das Rad neu zu erfinden, liefert Brous One wie gewohnt hochqualitativ ab, die „alten“ Beats sind noch lange nicht in die Jahre gekommen. – Simon Huber

Klasey Jones – Eleven

Dem Anime-Fan Klasey Jones gelingt die nahtlose Kombination von wavy Südstaaten-Sounds und melodischen Elektronic-Klängen. Der Protegé von Plastician konnte im Jänner mit seiner ersten EP „Foreign Buyers Club“ bereits sein Talent andeuten. Auf dem nun erschienenen Debütalbum „Eleven“ kristallisiert sich zunehmend ein Trademark-Sound heraus. Zeitweise erinnern die Tracks stark an die veträumten Produktionen von Blue Sky Black Death (etwa „Medinah Falls“ oder „Omega Supreme“), wobei sie im Vergleich zumeist schneller gehalten sind und eine eher düstere Stimmung entfalten. – Simon Nowak

See Also
Newcomer Forever von Yash

Knxwledge – HEX.11_

Drei Monate ohne Veröffentlichung bei Knxwledge? Höchste Zeit für eine weitere Ausgabe der Reihe „Hexual Sealings“! Die Release-Maschine aus dem Stones-Throw-Umfeld liefert schließlich beständig Beattapes. 2017 ist allerdings vergleichsweise ruhig verlaufen. Eine verdiente Ruhephase nach dem grandiosen, im Vorjahr erschienenen Album „Yes Lawd!“ mit Anderson .Paak. Heuer hat es bislang immerhin für fünf frische Instrumental-Sammlungen gereicht. – Simon Nowak

Funkmammoth – Night Shift

Fröhlich vibende Instrumentals sind das Spezialgebiet von Funkmammoth. Wie sein Name verrät, spielen dabei Funk-Einflüsse eine große Rolle. Mit „Night Shift“ ist dem fleißigen Produzenten und Studenten aus Iowa ein weiteres sauberes, melodisch groovendes Beattape gelungen. Gewidmet ist es übrigens der lokalen, christlichen Studentenverbindung „Beta Sigma Psi – Epsilon Chapter“. Ach, diese Amis. Aber beachtlich, dass er die digitale Version kostenlos vertreibt. – Simon Nowak

The Lion Ranger – Roar Beats

The Lion Ranger entspringt dem britischen Beat-Kollektiv Millennium Jazz Music und war bis dato hauptsächlich auf hauseigenen Compilations vertreten. Das erstes Solo-Album des Produzenten aus Leeds verknüpft Sample-Sounds und relaxte elektronische Klänge zu einem angenehmen, smoothen Gesamtwerk. Das „Roar“ im Titel bezieht sich also ausschließlich auf den Künstlernamen. – Simon Nowak

SonoTWS – We Can Get Along

SonoTWS aus Brasilien steht für sauber arrangierte Kopfnicker-Beats, die er mit klassischen Samplern ausschließlich auf Basis älterer Platten produziert und über das DIY-Label Tired Of People veröffentlicht. Abseits davon ist ihm Aufgeschlossenheit ein wichtiges Anliegen, wie die Benennung des Beattapes unterstreicht: „The message is that WE CAN GET ALONG! No matter your race, religion, sexual orientation, preferences… WE ALL CAN GET ALONG.“ – Simon Nowak

 

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