„Nicht mit mir!„, die heimische Rap-Szene ist sich einig. In seinem neuen Track schart Der Con einen Großteil der österreichischen Politrap-Avantgarde hinter sich. Ausgangspunkt ist der Rechtsruck der politischen Mitte. Mit Lines wie „Biologismus wie im Faschismus aus dem E-Book rauskopiert“ kritisiert er die Parteien und stellt sich klar gegen die Koalitionen Schwarz-Blau bzw. Blau-Rot. Mit ihm im Boot: Mirac, Noramazu, Selbstlaut, Samira Dezaki, Skero, Kid Pex, Yasmo, Def Ill und P.tah.
Der Track ist kein Impuls, vor der Wahl noch schnell mitzureden. Dahinter steckt ein langer Prozess. In einer anderen Form sei er bereits vergangenen Winter entstanden, als vorgezogene Neuwahlen langsam Realität wurden. Wichtig sei es, „Meldungen einem Reality Check zu unterziehen„, so Con gegenüber The Message. Daher kommen auch die Songinhalte nicht von irgendwo – sie sind unter anderem das Ergebnis von Besuchen des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands. Zudem habe er sich in Norbert Hofers Buch „Für ein freies Österreich“ eingelesen, in Dokumente von Amnesty International Austria, ZARA, Die Armutskonferenz und unzensuriert.at. Und in die Programme der Regierungsparteien. Einen wesentlichen Faktor bilden auch seine eigenen Erfahrungen, sein Umfeld und die Vergangenheit. In letzterer solle man zwar nicht leben, aber „aus besonderen Gründen beschäftige ich mich häufiger damit und mit der hat die Gegenwart ja auch zu tun – die Zukunft dann hoffentlich nicht mehr„. Schwarz-Blau ist zwar ein demokratisches Ergebnis und als solches legitim, für Con aber „unverständlich, wie man besonders die sozialen Themen in deren Hände legen möchte„. An die Periode der ÖVP-FPÖ-Regierung erinnert er sich als „kalte Zeit„.
„Wir können eh nur in der [Filter]bubble und an den Bubblegrenzen Leute erreichen„, womit Con nicht ganz unrecht hat. Besonders Algorithmen und die Filterung von Social-Media-Beiträgen machen es zusehends schwieriger, überhaupt auf gegenteilige Meinungen zu treffen. Aber die Chancen, dennoch eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen, sind nicht automatisch gleich null. Produziert von FVBIO und gemischt von Testa, bezeichnet Noisey den Track beispielsweise als „Grime-Banger, den man auch mal in den Klubs (mit K) spielen kann„.
Nichtsdestotrotz hat Con bisher immer wieder klare Wahlempfehlungen abgegeben. So positionierte er sich im Frühjahr 2016 zusammen mit vielen weiteren Rappern klar pro VdB. In Zusammenarbeit mit Mirac, DemoLux und P.tah entstand diesbezüglich der Song „Alexander Van der Bellen„. Weniger direkte Parteiwerbung, aber intensive Aufklärungsarbeit, liefert momentan die Initiative O5, in der besonders die HipHop-Community starkes Engagement beweist. Im Zentrum steht auch hier Awareness hinsichtlich des politischen Rechtsrucks.
Fakt ist, Österreichs Rap-Szene zeigt sich trotz dreimaliger Bundespräsidentenwahl und den vorgezogenen Nationalratswahlen keineswegs überdrüssig oder gar mundtot. Ein klares Statement lieferten diese Woche auch Kid Pex und Parasit ab. Sieht man sich die Regierungsparteien an, steht für die beiden fest: „Die Schande ist grande im Lande.“ Die Kandidaten seien unwählbar und korrupt. Am Ende deshalb ihre Wahlempfehlung: „KPÖ+ ist das einzig Vernünftige […] für eine Linke im Parlament„.
Entgegen aller Meinungen, wichtiger als das Kreuz an der „richtigen“ Stelle zu machen, ist überhaupt eines zu machen. Also: Geh Wählen!
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