"The hardest thing to do is something that is close…
Politikverdrossenheit kann man Kid Pex nicht vorwerfen: So engagiert sich der Wiener „Tschuschenrapper“ seit Jahren nicht nur bei diversen antifaschistischen Veranstaltungen und Demonstrationen, sondern legte mit „Norbert Hofer“ ein musikalisches Statement zur vergangenen Bundespräsidentschaftswahl vor. Damit belässt es Kid Pex nicht, sondern widmet nun der antifaschistischen Bewegung mit „Antifašista“ eine Hymne. Sein gutes Recht. Allerdings trübt eine Reihe eklatanter Widersprüche das Bild. Zunächst steht infrage, wie glaubhaft ein Rapper antifaschistische Grundsätze übermitteln kann, wenn er selbst vor wenigen Monaten im Österreich-Trikot dem Fußball-Patriotismus frönte („Forza Österreich“ mit A. Geh Wirklich) – das ist mit dem Antifa-Leitsatz „No borders, no nations!“ wohl kaum zu vereinen. Und Kapitalismuskritik wirkt auch nicht überzeugender, wenn das Video zu „Antifašista“ mit einer Werbung für die eigene Klamottenmarke beginnt. Das „System in sich“, wie im Track gerappt, bekämpft man auf diese Weise eher nicht.
Dem nicht genug, darf im Track neben den gewohnten Parolen auch eine groteske Glorifizierung von Fidel Castro, Josip Broz Tito und Hugo Chávez nicht fehlen. Seltsam, wie leichtfertig hier über die teils schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen in Kuba und Jugoslawien (Titos berüchtigte Gefängnisinsel Goli Otok sei an dieser Stelle genannt) hinweggesehen wird. Oder darüber, dass sich Venezuela bereits unter Chávez alles andere als zu einem „sozialistischen Paradies“ entwickelte – von der desaströsen Entwicklung unter seinem Nachfolger Nicolás Maduro gar nicht zu sprechen. Nicht die einzige Stelle, wo die Lyrik des Kid Pex schlichtweg unreflektiert wirkt. Sein Hang zur Thematisierung gesellschaftspolitischer Missstände ist durchaus lobenswert – schließlich trauen sich viele seiner Kollegen aus Angst vor kommerziellen Einbußen nicht, dahingehende Äußerungen zu tätigen – aber beim nächsten Mal bitte etwas durchdachter. Sonst bietet man nur Angriffsflächen. Auf die mancherorts allzu gern gewartet wird, wie ein Blick in die YouTube-Kommentare beweist.
Anmerkung: Große Teile der Pexwear-Einnahmen kommen karitativen Zwecken zugute. Ein Interview mit Kid Pex folgt.
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