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Hu let the Dachs Aut – Graz (Pt3)

Hu let the Dachs Aut – Graz (Pt3)

  Honigdachs-1391 Servas, die Maden. Es folgt ein Gedächtnisprotokoll aus Graz. Die Hinfahrt, kaum der Rede wert. King Tubby und großes Rätselraten über die konkreten Motive von hegemonialen Bobo-Medien, diesen und jenen Voischaaß derart zu pushen und andere Schääße so fahrlässig links liegen zu lassen. Zünftig-österreichisches Suhlen in der Bagatelle.

Gegen 19.30 Uhr U-turnten wir uns über etliche Sperrlinien zurück ins Navigationsspiel. Den Soundcheck spritzten wir, weil die bedirndelte Bedienung vom Lendwirt (Empfehlung!) unsere klapprigen Hauptstadtgestelle in großmütterlicher Fürsorglichkeit erst auffrisieren musste. Am Vogerlsalat lag  ein halbes Kilo Speck und Sims musste vorm Leberknödelmeer kapitulieren, sein Backhendlglück schon ahnend. Die Kellnerinnen hier lächeln zwischendurch und sind aufmerksam, aber wir sind aus Wien.  Gegen halb 10 stolperten wir über den Hintereingang in die Arena und standen wowend auf der Bühne. „Ihr spülts in der Bar oben.“ Aso.

Der Humptydance läuft. Ich fühle mich wie am Schulhof-Set von Sister Act 2, mache den HipHop-Gruß und breake zum Kühlschrank für ein Helles. Verdächtig gute Stimmung, ein Tontechniker (!) und ein Mob von Metallern, der sich in der Mitte des Raumes aufstellte und jeden Übergang von Kapazunda mit einem euphorischen Johlen begleitete. Der letzte mir schleierhafte musikalische Stereotyp ent-klischeeisierte sich quasi von selbst. Wie wir Graz lieben.

Der Voodoozoo eröffnete, wollte wohl schnell wieder an die Bar. Haaße Uhr’n und große Augen allerseits. Die ersten Stöcke fielen aus den Pöpschen und die Zeile enterte. „Wir sind die Wienzeile und wir sind bekannt dafür, dass wirs mit Tieren treiben“. Sodom-Samu in Höchstform, blickte erwartungsfroh zur Metal-Partie. Die waren mit dem anbiedernden Okkultismus aber überfordert und tauschten Frontreihe mit den Schüchti-Girls, die imbrünstig „Fick das Schaf“ mitpiepsten und sich von Johnny Aitsch engelsgeduldig mit Schnaps und Wasser beschütten ließen. Graz hat Verständnis.  Dann wir. Unsere Strategie, die Unkoordiniertheit mit Zeltfest-Elementen zu kaschieren, ging auf. Schuachplattln zu Cotton Eye Joe und der erfolgreiche Aufruf zur Polonaise. Der Mut zur Blöße hat sich abseits der Backstage-Käseplatten als Stilmittel bewährt. Nach uns der Slim Dawg mit Personalrochaden: diesmal mit Säbjul an der Seite und Kapazunda im Rücken. Keine Ahnung, wie der Düggah das jedes Mal macht, aber auch in Graz formierte sich ein textsicherer Ultra-Block in der Bühnenschlucht und zeigte Hand.

Ein paar Seelenbalsamico-Stimmen aus dem Getümmel. Da war einer aus Judenburg, der normal nur auf Acidparties geht. Einer, der sonst nur Hardcorepunk hört. Einer, der unbedingt über seinen Haushaltsgeräte-Vertrieb reden wollte. Einer, der die komplette Honigdachs-Diskografie erstand und der berüchtigte Allesfahrer, der auch schon in Innsbruck und Klagenfurt mit dabei war, Pokal steht. Ich bekussmundete den eingeschüchterten Tontechniker und prostete ihm eine halbe Stunde lang aufdringlich (fäusteballend, schulterklopfend) zu. Es war das erste Mal überhaupt, dass mir nach einem Gig keine Kabeln aus dem Hals hingen. Die Siebziger scharten sämtliche Generationen Grazer Rap-Historie um sich und Fate rundete abgebrüht ab. Johnny Aitsch, die Fahne, torkelte heran, „Wir sind die Geilsten, Mann“, und schlief auf meinem Fuß ein. Sims zückte zur Feier des Abends seinen Selfie-Stick und die Emotionen kochten nochmal über:  ein Raunen aus Enttäuschung, Häme und seriöser Freude.

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Klirrende Gläser, heiße Diskussionen mit Taxlern. Zane behielt den Überblick (Was ist nur aus dir geworden?) und delegierte die Splittergruppen je nach Wunsch zum Bahnhof, zur Jugendherberge, weiter zur Postgarage oder heim. Das waren zwar erst magere drei Tourstopps binnen vier Wochen, aber: I leg mi daun amoi zu die Todn dazua. Zug fährt ab.

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