"The hardest thing to do is something that is close…
Für Staunen unter Musikkritikern sorgte Experimental-Violinistin Brittney Denise Parks, als Musikerin unter dem Namen Sudan Archives unterwegs, im vergangenen Sommer. Bot ihre selbstbenannte Debüt-EP eine ungemein aufregende, eklektische, wahnsinnig frische Mischung aus HipHop, Electronic, westafrikanischen Rythmen, Soul und Folk auf – stets geleitet von ihrem unkonventionellen Violinenspiel. Eine Mischung in einer selten vorzufindenden Intensität.
Dabei hat sich Sudan Archives das Musizieren mit der Violine selbst beigebracht. In das Feld der klassischen Musik wollte sie jedoch nicht eintauchen; stattdessen suchte sie ihre Vorbilder in Nordostafrika, unter anderem im Sudan. Naheliegende Vermutungen, dass in ihrem Künstlernamen eine Anspielung auf Violinisten aus dem Sudan besteht, entpuppen sich jedoch als falsch. Der Name „Sudan“ stammt von ihrer Mutter, die ihr als Kind diesen Spitznamen verpasste. Wie gut sich dieser Name Jahre später für die Kunst ihrer Tochter eignen würde, konnte sie dabei natürlich nicht wissen.
Dass Brittney Denise Parks musikalische Ambitionen hegt, war jedoch schon in der frühen Kindheit sichtbar. Eine wichtige Station dafür die lokale Kirche, in der Parks aber nicht im Chor sang, sondern mit der Violine spielte. „I taught myself how to play by ear so I could play with the church music“, sagt sie gegenüber dem FACT Mag. Das funktionierte prächtig, sodass Leute außerhalb der Kirchengemäuer auf ihre Musik aufmerksam wurden. Parks erweiterte in der Folge ihr Repertoire, versuchte sich an Pop-Songs – und konnte reüssieren. Während der Schulzeit in ihrer Heimatstadt Cincinnati spielte sie auch Geige in einer Pop-Rap-Band, was sich im Nachhinein allerdings als Fehler erwies. Denn Parks‘ künstlerische Ambitionen passten nicht in dieses Korsett. Sie musste ihren eigenen Weg gehen.
Ein wichtiger Schritt dafür war ihr Musiktechnik-Studium, das sie ins weit entfernte Los Angeles verschlug. Dort, wo musikalisch ganz andere Möglichkeiten am Horizont aufscheinen. Ganz getreu dem Kalifornien-Klischee lernte Parks auf einer „Low End Theory“-Party „Stones Throw“-A&R und „Leaving Records“-Eigentümer Matthew „matthewdavid“ McQueen kennen. Der zeigte sich nicht nur überzeugt von der Musik, die Parks als Sudan Archives komponiert. Mehr noch: Er bot ihr gar einen Labelvertrag bei „Stones Throw“ an. „Whoa, we gotta release this“, soll er gemeint haben. Diese Gelegenheit ließ sie natürlich nicht verstreichen.
Bevor Parks im Sommer als Sudan Archives ihre fabelhafte Debüt-EP veröffentlichten sollte, präsentierte sie im Vorfeld noch eine feministische Version des Kendrick-Lamar-Hits „King Kunta“, „Queen Kunta“. Im Juli 2007 folgte dann die angesprochene EP mit herausragenden Tracks wie „Come Meh Way“, „Oatmeal“ oder „Paid“. Doch nicht nur als Musikerin zog Sudan Archives alle Register, auch ihre Musikvideos erwiesen sich von außerordentlicher Qualität.
Das jüngste Video in der Reihe, „Paid“, ist hiervon keine Ausnahme. Gedreht von Alima Jennings, dient das Video als Hommage an die Werke des malischen Fotografen Malick Sidibé, die in den 1960er-Jahren entstanden. Musikalisch fällt „Paid“, Sudan Archives erster eigener Track, ungemein funky aus, was eben auch an ihrem Violinenspiel liegt. Einziger Negativpunkt: die kurze Spielzeit. Das sollte sich aber auf dem Debütalbum ändern. Sonst ist das alles auf einem sehr, sehr hohen Niveau.
In den vergangenen Monaten veröffentliche Sudan Archives auch einige sehenswerte Live-Sessions, unter anderem für Resident Advisor und La Blogothèque:
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