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Immer mehr treten Produzenten aus dem Schatten der Rapper, auf die im Laufe der HipHop-Historie meist mehr Fokus lag. Mit unserer Rubrik „Beatshizzle“ versuchen wir seit über vier Jahren, explizit ein Augenmerk auf die Leute hinter den Hits zu legen und ihnen die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die ihnen zusteht. Von Natur aus, so Brenk Sinatra im Telefongespräch, seien Produzenten eher die „gmiadlichen“ Typen, Nerdtum für die Sache und Agieren im Hintergrund scheint ein sich oft bestätigendes Klischee zu sein. Er selbst stehe seit Jahren für eine Emanzipation von Produzenten als eigenständige Künstler unabhängig von Rappern ein. Was die Herzen von Nerds höher schlagen lässt sind unter anderem Plattformen und Communities, auf denen man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann.
Mit Hi Hat Hu$tle hat Brenk nun eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, wo renommierte Produzenten Drumkits und Samplepacks zum Verkauf anbieten können. Was in den USA seit einigen Jahren Gang und Gäbe ist, ist auch in Europa seit Längerem unter Produzenten im Gespräch, bislang mangelte es jedoch noch an einer Umsetzung. Und als Europäer in die großen Ami-Shops wie The Drum Broker zu kommen, beschreibt Brenk als sehr schwierig und selten, da diese in der Regel von sich auf die Produzenten zugehen. Hi Hat Hu$tle ist in den vergangenen sechs Monaten unter anderem coronabedingt von Brenk, seiner Frau sowie zwei Freunden mit Hilfe der Beratung von unter anderem Producer-Mastermind Beat Butcha aus dem Boden gestampft worden. Vorausgegangen war eine lange Zeit des Planens und Konzipierens, steckt dahinter schließlich ein großer Aufwand, der zunächst einmal in der Anfangszeit und bevor sich eine gewissen Routine eingelebt hat vor allem viel unbezahlte Arbeit und Organisationsaufwand zusätzlich zur eigenen musikalischen Karriere bedeutet. Die ersten Schritte sind nun jedoch gesetzt und auch wenn bislang erst zwei Drum Kits von Suff Daddy und Wun Two erhältlich sind, macht die Website bereits einen sehr professionellen Eindruck und hat dank Brenks Connections und jahrelanger Erfahrung auch das Potenzial, langfristig das Who-Is-Who der europäischen Szene zu repräsentieren. Geplant sind in Zukunft neben dem Shop für Samples und Drum Kits auch ein Merchandise-Shop.
Dabei soll es sowohl Drum Kits – aufgeteilt in „Classic Album Drum Kits“ mit nie zuvor erhältlichen Drums von Klassiker-Alben und „normale“ Drumkits mit den Lieblingsdrums diverser Produzenten – sowie Samplepacks geben. Brenk ist besonders die faire und transparente Bezahlung wichtig, sodass Producer zusätzliche Einnahmen neben ihrem „normalen“ (ohnehin nicht immer stabilen und sicheren) Job haben. Dabei soll auch rechtlich bereits alles auf der sicheren Seite sein, ein Segen für Produzenten, die sich oft jahrelang und teils erfolglos mit dem Klären von Samples herumschlagen müssen, aber auch für die Urheber der Samples. „Im Prinzip geht’s darum, dass beide Parteien einfach nachvollziehbare Regeln haben, wie Gewinne aufgeteilt werden. Klar, fair und transparent.“ Brenk bezeichnet das auch als eine Art Paradigmenwechsel von der Geheimhaltung von Samples und Quellen hin zum offenen Umgang und Verkauf und Austausch damit, ein weiterer Schritt in Richtung Emanzipation von Produzenten als eigenständige Künstler.
Bislang gibt es noch nicht allzu viel Auswahl auf der Seite und Brenk Sinatra rückt nicht einmal „off the records“ mit Namen raus, allerdings seien bereits viele bekannte wie unbekannte Produzenten aus dem deutschsprachigen Raum im Gespräch und werden in den nächsten Wochen und Monaten ihre Drum bzw. Sample Packs auf der Seite zum Verkauf anbieten. Es lohnt sich also die Augen offen zu halten. Mögliche Anwärter sind neben Suff Daddy und Wun Two vermutlich weitere Produzenten aus dem erweiterten Hi Hat Club-Umfeld wie beispielsweise Dexter sowie österreichische Aushängeschilder. Das Konzept wirkt vielversprechend und auf internationaler Ebene zeigt sich, dass die Nachfrage in diesem Bereich vorhanden ist. Der Schritt, damit auch in Europa Fuß zu fassen, war also nur eine Frage der Zeit. Nun ist es jedoch wichtig, konstant qualitativ hochwertigen Output zu liefern, damit das Projekt zu einer ähnlich selbstverständlichen Anlaufstelle für alteingesessene wie auch aufstrebende neue Produzenten werden könnte wie vergleichbare in Übersee. Wenn man jedoch Brenks bisherigen Arbeitsethos, seine Kontakte sowie den Fleiß von ihm (und seines Teams) zusammen zählt, ist das eine Rechnung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als positiv ausgeht. Zu wünschen wäre es ihm auf jeden Fall.
Einen Einblick in die Drum Kits von Suff Daddy und Wun Two gibt es hier:
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