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Reduktion als Challenge: Mr. Käfer & Phlocalyst mit „Now / Again“ // Album

Reduktion als Challenge: Mr. Käfer & Phlocalyst mit „Now / Again“ // Album

Jazz und HipHop. Eine Genrefusion, die sich seit der Blütezeit von Gang Starr und der Native Tongues Posse hoher Beliebtheit erfreut – und in über 30 Jahren ihren Reiz nie ganz verloren hat. Zuletzt gab es unter anderem dank der LoFi-Beatszene einen neuen Aufschwung. Geprägt von diversen Ären zwischen Jazz-Rap-Vorreitern, HipHop-Produktionen sowie der heutigen Londoner Jazzszene, schlagen auch Mr. Käfer und Phlocalyst in diese Kerbe. Nach paar Singles machen die beiden Produzenten nun mit dem über Melting Pot Music erschienenen „Now / Again“ erstmals auf Albumlänge gemeinsame Sache.

Effiziente Challenge

In einer Zeit, in der sich Instrumental- und Vocal-Features auf Beatprojekten häufen, haben sie sich bewusst für einen minimalistischen Zugang entschieden: Mr. Käfer produziert Beatskizzen und Phlocalyst, der als ausgebildeter Trompeter hauptberuflich in einem klassischen Orchester spielt, schmückt mit seinem Hauptinstrument aus. „Es war eine interessante Challenge, uns zu reduzieren und dabei trotzdem was Neues zu kreieren“, sagt Mr. Käfer. „Wir wollten einen eigenen Sound in dieses Genre bringen. Quasi echt Richtung Jazz, wo du in der Kleinbesetzung ein Schlagzeug, Bass, Klavier, Blasinstrumente und vielleicht noch paar kleinere Sachen dazu hast“, ergänzt Phlocalyst.

Auch der reduzierten Herangehensweise geschuldet, ist „Now / Again“ in kurzer Zeit und ohne viel Vorplanung entstanden – das Album setzt sich quasi aus zwei großen Sessions zusammen. Die erste online, zumal der Salzburger Mr. Käfer in Köln, der Belgier Phlocalyst in München lebt. „Ich saß vor paar Monaten in Quarantäne. Er hat mir aus dem Nichts einen Loop geschickt. Ich habe ihm gleich was zurückgeschickt, weil ich eh nichts Besseres zu tun hatte“, blickt Phlocalyst zurück. „So lief das hin und her. Nach einigen Tagen hatten wir viele Tracks, die mehr oder weniger fertig waren“, sagt Mr. Käfer. Der zweite Teil des Albums entstand vor Ort innerhalb paar gemeinsamer Tage in München.

Am Ende zeugt das Album nicht nur von einer effizienten, sondern auch von einer harmonischen Zusammenarbeit. Ausgeschmückt mit knackigen Drums und Basslines, fallen die Beats sehr entspannt aus. Die Trompetenklänge kommen beim oft gemächlichen Tempo schön zur Geltung. Ein sehr angenehm hörbares Instrumentalalbum, das beim Durchlauf nicht so schnell fad wird.

Keine Playlist-Optimierung

Dass ihre Tracks in einer florierenden Beatwelt funktionieren und mitunter in lukrativen Spotify-Playlists Anklang finden, nehmen Mr. Käfer und Phlocalyst gerne mit – ohnehin haben beide bereits mehrere Tracks mit einigen Millionen Plays auf der Habenseite. In erster Linie gehe es ihnen beim Produzieren aber um die eigene Zufriedenheit. „Es ist immer bisschen tricky. Ich bin darauf angewiesen, weil ich von der Musik lebe. Trotzdem ist es besser, wenn man es so macht, wie man es macht und sich nicht von den Playlists verrückt machen lässt“, sagt Mr. Käfer. Phlocalyst, für den das Produzieren „nur“ der Zweitjob ist, denkt ähnlich: „Es ist für mich das erste Projekt, bei dem ich gar nicht darüber nachdacht habe. Hätten wir das, wäre das Album anders geworden“, sagt er.

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Eine Vinyl-Version von „Now / Again“ ist via Bandcamp vorbestellbar und voraussichtlich ab 29. Oktober erhältlich. In den kommenden Monaten dürften weitere gemeinsame Releases folgen, auch weil die beiden bereits in ihrer zweiten Session mit Tracks für ein neues Projekt, das in eine etwas andere Richtugn gehen soll, angefangen haben. „Wir haben einen guten musikalischen Vibe gefunden und bis jetzt fast keinen Beat gemacht, mit dem wir nicht zufrieden waren“, so Phlocalyst.