"The hardest thing to do is something that is close…
Kommerziell lief es 2017 für Logic bisher außerordentlich gut, konnten schließlich nur Kendrick Lamar und Drake mehr Alben in der ersten Verkaufswoche absetzen als der Rapper aus Maryland mit seinem dritten Werk „Everybody“. Auch künstlerisch zeigte er sich auf dem Album sehr ambitioniert, wenngleich die großen Vorhaben nicht immer in großen Taten mündeten. Nichtsdestotrotz stachen einige sozialpolitische Statements in Songform heraus – und eines davon ist zweifelsfrei „1-800-273-8255“ feat. Alessia Cara und Khalid, eine Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich tabuisierten Thema des Suizid. Ein Thema, dessen Bedeutung vergangenes Monat durch den tragischen Tod von Linkin-Park-Sänger Chester Bennington, der seinen jahrelangen Kampf gegen die Depressionen verlor, erneut unterstrichen wurde. Doch wie lässt sich damit künstlerisch umgehen? Schon früher in diesem Jahr versuchte Netflix mit der Serie „13 Reasons Why“ eine Auseinandersetzung, die viel Lob, aber auch viel Kritik ausgesetzt war. Eindeutige Worte hierzu fand beispielsweise Dr. Steven Leicester von der australischen Mental Health Organisation Headspace: „The show actually doesn’t present a viable alternative to suicide. The show doesn’t talk about mental illness or depression, doesn’t name those words. My thoughts about the series are that it’s probably done more harm than any good“, urteilt Leicester gegenüber Independent.
Eine Kritik, die auf Logics „1-800-273-8255“ nicht zutrifft. Hat der Track schließlich ein positves Ende, da die verzweifelte Person hier bei der nationalen Suizidpräventionshotline um Hilfe bittet, diese bekommt und dann wieder den Weg zurück ins Leben findet. Um den Impact des Tracks zu bemessen, greift ein Blick auf die Verkaufszahlen zu kurz, mit Platz 40 in den Billboard Hot 100 und einer Goldauszeichnung kann Logic sich trotzdem über ein Karrierehighlight freuen. Wichtiger sind aber andere Zahlen. So berichtet die National Suicide Prevention Lifeline, deren Telefonnummer den Titel des Songs stiftet, von einem enormen Anstieg an Anrufen (um die 33% im Vergleich zum Vorjahr), die auf Logics Track, den er selbst als seinen bisher wichtigsten bezeichnet, zurückzuführen sind: „The impact has been pretty extraordinary. On the day the song was released, we had the second-highest call volume in the history of our service”, so John Draper, Direktor der National Suicide Prevention Line.
Nur konsequent, dass Monate nach der Veröffentlichung des Tracks nun im August das Video zu „1-800-273-8255“ folgt. Mit großem Staraufgebot, spielen sowohl Coy Stewart (bekannt aus „Are We There Yet?“), Nolan Gould („Modern Family”) als auch Don Cheadle („Hotel Rwanda“) im Clip mit. Der Plot dreht sich dabei um einen Teenager, der sich in einen Schulkollegen verliebt. Eine Liebe, die zwar auf Gegenseitigkeit beruht, bei den Eltern zunächst aber auf heftige Ablehnung stößt – und Anlass für den von Coy Stewart gespielten Charakter ist, sich das Leben nehmen zu wollen. Eine aus der Realität gegriffene Szenerie, ist die Suizidrate unter LGBTQ-Jugendlichen besonders hoch, da in Teilen der Gesellschaft erschreckenderweise noch immer die nötige Akzeptanz fehlt. Die gibt es aber am Ende von Logics Video, das mit einem optimistischen Ende schließt.
Auch wenn vieles davon an „Make It Stop (September’s Children)” von der Melodic-Hardcore-Band Rise Against erinnert (die dafür mit dem „It Gets Better”-Projekt zusammenarbeiteten): „1-800-273-8255“ ist ein außerordentlich starkes Statement. Nicht nur musikalisch, sondern auch visuell. Sogar CNN war Logics Werk einem Bericht auf der Website wert. Davor kann man also nur den Hut ziehen. It’s bigger than HipHop.
Notrufnummern
Rat und Hilfe im Krisenfall gewährleistet die Psychiatrische Soforthilfe. Unter dieser Nummer erhältst du qualifizierte und rasche Hilfestellung: 01 / 313 30 (täglich rund um die Uhr)
Kriseninterventionszentrum: 01 / 406 95 95 (Montag–Freitag 10–17 Uhr)
Rat und Hilfe bei Suizidgefahr: 0810 / 977 155
Sozialpsychiatrischer Notdienst: 01 / 310 87 79 oder 01 / 310 87 80
Österreichweite Telefonseelsorge: 142 (rund um die Uhr, kostenlos)
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