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Das Loft wird zum Battle-Lokal (Dreistil-Review)

Das Loft wird zum Battle-Lokal (Dreistil-Review)

dreistil

Dreistil heißt das nach Aussage der Veranstalter „neue Rap Eventformat mit 100 % Hip Hop & Entertainment“. Auch wenn die Umsetzung etwas wackelig vonstatten ging, war das Konzept doch zumindest in der Theorie recht stimmig. In den Disziplinen „Freestyle“, „Accapella“ und „Song“ battlen sich Representanten des deutschsprachigen Wortsports und bilden damit den Aufhänger der Veranstaltung. Vom Moderator geleitet und vom Publikum sowie dem dreiköpfigen Jurygespann bewertet, sollte das Ganze doch eine runde Sache werden. Mit DJ FUNKY P an den Decks und durch die „Exclusive Show“ des deutschen Duos „HighLife“ wurde sogar um die Battles im Loft noch eine Art Rahmen gespannt.

Im „Accapella“-Battle trafen in zwei Halbfinalen der aus Deutschland angereiste DerFischer auf den einheimischen Fellowsoph, sowie Jer MC auf Samy the King. Da DerFischer krankheitsbedingt ein wenig schwächelte und ein paar Mal zu oft stockte, konnte der Fellowsoph in solider Battlemanier den Einzug in das nächste Mal stattfindende Finale feiern. Im zweiten Halbfinale traf dann Jer MC genau auf niemanden. Da Samy the King mit Abwesenheit glänzte, war dessen Disqualifikation bereits vorhersehbar und der Sieg vom sympathisch dreinschauenden Jer besiegelt. Nach dem Jer dann trotzdem seine drei auf den Gegner vorbereiteten Parts auch ohne Nebenbuhler von sich geben durfte, brannte das erste Mal die Luft im Raum des mittlerweile ganz gut gefüllten Kellers des Lofts. Harte Punchlines und genügend Cochones hätten auch bei Teilnahme Samys das Interesse vom jubelden Publikum gewonnen.

Im darauffolgenden, ausstehenden Finale des letzten Mals sah man dann den etwas gelangweilt und schlecht vorbereitet wirkenden, bebrillten und immer stoned scheinenden Rap Am Mittwoch Dauergast und Berlin-Repräsentanen Doctor Dave gegen Movski, welcher mit gut geflowten Lines den deutschen Gast in die Schranken verwieß. Durch ein doch gut reflektiertes Publikum und eine kompetente Jury wurde so der Gewinn des Preisgeldes an Movski gegeben – auch ohne dass dieser irgendwelche lokalen Vorteile hätte nutzen müssen.

Da der gute Samy the King ja bereits im „Accapella“ Battle nicht angetreten ist, musste man nun leider auch im „Song“ Battle auf ihn verzichten. Dafür schenkten sich Fellowsoph, Toby Fischer und die Familienbande nichts und performten ihre Songs in enthusiastischer Manier. Durch die wohl doch eingängigeren Flow- und Beatstrukturen sowie die etwas poppige Gesamtaufmachung von Fellowsoph, zeigte sich das Publikum überzeugt und brachte dem ersten Accapella Halbfinalgewinner nun auch den Sieg im „Song“ Battle. Im Finale musste sich der bis dahin vom Publikum gefeierte Fellowsoph dennoch gegen Battle-Altmeister Noah geschlagen geben. In drei Runden zeigte Noah erneut, dass er keine Vorbereitung und Recherche braucht, um die interessantesten und amüsantesten Punches zu finden. Somit ging der Gesamtsieg des Abends sowie 100 Euro an KAKA-Mitglied Noah.

Alles in allem eine durchwachsene Veranstaltung mit ein paar Höhen und einigen Tiefen. Neben einem leider enttäuschenden und sehr unauffälligen Moderator, durch welchen die Abläufe etwas unübersichtlich erschienen sind, Rapper, die ihre Texte nicht kennen, nicht anwesend sind oder krankheitsbedingt schwächeln, natürlich immer ein bisschen schade. Als Highlights zählen hingegen ganz klar der Auftrit von Cence und Tighty (HighLife), jede einzelne Runde des ambitionierten Jer MC und die zwischenzeitlichen Freestyleeinsätze der zwei Juymitglieder Faun und Holy Moly. Unterhaltsam ja, aber definitiv noch ausbaufähig.

(FK)