Tag eins vom Wien-Doublefeature und gleichzeitig das vorletzte Konzert der Tour für Fiva Mc und der JRBB – Jazzrausch Bigband. Ausverkauft wirkt das Porgy & Bess während der Performance der Vorgruppe Pecco Billo noch nicht. Wenn auch alles etwas durcheinander und chaotisch klingt, schaffen sie es aber doch, jene wenigen vor der Bühne mit ihrer Energie mitzureißen. Zwei der Band sind auch Teil der JRBB „und sie haben so oft gefragt, ob sie spielen dürfen, jetzt haben wir Pecco Billo endlich mal mitgenommen„, erklärt Fiva später, als sie nochmal um extra Applaus für ihren Support bittet.
Schlagartig füllt sich der Konzertbereich. Als die Jazzrausch Bigband als Erstes die Bühne betritt, ist die Tanzfläche voll, die Leute stehen bis nach hinten beim Treppenaufgang und auch bei den Sitzplätzen am Balkon ist nur noch wenig Platz. Die Bühnenanordnung ähnelt einem Orchester: vorne links die Streicher, hinten die Bläser samt Querflöte, Trompete, Klarinette und Saxofon. Schlagwerk und Schlagzeug stehen aber im vorderen Bühnenbereich, mittig der Keyboarder und DJ Radrum, der live loopt und scratcht. Die Bühne ist relativ eng bemessen. Die 19 Mitglieder der JRBB stehen sehr dicht beieinander, was über den Abend hinweg aber niemanden daran hindert, selbst mit dem Instrument in der Hand zu tanzen – so gut das halt geht, mit Tuba oder Geige. Alle in schwarz-weißen College-Jacken gekleidet, findet Fiva nach einem kurzen Intro in ihrer Mitte Platz. Voller Freude begrüßt sie das Publikum, entschuldigt sich aber gleich: “Man merkt, dass wir am Ende unserer Tour sind. Meine Stimme versucht heute wie ein böser Gangster zu klingen.“ Trotzdem wolle sie nochmal alles geben, die Performance ist insgesamt etwas heiser, Fiva zeigt sich aber keinesfalls mundtot.
Dennoch sind ihre Raps manchmal nur schwer zu verstehen und sie wird von der Bigband übertönt. Aber das scheint das Publikum nicht sonderlich zu stören. Auf jeden Song folgt durchwegs positive Resonanz in Form von langem Applaus, ausgelassenem Tanzen und scherzhaften Zwischenrufen. Da die Bühne direkt ans Parkett anschließt und kein Graben Musiker und Menge voneinander trennt, suchen Fiva und die JRBB immer wieder Blickkontakt und gehen direkt aufs Publikum ein. Die ganze Performance ist sehr locker, die Bigband redet auch während der Songs miteinander, machen ironische Bemerkungen und sich manchmal gegenseitig übereinander lustig. Unter “Kleinkunst” hört einer der Saxophonisten kurz auf zu spielen und gibt vom Bühnenrand aus den Dirigenten.
Hin und wieder beginnt die bayerische Rapperin zu freestylen, vor allem mit Wien-Bezug und Metaphern zur aktuellen politischen Lage, oder Werbung für ihren Merchandise. Über die Show hinweg stellt Fiva jedes Bandmitglied namentlich vor, und verrät die ein oder anderen versteckten Talente. Der Keyboarder Kevin bekommt bei „Goldfisch“ sein eigenes Gesangssolo und der Schlagzeuger rappt sich problemlos und in beachtlicher Geschwindigkeit durch eine Strophe. „Wir machen heute Show plus”, kündigt sie an. So kommt es am Ende, dass der Streicher Gustavo mit zwei Zitronen und einer Orange jongliert und Kevin inmitten des Publikums noch einen Flic Flac macht.
Einen Stimmungsbruch gibt es mit “Zeit die mir bleibt”. Sie hätten lange überlegt, das Lied zu spielen, da sie mit dem Konzert ja für eine gute Zeit sorgen wollen. Aber das Leben könne manchmal verdammt schmerzhaft sein und “das Lied soll allen Menschen, die das wissen, einen Ort liefern und deshalb spielen wir das jetzt”. Währenddessen ist das Publikum komplett ruhig, niemand tanzt, wippt höchstens leicht. “Das beste ist noch nicht vorbei” löst diese Stimmung dann wieder problemlos auf.
Nach einer Jamsession der JRBB kommt Fiva für die Zugabe nur mit ihrem DJ auf die Bühne und holt den MC in ihr nochmal richtig hervor. Die Band füllt die Bühne wieder und Fiva möchte gar nicht mehr aufhören zu spielen. Sie bietet Krankschreibungen für alle Arbeitenden an, oder liefert Tipps zum morgigen “Krankwerden”.
Fazit: Durch Fivas Heiserkeit geht die Message hinter ihren Liedern leider oft verloren, kompensiert wird das aber mehrmals durch die Anmoderation der Songs. Auch wenn die Band manchmal übertönt, sind Fiva und die Jazzrausch Bigband eine Einheit und als Ganzes stimmig. Die Freude an der Musik überträgt alles problemlos auf das Publikum. Da sie sich nicht allzu ernst nehmen, indem was sie tun, schaffen sie eine vertraute Atmosphäre. So gleicht der Auftritt eher einem größeren Wohnzimmerkonzert.
Weitere Fotos des Abends:
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