1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Nachdem Kaisermühlner Urgestein Brenk Sinatra und Morlockk Dilemma, der offiziell wortgewandteste deutschsprachige Rapper, ihre Doppel-EP „Hexenkessel“ veröffentlichten, stand fest, das Release gebührend zu zelebrieren. Und so wurde das B72 am Freitagabend kurzerhand zu ebenjenem umfunktioniert. Vorweg: Es war wirklich ein Hexenkessel. Bereits einige Tage vorher war das Konzert ausverkauft und wahrscheinlich hätte das Duo einen doppelt so großen Laden auch gefüllt.
Erst gegen 23.45 werden die Türen geöffnet, wo bereits DJ Chrisfader an den Plattentellern steht und das Publikum auf das vergleichsweise späte Konzert einstimmt. Um kurz nach 1 Uhr betritt schließlich der Hauptact des Abends die Bühne und das Publikum wird direkt mit „Geiselhaft“ begrüßt. Morlockk erwähnt den florierenden Schwarzmarkt, den es in den letzten Tagen für Eintrittskarten gab und kündigt eine eventuelle Wiederholung der Releaseparty in einigen Monaten an, damit auch diejenigen in den Genuss kommen dürfen, die an diesem Abend nicht dabei sein können. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist es in der Location extrem heiß, voll und stickig und wer nicht rechtzeitig da war, muss sich mit einem Platz in den hintersten Reihen begnügen.
Anschließend präsentiert Morlockk Dilemma mit seiner überzeugenden Live-Stimme weitere Songs aus dem gemeinsamen Werk mit Brenk Sinatra („Kopfnuss“/ „Der Sauresgeber“), um danach einige Evergreens aus seinem Battle–Repertoire zu performen. Alleine die Erwähnung des „Eisernen Besens“ löst viel Zuspruch aus dem Publikum aus und Morlockk zeigt, dass er neben unfassbarem Storytelling auch die versiertesten Punchlines Deutschlands aufs Papier bringt. Generell schafft es der Rapper, einen gesunden Mix aus dem aktuellen Release und Klassikern seiner mittlerweile doch recht umfassenden Diskographie zu kreieren, bei dem es auch fast 15 Jahre alte Tracks wie „Mike“ wieder auf die Bühne schaffen. s/o an dieser Stelle auch an MecsTreem, der mit „Blankoscheck“ wohl einen der besten Beats für Liveauftritte produziert hat. Zwischen den Tracks gibt es mal mehr, mal weniger einstudierte Anekdoten von „MC Flixbus“, der aufgrund von Lufthansa-Streiks beinahe nicht zu seiner eigenen Releaseparty – übrigens die erste, die nicht in Leipzig stattfindet – hätte kommen können. Dafür lässt er sich standesgemäß mit dem wohl besten Geburtstagstrack seit immer in Form von „11.9.“ feiern.
Irgendwann, nachdem das Publikum „von Kippen auf Kiffen umgestiegen“ ist, wird passend zu den Tracks „Die Drinks“ und „Cognac“ in bester Betty Ford Boys-Manier ein Schnapsbreak – Brenks Lieblingspart jeder Show – eingelegt und einige Leute in den vorderen Reihen dürfen sich über Hochprozentiges vom Silbertablett freuen, womit sie bestens auf den letzten Teil der Show eingestimmt werden, der in Form des Lovesongs „Gentlemen“ (dem er angeblich ein dreijähriges Auftrittsverbot in seiner Heimatstadt zu verdanken hat) und dem One-Hit-Wonder der Bestesten zelebriert wird.
Vor der ausgedehnten Zugabe werden noch Shoutouts an den im Publikum anwesenden Kamp gegeben, der „zu faul war“, um ein Feature zur neuen Platte beizusteuern, ehe zum Abschluss noch „Assiklatsche„, „Steinewerfen“ und das titelgebende „Hexenkessel“ gespielt werden. Um kurz vor 3 Uhr wird die Bühne dann Brenk Sinatra überlassen, der für sein anschließendes Beatset einen Mix aus den „Gumbo“-, Betty Ford Boys- und „Chop Shop“-Platten sowie neueren Produktionen, bei denen er seine Finger im Spiel hatte, zusammengestellt hat. Morlockk Dilemma wendet sich unterdessen dem Merchstand zu, wo es unter anderem auch die limitierten 7- inches zum Gibmafuffi-Remix von „Cognac“ zu erwerben gab, der sich bei einem Remixcontest gegen über 300 andere Produzenten durchgesetzt hat. Während anschließend noch Stanley Stiffla & Fuzl die Decks übernehmen, leert sich nach und nach die Halle und der lange Abend geht zu Ende.
Fazit: Das Wort „Hexenkessel“ beschreibt den Abend tatsächlich ziemlich gut. Morlockk Dilemma & Brenk Sinatra haben echt alles aus der Location rausgeholt, einen guten Querschnitt durch beide Diskographien gegeben und eine gebührende Releaseparty für ihr gemeinsames Werk geliefert. Die technischen Probleme mit dem Mikrofon wurden elegant gelöst, der eiserne Besen fegt schließlich auch a capella. Falls es tatsächlich Teil zwei der Releaseparty in Wien geben sollte, wäre eine größere Location überlegenswert – die Nachfrage ist offensichtlich vorhanden.
Weitere Bilder des Abends:
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