Die Rapszene in Wien ist überschaubar, die Anzahl an rapbezogenen Veranstaltungen verhältnismäßig klein. Eine neues Event ist „Rap im Beisl“, das am heutigen Samstag im „Flex Café“ stattfindet und eine Plattform für lokale MCs und junge aufstrebende Künstler bietet. Als internationaler Special-Guest wurde Kwam.E aus Hamburg eingeflogen. Für dopen Rap mit nordischem Einschlag sollte also gesorgt sein. Eigentlich war ein früherer Beginn der Veranstaltung geplant, doch das „Flex“ ist gegen halb elf noch verhältnismäßig leer. „Champions League“ sei Dank.
Eine kleine Gruppe an Menschen findet sich jedoch, die der aufstrebenden Wiener Soundcloudikone Wal de Mar zuhören will. Mit McDonalds-Kappe und Bathing-Ape-Shirt bekleidet, betritt der Nachwuchs-MC die Bühne. Das Publikum zeigt sich stellenweise wirklich textsicher und ist ebenso jung wie Wal de Mar selbst. Zwar ohne Back-Up, jedoch mit Playback werden die juvenilen und gefühlsgeladenen Tracks präsentiert. Es geht um Drogen und Gefühle, irgendwo zwischen Depression und Manie. Thematisch sonderlich beleibt ist die Musik nicht, jedoch stört sich das Publikum keinesfalls daran. Die passenden Features mit Fruchtmax und Juicy Gay fügen sich in die Sinnesordnung ein.
Gegen Mitternacht bahnt sich nun der Übergang an. Wal de Mar verlässt nach der Darbietung seines Hits „Stoner Girl“ die Stage, um den Weg für Kwam.E freizumachen. Ganz in Lacoste (wie Tarek) betritt der Hamburger die Bühne. Die Crowd ist mittlerweile um ein Vielfaches gewachsen und empfängt ihn frenetisch. Und das vollkommen zu Recht, schließlich ist Kwam.E eines der musikalischen Ausrufezeichen in der Deutschrap-Szene im Jahr 2018. Wie bei den Studioaufnahmen gelingt es dem Mümmelmannsberger, mit seiner prägnanten Stimme zu überzeugen und sein Talent unter Beweis zu stellen.
Aufgrund der doch eher kurzen Diskografie gibt es vor allem Tracks aus der „Whut da Phunk EP“. Nach „Kein Netz“ wendet sich Kwam.E zum Publikum und richtet seine Aufmerksamkeit auf einen Vape-Nutzer, der die Halle in dicke Rauchschwaden hüllt. „Was rauchst du da? Das ist ungesund. Kiffen ist besser“, entgegnet der Norddeutsche mit einem Augenzwinkern. Vapeshaming wird in den kommenden Jahren wohl zum Volkssport werden.
Es folgen „Bist du down?“ (heute ohne Ace Tee) und „#ESISKWAM“. „Wir sind hier nicht bei Rap am Mittwoch“, stellt Kwam korrekterweise fest. Es folgt ein kurzes Acapella, bevor er im Anschluss die Bühne verlässt. Mit ein paar mehr Liedern wäre das Publikum auch einverstanden, doch die hohen Temperaturen im Inneren des „Flex Cafés“ treiben das Publikum in Scharen vor die Location.
Im direkten Anschluss an das Konzert begibt sich Kwam.E noch in das Publikum und scheut sich nicht vor der Interaktion mit den Fans. Es gibt Fotos und Handschüttler. Danach folgt das Freestylebattle, für das 100€ Preisgeld ausgeschrieben sind.
Im Laufe des Abends entwickelte sich „Rap im Beisl“ zu einem durchaus erinnerungswürdigen Event. Kwam.E bestätigte die Erwartungen und konnte mit dem Auftritt für sein musikalischen Zukunftswerk werben. Auch „Rap im Beisl“ machte Werbung in eigener Sache und könnte in Zukunft bei gleichbleibendem oder ansteigendem Niveau eine durchaus ernstzunehmende Veranstaltungsreihe für die Wiener Rapszene werden.
Weitere Fotos des Abends:
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