Zeichen setzen mit Zeichensätzen. Mag Rap, Reisen und gutes Essen.
Nach einer mehrjährigen Schaffenspause – zumindest als Kollektiv – melden sich die Niederösterreicher von Mostheadz zurück und präsentieren neun Tracks: „Direkt aus der Brennerei“. Kardinal Kaos an Rap und Beats, Woldow am Rap und DJ Zeilomat an den Cutz, das Rezept hat sich seit 2012 und dem Album Auf CD nicht geändert.
Mit „Vorlauf“ gelingt ein äußerst unterhaltsamer Opener auf einen herrlich rohen Loop vom Kardinal. Zeilen wie „Wer hoit da den Ruckn frei, des Matell-Kartell?“ erzeugen Schmunzler und Lust auf mehr. Auf EP-Länge kann dieses textliche Level jedoch nicht gehalten werden. Was allerdings bereits beim ersten Durchhören auffällt, sind die überwiegend starken Beats der Sorte „back to the roots“. Satte Drums, +/-90 BPM, tief gediggte Samples und sorgfältig gepickte Cutz sprechen für sich. Leider liegen auf diesen Instrumentalen in einigen Fällen etwas lieblos konstruierte Parts, denen man immer wieder anmerkt, dass sie relativ spontan verfasst wurden. Diese Rawness kann selbstverständlich auch beabsichtigt sein und passt zum EP-Konzept, hinterlässt den Hörer allerdings manchmal etwas ratlos. Thematisch ist die ganze EP sehr stark auf das Konzept „Rap über Rap“ fokussiert, was bei den Instrumentals und den Styles von Kardinal Kaos und Woldow nicht nur logisch, sondern auch passend erscheint.
„Und damals hots no geheißen, Kardinal schreibt meine Texte,
amoi a dickes Dankeschön für solche Komplimente,
Und andre meinten, i werd niemals a MC,
doch die worn grundsätzlich anfällig für Verschwörungstheorien“
(Woldow auf „Price“)
Der deepere Track „Price“, dessen Hook stark an den Flow von Hiob erinnert, „A Dabei“ auf einen leichtfüßig-verträumten Beat sowie der letzte Track „Hypno“, der nochmal die Liebe zur Sache unterstreicht, gefallen. Der Kardinal und Woldow warten mit einigen großartigen Lines sowie eleganten Patternwechseln auf. Das absolute Highlight stellt allerdings „Untawegs“ dar, was nicht nur an den brutalen Parts von Drk Poet und Fozhowi liegt. Der Track stellt vielmehr insgesamt unter Beweis, was alles möglich ist, wenn Konzept und Parts einer Nummer voll ausgereift sind. Auch beweisen die zwei rappenden Mostheadz, wie gut sie mit stärker nach vorne gehenden Beats umgehen können.
„I nimm des Mikrofon entgegen und gib die Schnapsflaschen ab,
du host dessölbe an Gehirnzellen, was i scho versoffen hob,
in ana Nocht, orge Soch, sitz mit Drk und Foz im selben Boot,
während des von deiner Crew zu sinken droht“
Fazit: Mit „Aus der Brennerei“ gelingt den Mostheadz eine absolut solide EP, die Dialekt-Liebhabern und Oldschool-Heads Freude bereiten wird. Immer wieder wirken Nummern etwas roh, was jedoch lediglich im Fall der Texte negative Auswirkungen hat. Beats und Cutz sind abwechslungsreich und schaffen es, den vergessen geglaubten Flavour guter alter Tage zu transportieren – und sind dabei trotzdem originell. Ein weiteres Ausrufezeichen der österreichischen Szene, reinhören dringend angeraten! Am 13. Oktober steigt die Releaseparty im Chelsea Wien, inklusive Special Guest Delinquent vom Prograss Movement.
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