Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Man muss echt erst nach Hannover kommen, um mal wieder einen Konzert-Hörgenuss der Extraklasse zu erhalten. Dem MusikZentrum, das Teil einer gemeinnützigen GmbH zur Jugend- und Musikförderung ist, haben die Betreiber eine Anlage verpasst, die feinsten Studiosound verbreitet. Nicht abwegig, gehören zum Unternehmen auch ein Tonstudio sowie über 50 Proberäume in ehemaligen Hannoveraner Luftschutzbunkern. Der perfekte akustische Rahmen für Alaxka, eine Berliner Produzentin und Sängerin. Mit ihrer eindringlichen Stimme erfüllt sie den teils reduzierten, teils knalligen Sound, pendelt zwischen Macbook, Drumpad und Keyboard und verbreitet dabei eine Atmosphäre zwischen 80ies-Klänge und futuristischen Melodien. Musik, die große Gefühle verarbeitet und dich dabei in den Arm nimmt. Zu hören auf „Hometown„, einem von wenigen Tracks, die online zu finden sind.
War das musikalische Ambiente bei Alaxka noch mystisch und melancholisch, ändert sich dieses bei Maeckes schlagartig. Alleine daran zu merken, dass der Drummer als Erster der Band mit einem Regenschirm auf die Bühne kommt, auf dem einen der ausgestreckte Mittelfinger begrüßt. Maeckes‘ stets wiederkehrende Referenz an den chinesischen Konzeptkünstler Ai Weiwei. Aus dem blauen Nebel steigt Maeckes dann schließlich selbst in dem gelben Anzug, den er auch am „Tilt“-Cover trägt, hervor und beginnt das Konzert mit dem tempolastigen „Der Misserfolg gibt mir Unrecht“. Über ihm flackern die von der Decke hängenden Wolken im Takt, die Teil des Bühnenbilds sind.
Vom ersten Moment an ist Maeckes energetisch, führt roboterartige Bewegungen zum Beat aus und tanzt zu den Quak-Geräuschen eines Kinder-Keyboards, das Bassist, Grafiker und „Tilt“-Produzent Äh, Dings gerade bearbeitet. Der zweite Gitarrist und ebenso Mitproduzent des aktuellen Albums, Tristan Brusch, zieht da nach und packt für „In Deiner Stadt“ die Looping Station aus, um seine „Engelsstimme“ aufzunehmen, die Maeckes immer so unglaubliche beruhige. „In zwei Jahren bin ich Voract von ihm„, sagt das Orsons-Mitglied sichtlich stolz über Brusch, der auch bei den Konzerten der Orsons als Live-Unterstützung dabei ist. Für die äußerst positive Rückmeldung aus dem Publikum während des Konzerts bedankt sich Maeckes mit gefalteten Händen, dass er auch einmal den Text vergisst, macht ihn nur noch sympathischer.
Maeckes gestaltet die Show abwechslungsreich; er rappt nicht nur, sondern singt für „Urlaubsfotograf„, bindet das Publikum immer wieder in die Show mit ein und greift für die Akustik-Version von „Unperfekt“ auch selbst zur Gitarre. Dabei spielt der Stuttgarter nicht nur Songs aus seinem neuen Album „Tilt“ (Review), sondern auch Nummern wie das Exclusive „WOW„, „Graustufenregenbogen“ aus dem „Kids“-Album oder Die-Orsons-Nummer „Jetzt“. Und wenn Maeckes bei „Partykirche“ „Teilt das Meer!“ ruft, dann stellt er gleichzeitig den passenden religiösen Rahmen her, um anschließend wie Jesus übers Wasser zu gehen – in dem Fall eben über die hochgestreckten Hände der Konzertbesucher. Neben diesen aufbrausenden Momenten hat die Show aber auch ihre ruhigen, nachdenklichen Elemente. So erzählt Maeckes beispielsweise, dass der Entstehungsprozess des Albums mehrere Jahre gedauert hat und er manchmal alles hinschmeißen wollte, aber manchmal sei eben der „krass anstrengende Weg der richtige“.
Fazit: Maeckes‘ unermüdliche Energie, seine Bühmenperformance, der Studio-taugliche Sound in der Event-Location und die musikalische Umrahmung durch die Live-Band: Besser kann ein Konzert nicht sein. Auszusetzen gibt es da nichts, nur ein bisschen enttäuscht anzumerken, dass auch ruhigere Nummern aus dem aktuellen Album wie „Die Alpen“ oder „Kreuz“ ganz gut zum Konzept und in die Show gepasst hätten. Maeckes, das nächste Mal komm bitte auch wieder in deine zweite Heimat Wien für einen Tourstopp.
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