Für einen Dienstagabend ist das zur Hälfte gefüllte „Chelsea“ verhältnismäßig voll. Der Wiener Rapper Fellowsoph gasiert als Voract von Dynamic Drift und schafft es von Anfang an, die ersten Reihen zur Bewegung zu motivieren. „Wie in der Gastronomie sollte man auch an den Turntables eine Schutzhaube tragen. Das ist sonst sehr unhygienisch“, scherzt er. Und auch wenn der Raum nicht allzu sehr gefüllt ist und das Wiener Publikum gerne mal Voracts nicht viel Aufmerksamkeit schenkt, scheint das hier keine Rolle zu spielen. „Ihr könnt auch bouncen“ – gesagt, getan. Fellowsoph überzieht seine Stage-Zeit, aber das scheint hier zum Glück niemanden zu stören. Und außerdem ist die Crowd seiner Meinung nach sowieso noch nicht betrunken genug.
„Geht zum Merch-Stand und dann kauft ihr Dynamic Drifts Platte und dann kauft ihr meine Platte und dann sind wir reich und dann ist es cool“
CHiLL-iLL verkörpert HipHop. Punkt. Und gemeinsam mit DaskOne am DJ-Pult, der aber weitaus mehr kann als hin und wieder eine Taste zu drücken, bildet er ein spannendes Duo. Die beiden repräsentieren zwei verschiedene Generationen. Optisch wie musikalisch. Und dennoch, oder vielleicht genau deswegen, harmonieren sie so gut. Auf ihrem gemeinsamen Album „In Bewegung“, aber auch live. Dass CHiLL-iLL routiniert in Sachen Live-Auftritte ist, bekommt man definitiv zu spüren, was aber nicht bedeutet, dass er sich darauf ausruht. Nein, denn für CHiLL-iLL sind Auftritte auch das wichtigste Sprachrohr, wie er zuletzt im The-Message-Interview erzählte. Deswegen dürfen auch an diesem Abend die gesellschaftskritischen Songs wie „On & Off“ oder „Ausnahme-Angst-Zustand“ nicht fehlen. „Dieser Song war unser erstes gemeinsames musikalisches Lebenszeichen vor circa einem Jahr. Kurz vor der Nationalratswahl. Was hält ihr von der aktuellen Regierung?“ – laute Buh-Rufe gehen durch den Raum.
„Das Beste ist, dass ihr überhaupt hier seid“
An diesem Abend zeigt sich wieder einmal, dass die Stimmung nicht von der Größe der Location abhängig ist. Denn CHiLL-iLL und DaskOne legen sich ins Zeug und die Menge feiert es. So einfach ist das. Wenngleich das Publikum zahlenmäßig eher klein ist, wird dieses Manko durch die Leute in den vorderen Reihen durchaus kompensiert. Permanent sind die Hände oben, Fäuste werden geballt und in die Luft gestreckt, es wird getanzt, geklatscht, gejubelt.
Fazit: Etwas kleinere Konzerte sind wunderschön. Und österreichische/lokale Musiker zu supporten, fühlt sich irgendwie auch echt gut an. Und so scheinen es auch die Leuten an diesem Abend im „Chelsea“ empfunden zu haben, denn einige gingen dem anfänglichen Aufruf von Fellowsoph nach und ließen ihr Geld am Merch-Stand. Dynamic Drift vereint traditionellen BoomBap-Sound mit elektronischen Elementen. Und live beweisen sowohl CHiLL-iLL als auch DaskOne ihr musikalisches Können: Feinster HipHop, eine Show, bei der man die Liebe zur Musik und zur Kultur zu spüren bekommt. Und CHiLL-iLL hat die Möglichkeit des Sprachrohrs definitiv gut genützt.
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