Die Sonntagsmesse im WUK beginnt mit einer A-capella-Ansage von Sänger und Organist Cory Henry und seinen beiden Backgroundsängerinnnen. Die Botschaft: Habt eine gute Zeit und bewegt eure Hintern. Das Publikum, anfangs noch etwas verhalten, taut schnell auf. Nach kurzer Zeit bittet Henry seine Funk Apostels an die Instrumente. Mit einem James-Brown-Cover an zweiter Stelle zeigt die Band, was uns heute erwartet. Mantraartig wiederholte Gute-Laune-Botschaften, ausgedehnte Instrumentalsolos und jede Menge Funk. Das WUK lässt die Musiker im wahrsten Sinne des Wortes im besten Licht erscheinen. Ohne aufregende Strobos oder viel bewegte Scheinwerfer wirkt das Ambiente in der locker gefüllten Location warm und gemütlich.
Cory Henry hat seinen musikalischen Ursprung in Brooklyns Gospel-Szene. Er singt mit viel Gefühl und einer interessanten Stimme. Weltweit bekannt wurde er aber durch seine virtuosen Improvisationen an der Hammond B3, einer elektromechanischen Orgel. Auch heute spielt er die meiste Zeit auf dem Instrument, das an eine sperrige Holzkommode erinnert. Die Hammond legt breite, flächige Akkorde und sorgt für einen souligen Kirchensound, stellt sich aber auch extrem in den Vordergrund. Glücklicherweise halten sich die Instrumentalisten der Funk Apostels in vielen Songs zurück. Gitarre und Piano geben sich stoisch und geduldig, spielen während eines zehnminütigen Songs teils nur Akzente auf einem Chord. Die Drums sind reduziert und unaufgeregt. Der Bass legt sich wie ein weicher Teppich unter die Band. Leider fehlt zur Mitte des Sets, nach einigen ruhigen Nummern mit genau dieser Formel, etwas die Dynamik.
Die Erlösung kommt im letzten Drittel in Form eines brachialen Gitarrensolos. Unabhängig vom Instrument sind es die langen, abstrakt-jazzigen Solos, die einen vor lauter Funkyness mit verkniffener Mimik zurücklassen, als hätte man in eine Zitrone gebissen. Ich meine, irgendwann einmal den Begriff „Lemonface“ für genau diese Musikerfahrung aufgeschnappt zu haben, leider kann mir das Google nicht bestätigen. Richtig anstrengend wird es für die Backenmuskulatur, wenn Cory Henry von der Hammond B3 an den Moog Synthesizer wechselt. Der Sound ist präziser, die Tonfolgen fürs Ohr einfacher nachzuvollziehen. Henry spielt schnell und impulsiv, behält aber ein Gespür für wunderschöne Melodien und Motive. Besonders elegant ist dabei sein Umgang mit dem Pitch-Wheel, einem kleinen Rädchen, mit dem beim Moog die Tonhöhe leicht verändert werden kann.
Fazit: Cory Henry & The Funk Apostels spielen ein rundum gelungenes Konzert. Gemütliche Athmosphäre, klarer Sound und irrsinnig gute Musik lassen die Gäste glücklich zurück. Cory Henry ist nicht nur ein begnadeter Sänger und einer der besten Organisten der Welt, sondern auch ein starker Frontman und Dirigent. Egal, wie weit die Solos ins Jazznirvana abdriften, eine kleine Handbewegung und alle Funk Apostels sind wieder zurück beim Song. Das Publikum zeigt sich dankbar; nach nicht enden wollendem Applaus lässt sich die Band sogar zu einer zweiten Zugabe überreden.
Weitere Fotos vom Konzert von David Lindengrün:
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