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Hip Hop Message #11: BRENK SINATRA

Hip Hop Message #11: BRENK SINATRA


Als Szene- und Indiemedium begleitet man des Öfteren den Werdegang verschiedener Acts. Und freut sich darüber. Wir durften sehen wie Raf und Nazar ihren Weg in Deutschland machten und Stickle und Chakuza sich in Berlin einen Namen erarbeiteten.

Als wir Brenk das erste Mal trafen und in THE MESSAGE über ihn berichteten, war das vor gut 10 Jahren, als er noch als Teil der Stiege 44-Posse produzierte und mit Whizz Vienna, Saiko und Kamp abhing. Viel hat sich daran nicht wirklich geändert, bloß sind die Abnehmer der Beats mittlerweile vermehrt über dem großen Wasser zu finden und der sympathische Ur-Kaisermühlner eine der heißesten Beat-Aktien des alten Kontinents. Da verblassten die Meldungen der Neider, als Brenk zu seinem ersten Gumbo-Release das Cover der 38. Ausgabe zierte. Stetig, stilbewusst und unbeirrbar seinen Weg zu verfolgen war und ist sicherlich etwas, was Brenk auszeichnet. Wir freuen uns mit jedem, der es aus der österreichischen Kleingeistigkeit herausschafft! Hier das ausführliche Interview mit dem Crooner der Beatnerds: Brenk Sinatra!

 

 

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Was war dein erstes gekauftes Rap-Album?
Das war glaube ich ´93 Ice Cube mit „Lethal Injection“ und dann ist Schritt für Schritt NWA, Eazy E und alles andere gekommen.

Wie bist du auf Ice Cube gestoßen?
Ich habe damals einen Freund gehabt, der beim Virgin Megastore auf der Mariahilferstraße gearbeitet hat und der hat mir immer so Import-CDs auf die Seite gelegt und die „Lethal Injection“ war halt das Beste. Ich habe sie blind gekauft und mich gleich in sie verliebt. Der Haberer hat jeden Monat ein Pensum gehabt, wo er die Sachen so um 30% billiger bekommen hat. Ich habe jeden Monat ungefähr sein halbes Pensum verbraucht und es ist auch von Monat zu Monat immer mehr geworden. Der Virgin war auch das perfekte Ziel zum Stangln. Das war für uns ein Amusementpark: kommst um 8 Uhr hin und gehst um 7 wieder heim.

Wie war das sonst in deinem Freundeskreis, hat es da sonst Leute gegeben, die Ami-Rap gehört haben?
Na also das war dann später erst so, dass ich dann alle mehr oder weniger angesteckt habe. Aber davor? Das kann man sich ja heute teilweise nicht mehr vorstellen, aber es war so, dass du mit breiter Hose belächelt worden bist, oder die Leute gemeint haben, dass du witzig ausschaust. Beim Turnlehrer war ich auch immer der Brenki mit der Schnellscheißerhose…

Zurück zur Gegenwart: Im Laufe der letzten Jahre hast du begonnen für immer mehr Rapper zu produzieren. Hast du noch den Überblick darüber, wer welche Beats hat?
Bei denen, die ich verschickt habe ist es schon teilweise so, dass ich nicht mehr weiß, wem ich was geschickt habe. Es kann theoretisch sein, dass ich Beats vielleicht manchmal unabsichtlich doppelt geschickt habe. Wenn dann aber beide denselben Beat haben wollen…ja dann hast du ein Problem und musst abwiegen: wer war zuerst, oder auf schirch: wer bringt mir mehr, wobei ich so etwas überhaupt nicht mag. Den Amis sind die Releases in Österreich und Deutschland ziemlich wurscht, die nehmen auch denselben Beat, das ist denen vollkommen egal. Aber zwei Deutsche oder Österreicher? Das geht natürlich nicht.

Letztens haben ja zum Beispiel die beiden Wiener Rapper Juda und der Kurd.Y auf Beats von der MPM Hi-Hat Club Serie, unter anderem also auch auf deinen Beats, ein Bootleg Tape online verbreitet...hast du das gewusst?
Das war ja schon Volume 2 davon. Ja sicher habe ich das mitbekommen. Den Kurd.Y kenne ich auch schon ewig. Er war auch einer von denen, der sehr früh beim Kamp mitgerappt hat. Er war auch bei VOZ dabei, bei der ganzen Bagage. Auf jeden Fall gute Burschen.

Wann kommt das von dir produzierte MC Eiht Album raus?
Ich sage zu dem Album nix mehr, weil es mir schon echt, echt auf die Nerven geht und dem Eiht genauso. Dadurch, dass Premo involviert und elf Monate im Jahr von Tokio bis Ungarn unterwegs ist, ist es schwer, dass er das konzentriert und schnell fertig macht. Außerdem produziert er auch noch tausend andere Leute. Das Problem ist aber auch, dass der Premo in das Projekt schon so viel Herz reingesteckt hat, dass er nicht will, dass das irgendein Vertrieb übernimmt, wo er weiß: ok da verkaufe ich 2000 CDs und das war´s. Das ist so ein Classic für ihn, dass er was Besseres will. Jetzt haben sie Warner Brothers im Gespräch und das wäre ja das absolut Perfekte. Wenn nur der Vertrieb über ein Major Label läuft und der Rest nicht kriegst du deine fünf oder sechs Dollar pro CD. Bei einem Major Label kriegst vielleicht fuchzig Cent, wenn überhaupt in Ami. Der aktuelle Plan ist auf jeden Fall, dass nächstes Monat über Year Round eine EP mit fünf oder sechs Nummern, die extrem leiwand sind, rauskommen wird. Die wollte ich eigentlich am Album haben, keine Ahnung warum sie nicht drauf sind, aber im Februar kommt das Album. Wenn das wieder falsch ist: ich bin nicht schuld. Das, was mir Premo bis jetzt fertig zurückgeschickt hat, hat immer extrem geil geklungen. Das kannst du auch nicht mit unserem Equipment vergleichen. Die haben alle noch diese riesigen analogen Pulte und jagen alles durch die durch. In den ehemaligen D&D Studios sind ja noch immer die ganzen Pulte, mit denen sie die ersten drei Nas Alben zum Beispiel gemacht haben, oder Biggie…alleine dass meine Sachen durch dieselben Pulte gehen, wie die ersten beiden Biggie Alben ist Wahnsinn!

Welchen Stellenwert hat das MC Eiht Album für dich?
Wenn das deine Ami-Eintrittskarte sein soll, schickst du natürlich keine B-, sondern nur A-Beats. Wir haben mittlerweile 50 bis 60 Nummern, die teilweise schon fertig gemischt sind, teilweise aber noch nicht. Auf jeden Fall sind echt die ärgsten Granaten dabei. Das sage ich als jemand, der seit ´94 Fan von Eiht ist. Als Fan kann ich sagen, dass das alles extrem gut ist. Scheiß auf mich und meine Beats…Eiht ist einfach in Höchstform! Er hat es mir auch selber gesagt, dass er jetzt so um die fünf Jahre kein Album mehr rausgebracht hat und dadurch einfach weg vom Fenster war und jetzt durch meine Beats wieder irgendwie im Gespräch ist. Auf dem Kendrick Lamar Album ist er jetzt zum Beispiel auch oben. Die größeren Sachen kommen jetzt wieder für ihn, wo sie sich denken: da gibt’s noch den ärgsten O.G., der sich nicht weichspülen hat lassen, wie all die anderen, der seinem Sound treu geblieben ist und immer noch aus Compton kommt. Und wenn ich da irgendwie helfen kann, dann ist das für mich natürlich ein Traum. Ich muss ihn mal besuchen. Ich habe ihn bis jetzt ja nur einmal getroffen, das ist halt auch schade…

Wo hast du ihn getroffen?
Das war in der Schweiz vor ein oder zwei Jahren. Er war ein wenig im Stress, weil er bald Soundcheck hatte, aber ich mein, es war schon cool in einem Biergarten in der Schweiz mit MC Eiht Bier zu saufen. Zuerst weißt du dann gar nicht, worüber du reden sollst, aber das war dann ganz natürlich im Endeffekt. Was er oft gesagt hat war, dass es viele Leute gibt, die coole Beats machen, aber vom Charakter her nicht zum Aushalten sind, irgendwelche Stockis. Das war bei mir anscheinend zum Glück nicht der Fall. (lacht)

 


Hast du manchmal Bedenken, aufgrund der vielen Samples verklagt zu werden?

Ich habe vor kurzem für Aloe Blacc einen Remix gemacht, das war aber nur für die iTunes Pre-Sale Geschichte, die über Frankreich gelaufen ist. Da habe ich Soulgott Will Hutch gesamplet und da war das erste Mal wo er gesagt hat, dass wir das clearen sollten. Aber prinzipiell macht das niemand. Bei den kleinen Auflagen ist es auch so, dass selbst wenn sie dich verklagen würden, würden sie so gut wie nix bekommen. Von was auch? Ich bin mir auch sicher, wenn ich den Soul-Leuten aus den Siebzigern meine Beats vorspielen würde, dann würden sie das nicht erkennen. Das soll jetzt gar nicht arrogant klingen, aber in Wahrheit kannst du ja zum Beispiel mit einem Beat auch saugefährlich rüberkommen, wenn du ein Soul-Sample nimmst, wo der Typ über Liebe und Harmonie singt. Wenn du das richtig zerfledderst, kann das böser sein als jeder Synthie-Beat, aber das muss man halt können. Und das ist ja die Kunst dabei, deswegen sind wir ja Beat-Nerds und versuchen das.

Die Labels selbst sichern sich ja dadurch ab, indem sie Produzenten Verträge unterschreiben lassen, wo diese versprechen die Samples zu clearen. Ist das bei MPM auch der Fall?
Mehr oder weniger. Vinyl ist aber nach wie vor ein Liebhaber-Ding. Es ist zwar leiwand, wenn wir 1500 Alben mit Instrumentals verkaufen, aber das interessiert halt niemanden. Wenn wir jetzt 10.000 Vinyl verkaufen würden, dann wäre es kritisch, aber niemand verkauft ja mehr so viel auf Vinyl, glaube ich. Also mit Eins-Fünf sind wir eh schon ganz gut.

Deine Instrumental-Releases haben eine Vinyl-Auflage von 1500 Stück?
Bei MPM ist die Vinyl-Auflage normal 1000 Stück. Aber jetzt wurde die Gumbo 2 und auch die Chop Shop nachgepresst. Die Gumbo 1 wird außerdem noch mit der Gumbo 2 in so einem Special-Package wieder veröffentlicht.

Die Platten verkaufen sich also doch…
Ja natürlich, und es wird auch immer mehr. Früher warst du schon froh, wenn du vielleicht 300 Vinyl verkauft hast. Aber ja, natürlich bleibt es trotzdem ein Liebhaber-Ding, das ist auch nicht das Hauptzugpferd von mir. Das ist halt immer die Visitenkarte: so Gumbo 3 2013: schaut´s her, das ist mein Stand, so bin ich gerade drauf. Aber nebenbei mache ich auch Beats für Rapper und versuche es auch bei den Amis. Das Hauptzugpferd geldmäßig gesehen ist es, Beats an Rapper zu verkaufen, das wird auch immer so bleiben. Also am besten jemanden erwischen, der gut verkauft und der bestenfalls auch noch gut ist. Der Dexter hat zum Beispiel für Casper beziehungsweise Cro zwei Goldene zu Hause, was er selber extrem lustig findet, weil das auch alles durch Zufall passiert ist.

Inwiefern ist das Produzieren von Beats mittlerweile zu deinem Beruf geworden?
Das war schon immer mein Beruf. Seitdem ich damit begonnen habe, musste ich aber auch nebenbei arbeiten gehen. Andere Leute haben auch teilweise Glück, weil sie Eltern haben, die sie durch´s Leben führen. Bei mir ist das nicht der Fall. Aber selbst wenn ich drei Jobs hätte, würde ich Beats machen. Ich habe früher vielleicht zwei Stunden geschlafen und bin dann in die Arbeit gegangen. Das kennen die Leute heute nicht, weil sie sich denken: ja ein Beat in der Woche und das wird schon irgendwann mal groß. Das geht nicht. Jeder der das glaubt wird früher oder später mitbekommen, dass das nicht so funktioniert.

Der nächste Release, der von dir ansteht, ist das „Supa Soul Shit“-Album mit Miles Bonny. War es schwieriger mit einem Sänger zusammenzuarbeiten?
Nein, ganz im Gegenteil, das war sehr angenehm, weil ich immer schon ein Album mit einem Sänger, komplett ohne Raps machen wollte. Die Herangehensweise ist einfach ganz anders, weil du dich viel mehr gehen lässt und ich auch viel mehr dazu gespielt habe, Live-Instrumente mit Gitarren, Keyboards, Percussions. Die Beats sind wieder komplett von Soul Samples gechopt und dazu natürlich noch seine Trompete und sein Gesang. Und das Coole am Miles ist Folgendes: bei ihm ist es kein Verse-Hook Verse-Hook Schema, sondern der singt komplett lose. Er lässt sich also mit dem Beat treiben. Das Album wird auch super ausschauen und wird das erste Doppel-Vinyl von mir sein. Es ist ganz schwarz, mit so einem ledermäßigen Einband und das S3 Logo ist in Gold reingestanzt…das wird geil.


In einem Message Interview von 2008 war auch die Rede davon, dass ihr als Soulcats gemeinsam mit Fid Mella eine Art Band mit gemeinsamen Beat-Produktionen machen wollt…was wurde aus diesem Plan?
Ui, das is schon lang her…das war noch mit Deph Joe zusammen. Das deutsche Slum Village auf deppat gesagt, aber das funktioniert nicht. Es ist immer so, dass du am Anfang euphorisch bist und dir denkst: ok das machma jetzt und ziehen es durch, aber es bleibt dann im Endeffekt dabei, dass du deine Beats machst und er seine Beats macht und die hauen wir dann zusammen. Wir haben nie einen echten Gemeinschaftsraum gehabt. Andere haben Studios gehabt, wo sie an Wochenenden immer zusammen waren und dort gepennt haben, wir haben das nie gehabt. Wir haben nie gejamt oder so. Gut einmal…aber das ist dann auch in einem kompletten Saufgelage ausgeartet und war wieder so ein Bledsinn…

 

 

 

 

See Also
(c) Philip Pesic

 

 

 

 

Stiege 44: 2002 in der Message Ausgabe 11

 

Wann war das?
Genau weiß ich es jetzt nicht mehr, aber da waren wir mal wieder voll euphorisch. Alkussionists, also Percussion und Alkohol wollten wir, also der Saiko und ich, das Projekt nennen. Wir haben aber im Endeffekt nur eine gemeinsame Nummer gemacht, die saucool ist, aber das war es auch schon. Das war vollkommen bescheuert, da waren vielleicht 5% Percussions und 95% Alkohol. Das Lustige daran ist, dass ich trotzdem aus dieser Session zirka zehn Beats verwertet habe, weil wir so viele Bongos aufgenommen haben, wie irre. So wie wenn du jetzt fünf Kinder mit 10 Bongos und 7 Tamburins in ein Zimmer setzen würdest…komplettes Chaos! Aber aus dem ist leider nichts geworden, weil wie gesagt die Leute mittlerweile selbst Kinder und Verpflichtungen haben und ja…mit 18 wäre es gegangen, aber jetzt sind wir nicht mehr so Hallodris wie früher.

Bei Miles Bonny geht es aber anscheinend, er hat zwei…
Ja, aber er fokussiert sich auch mehr auf die Musik, sodass er von den Auftritten mehr oder weniger leben kann. Er wird zum Beispiel oft von den Kansas City Royals, einem Klub von der amerikanischen Baseball Major League, gebucht. Dort spielt er dann vor 40.000 Leuten im Stadion Trompete. Also er ist schon ein horter Typ, der Miles. Danach geht er dann in sein Selbstversorger-Ökohaus und gießt seine Pflanzen…genau das macht ihn auch so cool. Ich liebe schräge Typen, cooler als die ganzen Normalos.

Wie ist es sonst beim Beatmachen, wie viel Prozent Alkohol spielt da sonst mit?
Gar keiner. Das nächste Gerücht, das viele glauben ist, dass ich jeden Tag fett bin…Das Gerücht ist so hartnäckig, dass es manchmal sogar die Musik überschattet. Ich habe aber noch nie in meinem Leben einen Beat besoffen gemacht. Ich mache das vollkommen nüchtern: mit Tee und Mineral…

Ihr habt euch aber auch selber damit gespielt, denn bei der Chop Shop LP ist ein Wodka Stamperl in einer der Hauptrollen…
Ja natürlich, wenn das Ding dann fertig ist überlegst du: ok was mache ich jetzt? Setze ich mich mit einem Teehäferl zum Fisch? Nein, natürlich mit einem Stamperl, ist ja lustiger.

Du hast bereits in der Vergangenheit angedeutet, dass du noch mit anderen namhaften amerikanischen Rappern Zusammenarbeiten hattest, die aber noch unveröffentlicht sind…
Das Problem bei solchen Sachen ist, dass ich erzählt bekomme, dass der und der schon einen Verse aufgenommen hat, nur bis mir das wirklich geschickt wird, vergeht Zeit und die zweite Sache ist, ob es dann auch wirklich releast wird. Ich sitze jetzt, sagen wir zum Beispiel Hausnummer auf vier großen Ami-Features. Ich erzähle jetzt davon, aber dann kommt es nie raus. Was soll ich dann machen? Ich kann´s ja nur schwer selber leaken, weil es dann ja klar wäre, dass ich das war. Aber prinzipiell hama Redman, hama Kurupt, hama Kendrick Lamar…vielleicht kommt alles davon raus, vielleicht aber auch nix.

Interview: Jan Braula
Intro: Daniel Shaked
Kamera: AMRBTZ, Daniel Shaked
Schnitt: Daniel Shaked

© The Message 2012