Einen rasanten Aufstieg hat Nimo in den vergangenen Jahren hingelegt, vom Celo–Abdi-Support-Act zum hallenfüllenden Headliner. Die Gründe für diesen Erfolg muss man nicht lange suchen. Nimo rappt zwar passabel, hat ein Händchen für Hooks (Frankreich, oida!), besitzt aber vor allem ein herzeigbares Aussehen. Nimo avancierte deshalb zum Posterboy der Generation Azzlack, mit seinem niedlichen Anglerhut, seinem chilligen Tracksuit und – zu guter Letzt – Schlafzimmerblick lässt er sich auch auf hervorragende Weise vermarkten. Und siehe da, am Tag des Wien-Konzerts darf er sich sogar „Goldkünstler“ bezeichnen, die Nummer „Lambo Diablo GT“ mit Capo brachte ihm eine goldene Schallplatte ein. Ohne Video, nur via iTunes und Spotify. Eine durchaus respektable Leistung.
Seine Musik wird aber nicht nur gehört, die Leute kommen auch zu den Konzerten. Weswegen sein Gig in Wien von der Grellen Forelle ins WUK hochvergelegt werden musste. Das überrascht jetzt nicht. Genauso wie die Zusammensetzung des Publikums, das überwiegend weiblich ist. In der Herren-Sauna Deutschrap eine Seltenheit. Der Beginn des Konzerts ist dem Alter des Publikums entsprechend, schon um 20:00 beginnen Hanybal und Dardan ihr Aufwärmprogramm für Nimo. Da das für uns selbstredend viel zu früh ist, verpassen wir zwar die beiden, aber die werden ihr Ding bestimmt richtig super durchgezogen haben. Um 20:45 betritt dann Nimo die Bühne, wobei wir für das Zuspätkommen gleich einmal bestraft werden: Hart müssen wir uns den Weg nach vorne erkämpfen, gegen eine Mauer bestehend aus billigem Parfum, der neuen Kollektion von ZARA und Real-Madrid-Trainingsjacken, die von den Jungs natürlich selbstbewusst mit hochgeklappten Kragen getragen werden. Gefährlich, gefährlich. Skurrile Posen, die sich mit dem ohrenbetäubenden Gekreische der Fangirls matchen. Nimo muss, so viel ist klar, gerade einfach den absoluten Cro-Traum leben. Vom Gerappe bekommen wir glücklicherweise auch etwas mit, wenngleich wir passiv high vom Parfum werden. Nimo rappt schon sehr souverän, nur mit seinem DJ als Back-Up, und weiß gekonnt mit der Menge umzugehen. Das Publikum, wenn es nicht gerade kreischt, zückt eifrig die Mobiltelefone und filmt alles mit. Die iPhone-Kamera hält den Moment für ein Hundertstel fest. Ach, wie schön.
Da Nimo scheinbar über seine Zielgruppe Bescheid weiß, gibt er uns zwischen seinen Tracks auch ein paar Lebensweisheiten mit. So solle man bitte mit dem Kiffen aufhören, er hat das ja auch gemacht (was so eine „Hotbox“ bewirken kann). Dann lässt er ein paar Sprüche folgen, die deinem most-hated-tumblr-blog entnommen sein könnten. Wir lächeln. Aber er meint es schließlich nur gut mit uns (gegen die Verwendung von penetranten Billig-Parfum hätte er sich aber auch aussprechen können). Bisschen peinlich wird’s dann beim Moshpit, der natürlich nicht so funktioniert wie gedacht. Aber sollte klar sein, dass die Kiddies sich nicht mit ihren 800€-Handys paid by Papa richtig ins Getümmel schmeißen wollen. Mr. Dardy und Hanybal werden für die Show auch noch einbezogen. Eigentlich ist das alles gut, wenn man nur das Musikalische herannimmt. Sonst fühlen wir uns jedoch ein bisschen fehl am Platz. Uns kann Nimo mit seinem Schlafzimmerblick nämlich leider nicht den Verstand rauben, aber bei den meisten in der Halle wirkt’s. Nimo war bestimmt heute Thema Nummer eins auf dem Pausenhof. Alles richtig gemacht.
Text: Catherine Hazotte & Thomas Kiebl
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