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Vearz – Univearzum

Vearz – Univearzum

Ufobeats

Beim Rapper Vearz gehen die Meinungen auseinander: die einen stempeln ihn als sexiststischen, niveaulosen Proleten ab, die anderen feiern ihn als Rapper mit Wiener Schmäh, Dialekt und Flow. Beides begründet. Aber der Reihe nach: „Univearzum“ ist Vearz´Solodebüt. Zuvor hat er bereits zwei Mixtapes mit Rap Kollegen Mic Myerz unter dem Namen SFR (Style File Raports) rausgebracht. Mic Myerz ist hier auf dem zwölf Tracks starken Album zwar nicht zu hören, dafür gibt es Features mit den bekanntesten Vertretern von Rap auf Wienerisch: Droogieboyz und drei Gesandte der Rooftop Clique: A Geh Wirklich, Funky Cottleti und Schoko MC.

Vearz selbst verteilt unzählige verbale Watschen an Verschiedenstes: Vergewaltiger, Politiker, Nazis, die Wiener Linien und vor allem an die deutschsprachige Hip Hop Welt. Unter anderem auch mehrmals gegen den amerikanischsten aller österreichischen Rapper: Big J. „Heast dazöh ma nix vo Brooklinz, i kumm straight outta Gugging“ lässt Vearz wissen. Etwas pikant, da der Südtiroler Fid Mella zwei Beats zum „Univearzum“ beisteuerte, davor aber auch schon vereinzelt für Big J produziert hat. Das Highlight des Albums ist aber wohl „der Name den´st (net) kennst“, in dem sich Vearz über verschiedene prominente und weniger prominente Namen und Vergleiche reimt: „„da Grasser is a Heinzi und da Wolfgang hats im Schüsserl, es seids diebisch wie da Elstner und werds irgendwann zum Psycherl“ heißt es da zum Beispiel. Ansonsten ist aber in den Vergleichen sehr viel von Geschlechtsteilen die Rede und es gibt kaum eine Nummer in der nicht auch auf die Deutschen hingehaut wird. Wiener Spezialitäten gibt es inhaltlich hingegen erstaunlich wenig. Sprachlich kann Vearz mit dem Wienerischen aber sehr wohl sehr gut umgehen und weiss flow technisch zu überzeugen. Holprige Stellen gibt es kaum.

Nach den ähnlichen ersten fünf Nummern kommt es plötzlich zu Gesangseinlagen von Funky Cottleti und auch von Vearz selbst, was nicht ganz dazu passt. Auch der häufigst falsch geschriebene Musiker Österreichs: MAdoppelT kommt dabei zu seinem Feature im Wiener Dialekt, was zumindest wenn man seinen sonstigen Rap kennt, etwas aufgesetzt wirkt. Die beiden letzten Nummern sind im Gegensatz zum Rest sehr reflexiv. Der Abschluss ist mit einem sehr guten Gastauftritt von Alkoida der Familie gewidmet. Reviews haben prinzipiell was Subjektives. Auch weil das heurige Jahr für die Haupstadt bisher eher mager war, ist aber klar, dass es sich um den bisher besten Wiener Rap Release des Jahres handelt.

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(JB)

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