Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Eigentlich kein Wunder, dass Megaloh für seine „Regenmacher„-Tour Kollegen Chima Ede als Support Act mitgenommen hat – hat er diesen doch schon vor Längerem zu einen seiner Top 3 Newcomer gezählt. Der Berliner, der auch immer wieder politische Tracks wie „Wir sind das Volk„, „Fck die AfD“ oder „Deine Religion“ veröffentlicht, stimmt die Konzertbesucher auf das ein, was sie die nächsten zwei Stunden erwarten wird: starke Beats, präziser Rap und eine gute Performance – eine tadellose Liveshow also. Neben Tracks aus seiner aktuellen, von Ghanaian Stallion produzierten EP „Principium“ spielt Chima Ede auch ältere Nummern wie „Nur Papier“ – beruht wie Mick Jenkins „Jazz“ auf Yael Naims „Toxic“-Cover – oder „Ich bin frei“ aus seiner „Lebenslust„-EP. „Auch traurigere Songs gehören dazu„, sagt Chima Ede, bevor er „Nikotin“ anstimmt, um danach mit „Principium“ und „Jigidem“ gemeinsam mit Tourbegleitung Musa wieder Bass-lastiger zu werden.
„Unfassbacr coucou“, dieser Megaloh
Für seine Wiener Fans legt Mister Live-MC Megaloh eine Tripleschicht ein und glänzt mit seiner Vielfältigkeit auf der Bühne. Kein Wunder, sind bei Megaloh „keine Special-Effects nötig, nur Mics und Beats“, denn mit über elf Jahren Bühnenerfahrung gilt der Regenmacher schon als Routinier im Rapkosmos. Seine Vielfältigkeit auf der Bühne beweist er auch in der gut gefüllten Grellen Forelle in Wien. Mit von der Partie an den Turntables ist Megalohs Hauptproduzent Ghanaian Stallion, begleitet von einem Bläser-Duo, das für die gewisse „OYOYO“- Stimmung sorgt. Dem noch nicht genug: Des Weiteren wird er, wie erwähnt, von Chima Ede, Musa und – als Überraschungsgast Amewu – begleitet, seiner selbst ernannten „Blacksupermangang“.
Auch bei der Trackauswahl der Regenmacher-Tour zeigt sich Megalohs Facettenreichtum: Die Fans dürfen eine Achterbahn der Gefühle für fast zwei Stunden hautnah miterleben. Nach dem Opener „Regenmacher“ folgen „Sie wissen Bescheid jetzt“ und „Zug“, zu dem Megaloh eine Polonaise im Club anführt und mit Tut-tut-Geräuschen die Sympathien des Publikums definitiv auf seiner Seite hat. Sowohl Klassiker wie „Live MCs“, das er mit Amewu performt, „Dr. Cooper“ und „Endlich Unendlich“ mit Trompetensolo als auch brandneue Tracks mit Chima Ede wie „Einhundert“ sind auf seiner Tour vertreten und sorgen für eine erhitzte Stimmung bei seinen Megalohmanianern. „Wer hat die Hitze„, ein Feature mit Trettmann, kündigt er schließlich als den Rapsong an, vor dem alle anderen Rapsongs Angst hätten. Die Stimmung im Club ist da auf jeden Fall schon am Kochen. Aber auch seine Versionen von „Esperanto“ und „King of Rap“ aus der „Auf Ewig“-Trilogie bringt Megaloh live.
Neben dem ganzen Gespitte, dem vielen „Whiskey Cola“ zu Stallions Afro-Trap-Beats legt Megaloh auch viel Ernsthaftigkeit an den Tag. „Sie sagen ich soll arbeiten gehen, doch ich habe kein Recht“: Megaloh spricht vor dem Track „Wohin“ davon, aufgrund des allgegenwärtigen Rassismus Wut zu verspüren. Die flüchtenden Menschen würden ja nicht freiwillig weg wollen aus ihrer Heimat, aber dass ihnen nichts anderes übrig bliebe. Und dann werde ihnen auch noch vorgeschrieben, dass sie keine Rechte haben und nicht willkommen sind. Als Regenmacher steht Megaloh zwischen Dürre und Ernte und zeigt sowohl seine lebensfrohe als auch seine nachdenkliche, von Wut bepackte Seite zum aktuellen Flüchtlingsthema. Doch Megaloh bringt den ersehnten Regen und schenkt seinen Fans ein Feuerwerk der Gefühle. Seine Leidenschaft zu Rap und seine einzigartige Bühnenpräsenz werden wohl den ein oder anderen Neu-Fan überrascht haben.
Ein Konzert mit einem dankbaren, sehr lauten Publikum, bei dem für Rap-Verhältnisse übermäßig viel getanzt wurde und sich Megaloh bemüht hat, die Distanz zwischen ihm und den Konzertbesuchern zu überwinden. Immer wieder schön, wenn live auch Instrumente ihren Platz bekommen, was anhand der umjubelten Saxofon- und Trompetensoli bemerkbar war. Nach etlichen Zugaben klatscht Megaloh schließlich mit den Besuchern in den ersten Reihen ab und bedankt sich noch einmal bei seiner gesamten Crew. So machte Megaloh, der Sympathieträger mit richtig starken Perform-Qualitäten, den Abend zu einem der Konzert-Highlights des Jahres.
Wer Megaloh gestern verpasst hat: Er spielt auch am 17. November als Support Act vor den Beginnern im Gasometer Wien. Amewu spielt kommenden Dienstag im Rahmen von Viva Con Aguas „WasserReichen“ neben DJ-Sets von DJ Stylewarz und den Waxolutionists eine Soloshow im Werk Wien.
Text: Julia Gschmeidler & Adriana Juric
Fotos: Kiki Heindl Photography
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.