Fotos: Niko Havranek
Häufig ist das B72 am Hernalser Gürtel eine der Locations in Wien, die häufig schneller ausverkauft sind als man denkt und in der es schnell zu eng wird. Am gestrigen Abend jedenfalls will sich die Crowd nicht wirklich füllen und so müssen sich Drk Poet und Fozhowi, die mitsamt ihrem DJ Alligatorman als Vorgruppe auftreten, mit einer sehr dünn besetzten Crowd abfinden.
Auch ohne die entsprechende Reaktionen vonseiten des Publikums geben sich die Honigdachs-Signings weiterhin Mühe und rappen jede Passage ihrer Texte mit ordentlich Druck und der nötigen Portion Leidenschaft. Auch Alligatorman klinkt sich als zweiter Back-up ein und beweist seine Multitaskingfähigkeiten. Fozhowi versucht zum Ende hin erneut, die Crowd zu motivieren und kommentiert die Stimmung mit „Mir kommt’s vor, als ob die Leute hier noch schlafen“. Die Mikrofone landen wieder auf dem Pult und die drei Vertreter Österreichs machen Platz für den Dresdner DJ Access, der in knapp 15 Minuten seine Skills zur Schau stellt. Gleichzeitig füllt sich der untere Floor des B72 stetig weiter, bevor sich irgendwann Torky Tork auf die Stage begibt und übernimmt.
„Ich bin bereits seit drei Tagen in Wien und habe mit Fid Mella Beats gemacht“, erzählt Torky Tork, während eines seiner Bretter den Laden vibrieren lässt. Nachdem die obligatorische Frage nach dem vorhandenen Bock auf Doz9 mit Rufen aus dem Publikum bejaht wird, schiebt sich die Stimme des Duos mit Umhängetasche bewaffnet durch das Publikum und beginnt die Show.
„Wer hat das neue Album ‚R.I.F.F.A.‘ gediggt?“, fragt Doz9 ins Publikum. Ein paar Hände heben sich. Ein süffisantes „Schon wieder Charts in Österreich“, entgegnet das O.F.D.M.-Mitglied. Neben ordentlich Lärm für das angereiste Duo gibt es auch Ovationen für die nicht anwesenden Featureparts, wie den Plusmacher, Sonne Ra, Fatoni aka „der dicke Toni“ oder Pierre Sonality und als die ersten Sekunden von „Alles“ erklingen, entgegnet Doz9: „Sonne Ra ist zwar nicht da, aber ich mach einfach seinen Part. Ich kann das“. An Selbstbewusstsein und Textsicherheit auf der Bühne scheint es zumindest nicht zu fehlen.
Neben der Videoauskopplung „Joe Gerner“ performt das Duo noch weitere Songs aus „R.I.F.F.A.“. Es wird animalisch und neben dem „Hund“ philosophiert Doz9 auch „Über Katzen und Kater“, während Torky Tork leise mit runtergepitchter Stimme die Backings und Ad-Libs ins Mic flüstert. Seine Unzufriedenheit mit der Publikumsleistung versucht Doz9 nicht zu verstecken und sagt nach gefühlt jedem Song: „Jetzt letzter Song, ehrlich!“.
Nach ein bisschen Real-Talk in Form von „Dörty Talk“ braucht es einen kleinen Tapetenwechsel, beziehungsweise einen Klangteppichwechsel. „Mann im Mond“ von Audio88 und Yassin, von Torky produziert, ertönt und Doz9 kickt seinen Part aus „Brücken“. Es ist Donnerstag und daher gibt’s „immer Rap außer Mittwoch“. „Wir sind zwei krasse Untergrundsoldaten“, bemerkt Doz9 mit einem Augenzwinkern.
Der vorerst letzte Song ist „Ins Licht gehen“, textlich leicht modifiziert zu „Geh zum Merch“. Kurz danach verlässt das Duo die Bühne, um sie direkt wieder zu betreten, denn Zugabe ist Ehrensache. Nach „High Life“ wird die Crowd wieder motivierter, denn bei „Tiff“ wird der Turn-up real. Das Publikum rappt fleißig mit und zeigt dem Duo, wofür es nach Wien gekommen ist. Der letzte Track des Abends wird „Lorbeerblatt“ aus dem ersten Album „T9“, bevor sich die „beiden schönsten Männer im Raum“ beim Publikum bedanken und sich von der Bühne begeben.
Fazit: Trotz Anlaufschwierigkeiten von Publikumsseite, welche möglicherweise auch dem ein oder anderen Joint geschuldet waren, hat sich die R.I.F.F.A.-Albumreleaseparty doch noch zu einem gelungenen Konzert entwickelt. Doz9 rappte 45 Minuten trotz Dichtheit on Point durch und schaffte es, einen bleibenden Eindruck zu erzielen.
Letztes Jahr waren T9 bereits als Vorgruppe von Audio88 und Yassin im B72 zu sehen. Das dazugehörige Interview findet ihr hier.
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