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HU LET THE DACHS AUT – TOURTAGEBUCH Pt.2

HU LET THE DACHS AUT – TOURTAGEBUCH Pt.2

Honigdachs Tour -8213
Wir fanden uns gegen 14 Uhr vor dem Einkaufstempel ein, wo hin und wieder auch Züge stehen bleiben. Da stand wirklich ein Bus, inklusive Fahrer. Kreiml, der Delegator, schreibt Organisation groß. Er hatte das Geburtstagskind Johnny Aitsch zuvor mit dem Auto abgeholt, täuschte dann einen Motorschaden vor (Leerlauf), und lotste ihn so zum Hauptbahnhof, wo Johnny von uns mit Sprechchören empfangen wurde.

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Johnny Aitsch, der letzte Rock’n’Roller, ist heute 30. Um Kulturaustausch bemüht, wollte ich ein altes Provinz-Ritual ausgraben  und irgendwas mit „Kaum zu glauben, blablabla, Johnny wird heut 30 Jahr‘“ auf ein Leintuch schreiben. Johnny hat immer die größten Augen, wenn ich Anekdoten aus dem Mostblock erzähle. Er schaut dann immer in einer Mischung aus Unglauben und Mitleid, kommentiert aber alles mit „Geil, Mann. Wir sollten da mal hinfahren“, als wär’s Grönland. Ich glaube, für Johnny ist alles Leben ab Perchtoldsdorf Amish oder zumindest 19. Jahrhundert. Anna kam mir mit meiner Idee aber zuvor. Sie bastelte ein Plakat, auf dem ein Foto prangte, das wenig Interpretationsspielraum bot, in welchem Verhältnis Aitsch zum Exzess steht. Um Johnny jedenfalls ranken sich die Mythen bei uns im Dachsbau. Mal sitzt er bei unseren sporadischen Dachs-Treffen völlig teilnahmslos da (H?) und mal frontet er willkürlich über den Tisch (kein H?), beschimpft uns mit dem boshaftesten „seits solche Hurenkinder“, das mir geläufig ist, nur um dann in einer ruhigeren Minute zu gestehen, dass er uns alle liebt (E?). Jedenfalls herrscht legitimerweise ein zumeist ausartender, interner Personenkult um ihn, der auch Stepan, unseren Busfahrer, abgebrüht von etlichen Balkan-Hochzeiten, zu unterhalten schien. Nachdem wir die 70-Prozenter im Grazer Murpark aufgeklaubt hatten, rollte der Bus mit 30 Insassen gegen 19 Uhr in Klagenfurt ein.

 Honigdachs Tour -7909
Das Künstlerhaus in Klagenfurt ist trotz seiner Kapellenhaftigkeit ein eher unbesinnlicher Ort, an dem ich mich aber gerne aufhalte, gmiadliche Leit‘. Sims meinte, hier herrscht irgendwie keine Leistungs-Atmosphäre. Stimmt. Während man in anderen Städten immer zaudert, ob eh alle Passagen sitzen, ob die Hose hält, ist Klagenfurt dahingehend sehr wohltuend. Man muss in erster Linie schwitzen und zwischen den Songs irgendeinen anpeitschenden Gesamtkonsens schreien. So wie „Klagenfurt!“. Die Crowd honoriert’s. Vor zwei Jahren begrüßte man uns hier noch mit einer Totenkopf-förmigen Absinthflasche, jetzt gar nicht mehr. Damals mussten wir jede Viertelstunde das Kassapersonal austauschen, weil wir angepöbelt wurden, der Eintritt wäre zu hoch (5 Euro). Weil man heuer 10 Euro Abendkassa für uns hinblättern muss, haben wir unsere Nahkampf-erprobtesten Männer dort postiert. Wie immer vergaßen wir auf den Stempel, weshalb den Bußgeldzahlern je nach Sympathie ein Spatzi oder ein Autogramm von Bartek auf die Hand ge-eddingt wurde.

Honigdachs Tour -8210
Das Security-Wesen sah aus wie eine Mischung aus Necro und der frühen Stephanie Werger. Ein klassischer Abmahner. „Wenn irgendwer vun eich do herinnan kiefft, dem druck i des G’sicht gegen die Waund.“  Rechtzeitig zum Soundcheck kam der Pizzabote und lieferte uns Teig mit Belag, man hatte die Option. Nachdem wir uns in einen schmalen Stiegenaufgang quetschten, um dort unser Merch-Standl zu positionieren, strömten, najo, bröckelten, die ersten Gäste herein. Um 23 Uhr legten die Siebziger plus Bagage los. Druck pur, wir lieben Graz! HME spielt auf Publikumswunsch noch seinen Wöödhit Don Caorle und übergab das Dj-Pult an Bartek. Es wurde zeilig. Leider habe ich mich statt Teig für den Belag entschieden, weshalb ich kurz vor unserer Show noch hasserfüllt spritzengelte und dabei verzweifelte SMS an Sims tippte, man soll noch warten mit dem Intro. Lief aber alles rund: Schreien und Zurückschreien, kenne die Essenz! Dirk Poet, Heinrich Himmalaya und Alfred Gator wie gewohnt eine Bank, „Soma“ und die Kapelle flippte. Einstweilen brachten sich die Kärntner Ultras schon in Stellung. Digga, Tako und Truemental zerwalzten es basisch. Danach Kapazunda und die hand-taube Tanztraube. Einige von uns krallten sich zur Feldforschung an der Bar fest oder machten ein Problem, dort, wo noch keines war.

Honigdachs Tour -
Eiskalt genoggert

Um halb 5 Uhr holte uns Stepan ab. Hinten trällerte man „No Nogger, No Cry“, „Nogger Please“ und „Nogger on Heavens Door“, vorne vegetierte man. Die Nogger-Opposition äußerte den Wunsch, die Musik lauter zu drehen. Die Noggeranten übertönten sie. Um 5 Uhr zur Raststation Nogger kaufen. Gegen 9 Uhr Ankunft in Wien. Noch immer Nogger. Offenbar noch bis in die Abendstunden. Nogger. Nogger. Nogger. Aber Stepan würde wieder mit uns fahren, sagt er zumindest.

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AM 14.2 macht HONIGDACHS Graz unsicher!