Radio-Afficionado. Von Deutschrap über französischen & britischen Rap und natürlich…
Am simpelsten zusammengefasst wäre dieses Album wohl mit den Worten „fette Beats und eine tolle Stimme“. Schaut man sich das Ganze genauer an, öffnet sich einem eine ganz besondere Platte. Jeder Beat scheppert was das Zeug hält und die Sängerin flowt mit Leichtigkeit über alles drüber, was ihr geboten wird. Diese „Sängerin“ – deren Debüt-Album wir hier vorstellen wollen – nennt sich Soleil, kommt ursprünglich aus Polen und lebt seit 2007 in Deutschland.
„Musik hat mich schon immer begleitet. Aber Singen habe ich mit 14 Jahren für mich entdeckt und dann hat die Liebe zur Musik ihren eigenen Lauf genommen. Gemeinsam mit Freunden haben wir gejamt und die ersten Erfahrungen auf der Bühne gemacht. Immer war die Musik stark durch HipHop, Soul und Jazz beeinflusst … so wie heute auch!“
Inhaltlich werden keine großen Experimente gewagt: „Ich schreibe und singe über das, was ich fühle. Es ist das, was jeder schon erlebt hat: Liebe, Enttäuschung, Hoffnung, Vertrauen, Glauben – aber gesungen in meiner Interpretation“, verrät Soleil über die Themen auf dem Album. Trotzdem läuft das Ganze an keiner Stelle Gefahr, dem Kitsch zu verfallen. Und das ist neben den sehr ehrlichen und authentisch vorgetragenen Texten zu einem großen Teil auch den starken Produktionen zu verdanken. In der Tat kann nicht viel schiefgehen, wenn man mit einem Stück wie „Take me Higher“ in sein Debüt-Album startet. Produziert von Markus Kauert ist der Track schon das erste Highlight auf dem Album. Auch das restliche Produzenten-Team um die junge Sängerin kann sich sehen lassen. Da wären einerseits die Kölner Drumkidz, mit denen Soleil eine langjährige Freundschaft verbindet (die u. a. für Akua Naru, Fard, Olson und Farid Bang produzieren), Sterio (der u. a. für Umse produziert) und Niels Freiheit vom Projekt Gummizelle. „Die Jungs kommen alle aus dem Kölner Raum und sind bekannt für ihre warmen und samplelastigen Beats.„
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Auch die Cuts finden ihre berechtigte Rolle auf der Platte. Diese kommen neben dem Gesang auf vielen Tracks super zum Einsatz und geben den der LP wieder eine ganz andere Facette. Vor allem in „Bad Spirit“, für mich einer der stärksten Tracks am Album. Der Verweis auf Erykah Badu – den sich viele Neo-Soul und HipHop Sängerinnen gefallen lassen müssen – bleibt auch Soleil nicht erspart. Das kommt bei ihr nicht von irgendwo: Erykah Badu gehört mit The Roots, Jill Scott oder Lauryn Hill zu den KünstlerInnen die sie „stark geprägt und inspiriert haben.“
„Das Leben beeinflusst mich … das was um uns herum passiert und das was es in mir auslöst. Entdecken, erfahren, spüren … Meistens beschäftigt mich irgendein Thema oder ein Gefühl und es muss einfach raus. Das ist dann immer ein sehr intimer und bewegender Moment für mich.“
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Das Debütalbum der jungen Deutschen mit polnischen Wurzeln ist also mehr als gelungen. Ein paar Rap-Features hätten vielleicht gut getan, um die Spannung auf ganzer Albumlänge etwas aufrechtzuerhalten, doch grundsätzlich ist es ein sehr rundes Ding geworden. Neo-Soul Fans werden genauso wie HipHop-Fans auf ihre Kosten kommen und auch weniger genreaffine Menschen sind beim Hören gut aufgehoben. Das liegt auch an der extremen Gemütlichkeit der Songs, die sowohl an einem heißen Sommertag funktionieren, als auch an einem verregneten Herbstabend im Bett. Es ist ein Aufruf zur Entschleunigung („Slow Down“), sorgt für gute Laune und gewährt tiefe Einblicke in das Innere der Sängerin. Wie schon gesagt: „Fette Beats und eine tolle Stimme!“.
(JM)
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Radio-Afficionado. Von Deutschrap über französischen & britischen Rap und natürlich Österrap. Außerdem Battle-Rap-Fanatiker und beherrscht die Beistrichregeln, nicht, besonders, gut.