Luciano zählt seit geraumer Zeit zu den größten Deutschrap-Acts, die die Industrie zu bieten hat. Der Berliner hat sich von der Straße in die Königsklasse gekämpft. Von simplen Musikvideos vorm Spätkauf hin zu Verträgen bei Majorlabels, ausverkauften Touren und internationalen Features wie Fredo und Lil Baby. Gestern war er zum zweiten Mal live in Wien zu sehen.
Der fünfte Stop der „Flex“-Tour führt in den 11. Wiener Gemeindebezirk, genauer gesagt ins Gasometer. Als Unterstützung hat er Jamule mitgebracht, der ordentlich vorheizt. Das Life-is-Pain-Signing performt souverän. Die Leute kennen seine Songs und rappen mit. Ein schöner Start.
Nach 20 Minuten Aufwärmphase lässt sich dann der Star des Abends blicken. Luciano ist motiviert, rennt und springt von einem Ende zum anderen. Er rappt großteils alleine, lediglich sein DJ backt ihn ab und zu. Einige Passagen laufen Playback. Stören tut das nicht, es verstärkt sogar die Performance. Im Hintergrund laufen auf drei Monitoren passend zu den Songs 3D-animierte Visuals. Rechts und Links steht jeweils ein kleiner Podest, auf dem sich Luciano einen höheren Blick über die Menge verschaffen kann und in der Mitte darf es sich DJ Yeezy an den Decks gemütlich machen. Das Publikum muss man loben. Es ist sehr textsicher und bildet Moshpits bei fast allen Tracks. Luciano scheint überrascht. Er hat nicht erwartet, dass die österreichische Hauptstadt so viel Energie hat.
„Wir hatten unsere Favoritenstädte. Wir dachten Wien wird cool, aber ganz ehrlich? Ihr reißt grad alles ab!“
Mitten in der Show scheint es dann in der ersten Reihe ein wenig zu eskalieren, weshalb Luciano seine Performance stoppt, um etwas klarzustellen. Ein Security soll wohl zu grob zu einem Fan gewesen sein. Luciano macht deutlich, dass die Sicherheitskräfte zwar ihrer Arbeit nachgehen sollen, jedoch in einem angemessenen Rahmen. Daraufhin holt er kurzerhand den Jungen auf die Bühne, der für den nächsten Songs den Ausblick von oben genießen darf. Die Liebe von Luciano zu den Hörern ist deutlich zu spüren. Genauso spürbar ist die Liebe des Publikums. Dauernd werden Geschenke auf die Bühne geworfen. Von T-Shirts und Pullovern bis hin zu Kappen und Goldketten.
„Leute, macht ruhig eueren Job, aber bitte nicht so, das ist meine Familie!“
Die Tracklist konzentriert sich hauptsächlich auf die jüngeren Stücke seiner Diskografie. Songs wie „Ballin“, „Yeah“ und „Millies“ stehen im Vordergrund. Es gibt jedoch Ausflüge in die Vergangenheit. Beispielsweise mit „Vorankommen“ von seinem Debütalbum „Eiskalt“. Auch hier kennen fast alle die Lyrics.
Gegen Ende darf Jamule noch einmal auf die Stage und performt neben dem kürzlich erschienen Kollabosong „Athen“ gemeinsam mit Luciano auch seine allererste Single „NBA“. Danach heißt es Endspurt. Das Publikum zeigt jedoch keine Müdigkeitserscheinungen. Nach wie vor springt die ganze Halle und die Texte werden mitgesungen. Nach gut anderthalb Stunden verschwindet Luciano hinter der Bühne. Er lässt es sich jedoch nicht nehmen, eine Zugabe zu spielen. Fünf Songs gibt es nochmal obendrauf.
Fazit: Ein Ping-Pong-Spiel der Energie. Die Menge gibt dem Künstler Kraft und er gibt das Doppelte zurück. Fast zwei stunden Vollgas von beiden Seiten. Ein Konzert, wie man es sich wünscht.
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