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Organisationsprobleme & Playback // Madchild live

Organisationsprobleme & Playback // Madchild live

Fotos: Moritz Nachtschatt

Über einen eher unkonventionellen Weg kam die Wien-Show von Madchild am Dienstagabend zustande. Fernab der üblichen Agenturen und Veranstaltungskollektive lief das Booking direkt über den Viper Room.Schon seit geraumer Zeit finden in der auf Rock- und Metalklänge spezialisierten Location punktuell Rap-Shows statt, künftig möchte man sich stilistisch noch breiter aufstellen. Grundsätzlich ja ein lobenswertes Vorhaben. Leider verdeutlicht dieser Abend aber, was für ein schweres Pflaster das Booking-Terrain sein kann. So erscheint die Besucherzahl für einen Act wie Madchild äußerst dürftig, sein Auftritt verdient keine andere Beschreibung. Dazu gibt ausgemachte Unstimmigkeiten wie das Fehlen eines Timetables oder den einstündigen es hLeerlauf vor der Show des Rappers aus Vancouver. Aber alles der Reihe nach.

Mit der Intention, die Support-Acts zu sehen, erreichen wir auf Verdacht gegen 20:30 Uhr den Viper Room und sehen die letzten gespielten Nummern des im breiten Dialekt rappenden Floridsdorfers RAN DMC. Auf ihn folgen Ansa & Sunny, die unterstützt von DJ Playabeatz vor allem Tracks aus „A Wos!“, dem ihrer Meinung nach „unbestritten besten österreichischen Mixtape“, spielen. Nun ja, die beiden Mundart-Rapper stimmen in passabler Manier ein. Über die von Apollo Brown gefladerten Beats rappt der Ex-Vamummte Ansa um einiges präziser und verständlicher als der merklich angeheiterte Sunny – dieser punktet dafür mit Sauf-Anmiationen bei der kleinen, überraschend motivierten Crowd. Für Ansa ist es in doppelter Hinsicht ein besonderer Abend. Erstens, weil er in kürze Nachwuchs erwartet: „Mei Girl liegt mit Wehen daham und es kann jederzeit so weit sein, aber ich spiel trotzdem und geb mir dann Madchild!“ Zweitens, weil er über eine direkte Connection zum Hauptact verfügt. Vor etwa zehn Jahren haben Die Vamummtn mit der Madchild-Crew Swollen Members den Track „Visions“ aufgenommen. Wenig überraschend kommt die Nummer diesmal aber nicht zur Geltung.

Mit gut einer Stunde fällt die Pause vor Madchild viel zu lange aus. Dass der Tontechniker und Bar-DJ die Wartezeit mit einer leise gehaltenen DJ-Shadow-Playlist überbrückt, wirkt trotz der unbestreitbaren Klasse der Tracks nicht gerade motivierend. Die Stimmung kann so nicht konserviert werden, nach und nach strömen Besucher ins Freie. Die Halle ist zwischenzeitlich fast leer, die tapferen Verbliebenen werfen sich verdutzte Blicke zu. Um kurz vor 23 Uhr erscheint Madchild schließlich doch noch auf der Bühne, macht sich gleich durch mehrmaliges Anschreien des Tontechnikers bemerkbar: „Turn the fuckin‘ music up or i won’t play!“ Dafür legt er gemeinsam mit DJ Honest dann bei passender Lautstärke los. Die Anlage stößt an ihre Grenzen, der Sound erscheint aber grundsolide. Besonders „Drugs in my pocket„, eine Abrechnung mit der eigenen Drogenvergangenheit, dröhnt fein aus den Boxen.

Die teilweise große Distanz vom Mic zu Madchilds Mund fällt bei zu sauber wirkendem Stimmeinsatz rasch auf. Der selbsternannte „Underground King“ zieht offenbar eine Playback-Show auf. Wenn seine Live-Stimme die Studioaufnahmen mal übertönt, klingt das grauenvoll, selbst bei catchigen Classics wie „Monster“ oder „Dickhead“. Zugutehalten muss man ihm, dass er den „Crowd-Pleaser“ mimt und sehr viel Energie in die Performance steckt. Auf die Texte seiner bekanntesten Tracks muss er sich sowieso nur rudimentär konzentrieren, die begeisterten, extrem textsicheren Besucher in der vordersten Reihe machen das schon. Der seine Sonnenbrille nur kurzzeitig ablegende Rapper begibt sich mehrmals in die Crowd, „spittet“ und schreit gefühlt mehr inmitten seiner teils moshenden Fans, als von der Bühne aus. Nach gut 45 Minuten und den obligatorischen Zugaben in Form von „Runaway“ und „Judgement Day“ ist sein intensiver Auftritt auch schon wieder zu Ende, er verlässt unter Sprechchören die Bühne.

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Fazit: So motivierend sich Madchild auch präsentiert hat, von einem Kaliber wie ihm wäre raptechnisch weitaus mehr zu erwarten gewesen als eine halbgare Playback-Show – auch in einer kleinen, spärlich besuchten Location wie dem Viper Room. Leider kam es auch beim Rundherum zu Unstimmigkeiten wie dem übermäßig langen Leerlauf nach Ansa & Sunny. Das Veranstalten ist ein schwieriges Unterfangen, bei dem einiges schiefgehen kann und an diesem Abend sind eben einige ungünstige Faktoren zusammengekommen. Für den enttäuschenden Auftritt von Madchild kann man aber nur ihn selbst krisitieren. Dennoch wäre in Zukunft etwas mehr Bemühen um einen professionellen Ablauf zu wünschen – feine Rap-Shows im kleineren Rahmen sind im Viper Room jedefalls gut vorstellbar.

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