Vor seinem Konzert auf dem Waves Vienna, dem (quasi) ersten Auftritt in Wien, trafen wir uns mit Noah Kwaku für ein kleines, aber feines Interview. Dem aufstrebenden Sänger fällt es selbst schwer, sich und seine Band einem Genre zuzuordnen, deswegen sei hier nur gesagt: Noah verbindet Gute-Laune-Soul und -Jazz mit energetischem Pop-Rock und bleibt dabei ganz cool. So auch in unserem Gespräch.
The Message: Was hat dich dieses Jahr inspiriert?
Noah: Am meisten hat mich inspiriert, dass wir uns in einer Hütte im Schwarzwald verschanzt haben, um zu arbeiten.
Schreibst du so am Liebsten deine Songs mit deiner Band?
Ja, in der Natur. Weg von allem was laut und stressig ist. Mit meinem Pianisten, der auch mein Produzent ist, und meinem Gitarristen, der zugleich mein Mitbewohner ist. Die Sachen, die jetzt veröffentlicht sind, haben wir über längere Zeit geschrieben, was nicht so gut war. In der Hütte dagegen war das etwas anderes. Morgens aufstehen, kochen, vielleicht mal einen Spaziergang machen und sonst nur arbeiten. Sehr intensiv und produktiv.
Neben dem Musikmachen studierst du auch Musikpädagogik. Wirst du dich da einmal entscheiden müssen?
Ja, noch ein Jahr. Und entschieden habe ich mich schon lange für die Bühne. Ich wollte Musik studieren und hatte die Chance für dien Studiengang Musikpädagogik. Jetzt studiere ich etwas, das ich gern mache, und habe dazu eine Absicherung. Nach der Uni kann ich dann 100% auf Risiko mit meiner Musik gehen, das fällt mir vorher etwas schwierig.
Hat das Studium noch eine andere Bedeutung für dich, etwa in pädagogischer Hinsicht?
Ich kann gut mit Kindern, habe viel Spaß mit ihnen und immer das Gefühl, dass sie die einzigen ehrlichen Menschen auf der Welt sind. Was sie denken, sprechen sie einfach frei raus. Ich wollte auch immer etwas zurückgeben, oder eher geben. Wenn man mit Kindern arbeitet, sie unterrichtet und ihnen zum Beispiel mit einer Geschichte die Note C beibringt, merkt man schnell, ob man es gut macht oder nicht. Entweder sie sagen “Oh” und “Ah”, hören zu und lernen, oder sie interessieren sich einfach nicht mehr für dich und laufen im Raum herum.
Wann hast du gewusst, dass du Musiker werden willst?
Kurz nach der Schule, so 2012. Ich habe auch vorher immer Musik gemacht, aber der Gedanke, dass sich das auch lohnen kann für mich kam erst später.
Hattest du damals auch Idole, die dich getrieben haben?
Noah: Rein musikalisch wäre ich manchmal gerne so ein Bach, der die Musiktheorie voll checkt. Vom Sound her hab ich so viele Idole. Anderson .Paak, Chance The Rapper. Das wechselt aber auch ständig. Einen schillernden Stern am Himmel gibt’s da nicht. Wenn ich mir aussuchen dürfte, mit wem ich mal zusammen arbeite, dann Donald Glover, Childish Gambino. Also wenn der anruft, dann lass ich alles steh’n und liegen, dann hat keiner mehr eine Chance. D’Angelo ist auch geil. So diese Neo-Soul Geschichten. Erykah Badu. In diese Richtung interessiert mich viel.
Ist das dein erster Auftritt in Wien?
Ja. Also abgesehen von gestern. Da haben wir bei unseren Freunden aus Stuttgart hier ein Wohnzimmer-Konzert gespielt und sind dort dann auch ein wenig versackt. Wir hatten also auch leider keine Zeit, uns etwas hier anzusehen.
Hast du vor, einmal etwas auf Deutsch zu veröffentlichen?
Bis jetzt eher nicht. Ich hätte schon Lust, aber wenn man schon viel auf Englisch geschrieben hat, kommt das automatischer. Beim Englischen hab ich zwar einen kleineren Wortschatz, aber das hilft mir eher, als dass es mich einschränkt. Ich arbeite schneller und denke nicht so viel über die einzelnen Wörter nach, wie ich es auf Deutsch machen würde. Außerdem klingt es besser und ist schöner zu singen.
Wie würdest du deine Musik selbst beschreiben?
Schwierig. Schon poppig, vor allem die neueren Sachen. Es kommt auch immer ein bisschen drauf an, wer gerade in der Band ist. Gerade haben wir einen anderen Bassisten und Schlagzeuger, mit denen wird der Auftritt viel energetischer. Bisschen HipHop, bisschen Rock, Jazz, Soul. Wir machen gerne Ausflüge in verschiedene Musikrichtungen. Ich kann es nicht so richtig kompakt formulieren.
Ist deine Musik eher als Message nach außen oder Therapie für dich selbst?
Beides. Je länger man schreibt, desto einfacher ist es, eine Message darin zu verpacken. Die neuen Sachen sind auch in Anbetracht der jetzigen Zeit einfach automatisch mit ein bisschen Message. Aber ich mache die Musik im Endeffekt für mich. Auch das Schreiben selber ist für mich zu verarbeiten. Das zähle ich nicht so richtig zur Musik, weil ich sehr viel Krimskrams aufschreibe, von dem dann nur ein Teil vielleicht zur Musik wird. Oh, und Basketball spielen. Wenn ich richtig wütend bin, mache ich Sport.
Dein Name heißt übersetzt Mittwoch und kommt aus Ghana. Was ist dein Bezug zu Ghana?
Mein Vater kommt aus Ghana, ich selber war erst ein Mal dort. Das war eine sehr intensive Zeit, dort gibt es eine komplett andere Kultur und man lernt den Wohlstand zu schätzen, den man hier zu Hause hat. Ich bin durch die Reise ein wenig demütiger geworden. Zumindest das halbe Jahr danach. Aber man lernt auf jeden Fall ewas. Mein Vater ist dort aufgewachsen, seine Familie wohnt dort. Es ist sehr heiß dort. Was wirklich schön ist, ist die Kultur und die Menschen untereinander. Da wird sich immer begrüßt auf der Straße, es gibt einen Community-Zusammenhalt, man kennt sich. Das gibt’s in Stuttgart eher gar nicht. Ich kenne ja nicht mal meine Nachbarn im Haus.
Hast du dort auch musikalisch etwas erlebt?
Dort läuft überall Musik, die Leute tanzen immer. Keiner schämt sich dafür wie hier. Ich hatte auch Kontakt mit ein paar Musikern, aber bewusst mit der dortigen Musik auseinandergesetzt habe ich mich nicht so richtig. Das ist schon ein anderer Sound, sehr schnelle Beats. Das hat mich noch nie gepackt.
Gibt’s etwas, das du mit deiner Musik gerne noch ausprobieren würdest?
Ich habe sieben Jahre Chello gespielt, das würde ich sehr gerne reaktivieren. Das wird ein gutes Stück Arbeit, aber beim Singen auf der Bühne noch Chello zu spielen, das wäre richtig krass. Da hab ich Bock drauf. Gitarre spiel ich auch, aber nicht so gut wie mein Gitarrist, deswegen nehme ich die nie mit. Und von der Uni her kann ich mich auch auf vielen Instrumenten zurechtfinden, aber die höre ich mich einfach nicht gern spielen.
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