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Viele kleine Bier sind auch zwei große

Viele kleine Bier sind auch zwei große

Huhnmensch lebt als Antiheld zwischen Raps, Beats, Cuts, Ottakringer und Parisienne. Zum Anlass seiner frischen EP „Die fabelhafte Welt der Amnesie“ erzählte er vom Penner Dasein, dem EKH Studio und einer toten Taube. Ergänzt durch Wortspenden seines rappenden Beatmachers Emil F.. Außerdem schalteten sich Ex-Panta Rhei Kumpane Pi, Live DJ Stiff und der Darmstadt Export Qwer ein. Nur Chrizzle von Gudrun von Laxenburg war nicht da…

TM: Huhnmensch wie kamst du auf den Namen?
HM: „Blumentopf wie kamt ihr auf den Namen“…naja Huhnmensch war eigentlich nie so wirklich ernst gemeint. Blöder Name, ich hätte mir aber auch nicht gedacht, dass wir damit drei EP´s machen.
Emil F.: Man muss sich ihn ja einfach nur anschauen…

Du rappst ja auch auf einer Nummer: „einfach nur halb Huhn, halb Mensch“…auf der aktuellen EP namens„Die fabelhafte Welt der Amnesie“ zu der am Samstag im Roxy die Releaseparty steigen wird, steigerst du das noch: „halb Huhn, halb nix…“
Stiff: Ich habe gedacht, es kommt von dieser seltsamen Handbewegung, wenn du rappst.
HM: Ein Freund von mir hat einmal zu mir gesagt, dass ich wie ein Huhn ausschaue.
Qwer: Also ich finde, dass das einer der dopsten Namen im deutschsprachigen Rap ist.

Zuvor hast du einfach nur als Dave bei Panta Rhei gerappt. Jetzt sind ja innerhalb von nur 1 ½ Jahren 3 Huhnmensch EP´s rausgekommen. Was war in den Jahren dazwischen?
HM: Da habe ich hauptsächlich Starcraft gespielt…vor circa 1 ½ Jahren ist gerade das 19HundertSchnee Album von Pi, Emil F. und Chrizzle, die früher auch alle bei Panta Rhei waren, rausgekommen und es ist mir am Sack gegangen, dass sie so ein fettes Album haben und ich nichts. Ich war die ganze Zeit depressiv drauf, und habe nicht gecheckt wieso und wollte dann wieder Rap machen. Es war einfach das was gefehlt hat: produktiv zu sein und Raps zu machen.
Emil F.: Jetzt macht er halt Raps und ist trotzdem depressiv. Irgendwann kommt man dann von dem auch nicht mehr weg. Es gibt wenige Dinge, die man so liebt und dermaßen mit Herzblut macht.

War da ein Konzept dahinter, dass das immer EP´s werden sollen oder war das zufällig so?
HM: Chrizzle nimmt für uns auf. Er ist ein echter Musiker und mit seiner Band Gudrun von Laxenburg für unseren Maßstab auch richtig erfolgreich. Er hat viel zu tun und wenig Zeit. Diese EP Häppchen gehen auch gut, weil es relativ schnell erledigt ist.

Ist es für dich verständlich, dass Gudrun von Laxenburg erfolgreich sind und ihr nicht?
HM: Natürlich, weil die halt perfekte Musik machen für einen Bumzua-Freitag mitten in der Nacht. Ich war ja auch auf deren Shows…das ist schon ein bisschen mehr Aufwand. Dieser Erfolg kommt ja auch nicht von irgendwo.
Emil F.: Shows für einen Freitag Abend für Bumzua-Leute, die Geld haben…wenn man das auf uns umlegen würde, würden wir Bumzua-Musik machen für Leute, die in der U -Bahn nachts einpennen, die letzte U Bahn verpassen und kein Geld haben.

Von denen gibt es dann wahrscheinlich auch weniger…
HM: Naja da gäbe es schon einige…

Ihr habt bei jeder der bisherigen drei EP‘s nur jeweils 50 CD´s aufgelegt …
HM: Die 50 verkaufen wir ja auch nicht, wir verschenken sie. Das ist auch deswegen so, weil wir dann eben eine CD haben, etwas das man anfassen kann. Die ersten 50 am Samstag werden sie übrigens auch geschenkt bekommen.
Emil F.: Ich bin immer für Vinyl, aber es geht sich finanziell nicht aus

Man merkt mit jeder EP, dass ihr versucht das Ganze professioneller zu machen oder ist das nur ein Eindruck?
HM: Es geht uns jedenfalls darum Fehler auszubessern, die wir hören. Bei der ersten EP hat sich der Rap etwas gehetzt angehört und es war viel zu sehr gepusht. Bei der zweiten habe ich versucht smoother zu rappen und dann war die zweite zu smooth und die Songs zu ähnlich. Auf der dritten habe ich unter anderem mit der Hilfe von Features versucht genau das zu verhindern: Stuntman Pi & Qwer. Und mir werden sicher auch diesmal Sachen auffallen, die auch eher suboptimal sind, die werden wir dann bei der nächsten EP auch verbessert haben. Das Ziel ist irgendwann ein Release zu haben, das so richtig dope ist, also unseren eigenen Ansprüchen in jeder Hinsicht entspricht.

httpv://www.youtube.com/watch?v=BTbg1QB9-xo&feature=youtu.beHM: Ja.
Emil F.: Wenn man schon so einen Scheiß Namen hat, darf man das nicht so eng sehen. Irgendwie war das auch eine praktische Angelegenheit, wo wir gesagt haben, vielleicht ist es ein bisschen viel Rap für einen und ja, da ist jedenfalls kein Masterplan dabei, wie wir das anlegen.
HM: Man sieht es auch bei den Live Shows, wenn es dann nicht nur meine Stimme ist. Er hatte auch dope Texte, die mir gefallen haben. Dabei ist wichtig, dass die Spontanität erhalten bleibt und nicht alles geplant, aber dennoch kompakt und gut ist. Das reicht schon als Anspruch.

Emil F. ist ja mit einer Ausnahme auf jeder Nummer der neuen EP auch rapmäßig vertreten, nachdem er auf allen 3 EP´s weiters alle Beats gemacht hat…ist Huhnmensch jetzt eine Band?

Mit „Gib dem Penner kein Geld“ hattet ihr einen kleinen Hit…
HM: Es war halt die Nummer, die auf der Startseite von der Message Homepage gefeaturet wurde (lacht).

 

Ist dieses Penner Dasein nur ein Image oder mehr?
HM: Nein, also ich habe eine Wohnung.
Emil F: Manche Leute würden dazu Wohnung sagen…
HM: Ja, ok, es ist nicht wirklich eine Wohnung…es gibt schon viele Übertreibungen und es ist nicht alles wirklich wahr was ich so rappe. Aber dass ich in meiner Wohnung nach einer durchzechten Nacht verkatert neben einer toten Taube aufgewacht bin, stimmt zum Beispiel tatsächlich. Meine Katze dürfte die vorbeigebracht haben.
Emil F.: Ich dachte immer, die tote Taube wäre bildlich für eine Frau gestanden.
HM: Nein.

In deinen Tracks kommen auch immer wieder Würstelstände und Tankstellen vor, die dürftest du ziemlich feiern…
HM: Meistens werde ich erst aktiv, wenn der Supermarkt schon zu macht. Oder wenn das Museum zu macht, in dem ich arbeite…

Gibt es eine Tankstelle oder einen Würstelstand, den oder die du im Besonderen empfehlen würdest?
HM: Ja, die IQ Tankstelle, Ecke Untere Viaduktgasse und Marxergasse im dritten Bezirk. Da kannst du ein Sechserltragerl Stiegl für 7 Euro bekommen…aus der Flasche. Wenn Props an eine Tanke, dann an die.

Ich habe mir gestern die neue EP vorab mit einem Kollegen angehört und er hat gemeint, dass beim letzten Track: „Funky Penner“ der selbe Aaah Schrei eingebaut wurde, wie beim damaligen Panta Rhei „Hit“ Jochen & Agatha, hat er recht?
Emil F.: Es gibt also jemanden, der das erkannt hat?!
Stiff: Props auf jeden Fall an denjenigen.
HM: Oder ein Sorry. Es hat einfach ein Track in die Richtung drauf gehört, weil auf der EP war bis dahin ein bisschen zu wenig whacker Scheiß.
Emil F.: Da waren wir einfach schon nur mehr plemplem beim Mastern und da mussten wir noch irgendeinen Mist rein bauen und dann haben wir halt das gemacht.
Pi: Bei dem Track hatten wir eigentlich an der Stelle eine Line, die im Endeffekt dann doch nicht so gut gepasst hat, deswegen dieser Ersatz…
HM: Wir waren seit 80 Stunden im Studio und wollten im Endeffekt noch irgendeinen Shit machen.
Emil F.: Das hört sich jetzt nicht so cool an. Wir sollten sagen, wir waren eh nur zwei Stunden dort.
HM: Wir brauchen für viele Sachen einfach länger als viele andere Menschen.

„Jochen & Agatha“ war ja im FM4 Umfeld tatsächlich ein Hit und um 2002/2003 herum auf Heavy Rotation. Ihr wart damals auch für die Amadeus Awards nominiert…hängt euch das noch nach?
HM: Auf jeden Fall. Es gibt noch immer Leute, die sagen: Aaaah die Gummibärlirapper.
Pi: Deswegen kommt ja auch das Maschinengewehr bei der „Funky Penner“ Nummer.

Ihr habt das Studio schon angesprochen, wo ist es genau?
HM: Im Keller vom EKH. Es ist zwar sehr klein aber gut ausgestattet. In großen Lettern müssen wir uns an dieser Stelle bei Chrizzle bedanken. Ohne ihn wäre es nie gegangen. Es ist schon auch ein bisschen eigen das Studio: es gibt nur ein Fenster und das ist so groß wie eine Bierdose.

Gudrun von Laxenburg nehmen dort auch auf?
HM: Die proben dort zumindest. Das ist in jedem Fall so der Headquarter.
Emil F: Sonst Jay-Z und 19HundertSchnee habe ich gehört.

Du hast auf einer Nummer deiner letzten EP „bis es hell is‘“ gemeint, dass bis auf Kamp jeder in Wien ein whack MC ist. Hat sich deine Meinung mittlerweile geändert?
HM: Naja, Qwer ist ja jetzt auch in Wien. Ich wollte Kamp einfach mal Props geben. Er ist seit zehn Jahren der dopste MC in der Stadt und das meine ich vollkommen ernst. Also es stimmt: in Wien ist jeder bis auf Kamp ein whack MC, aber trotzdem mache ich auch Tracks.

Wie entstehen deine Texte? Du freestylest ja auch von Zeit zu Zeit im Einbaumöbel…
HM: Ja. Punchlines passieren öfters beim Freestylen. Meistens bin ich dabei im Möbel bumzua aber wenn ich sie mir merke, dann schaue ich, dass ich sie unterbringe.

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„Gib dem Penner kein Geld“ und so…am Samstag ist 7 Euro Eintritt, wie viel von dem Geld wird an dich fließen?
HM: Nichts. Da bleiben wir true zu der Scheiße. Wir verdienen lieber gar nix wenn dafür Moka Only & Chief geholt werden können. Die brauchen halt auch ein Hotel.
Qwer: Und mich müssen sie auch bezahlen.
HM: Ja der Deutschprofessor muss natürlich auch bezahlt werden. Wir hoffen aber etwas zu trinken zu bekommen. Im Roxy gibt es zwar nur kleine Bier, aber viele kleine Bier sind auch zwei Große.

Ihr habt ja auf einem der beiden Wiener Wagenplätze ein Konzert gegeben, wie war das?
HM: Dope. Das hat mir sehr gefallen.
Stiff: Der Strom ist auch nur dreimal während der Show ausgefallen.
Emil F: Es waren nicht so viele Leute dort, die mit der Musik etwas anfangen konnten außer uns selbst. Es war ziemlich pennermäßig und leider war Stuntman Pi nicht da.

An Emil F.: du erwähnst in einer Nummer das Wiener Plattengeschäft Moses Records. Gibt es noch andere Läden in Wien, die du empfehlen würdest?
Emil F.: Nein das klingt alles so hochtrabend. Ich muss irgendwie dem Klischee entsprechen des Beat Bastler Nerds. Aber ich sample das was ich in die Finger bekomme, es muss nicht unbedingt Vinyl sein. Ich würde nicht von mir sagen, dass ich der super Digger bin wie all die Leute, die es wirklich cool machen. Für meine Ansprüche sind die Beats ganz ok.
HM: Für meine reicht´s auch.
Emil F: Aber ich kann jetzt keine weiteren Plattengeschäfte nennen.Meine Platten schauen nach dem zweiten mal schon extrem aus, sie liegen auch immer irgendwo herum. Ist eigentlich schade und deswegen mag ich mich ein Stück weniger…weil so viele Dinge habe ich sonst gar nicht, die mir wichtig sind.

Cutten tust du ja auch…
Emil F.: Naja sowas in der Art und Stiff macht sie bei den Live Shows…
Stiff: Bei den letzten beiden EP´s war ich leider dermaßen verplant, dass ich mich nicht wirklich einbringen konnte.
Emil F.: Stiff ist schon seit Jahren derjenige der versucht sich um das drum herum zu kümmern. Er ist wirklich verplant und bevor es dann auf der Platte gar nix gibt mache ich es eben.
HM: Er ist die Livestütze und checkst alles Organisatorische für uns.
Emil F.:In allem was gesellschaftliche Interaktion anbelangt sind wir sehr schlecht. Aber um noch einmal auf die Plattengeschäfte zurückzukommen…
Qwer: Jetzt war ich fünf Minuten weg und du redest noch immer vom selben Scheiß? (alle lachen)

Kennt ihr das Rap Huhn? Das ist ein Lied, dass in Deutschland und auch in Österreich im Repertoire der Schullieder ist, die man im Laufe der Jahre so durchsingt…
Qwer: Ich kann mich daran erinnern, schrecklich! Das Raphuhn, das rappt nun…
HM: Nein, was echt?

Da geht es darum, dass das Raphuhn eigentlich eh ganz sympathisch ist aber allen auf die Nerven geht, weil es die ganze Zeit rappen aber niemand das hören will.
HM: Endlich macht mein Name einen Sinn!
Emil F.: Es gibt alle möglichen seltsamen Geschichten zu Penner und Hühnern…

httpv://www.youtube.com/watch?v=7H4gkoo__PA

Was sind eure Erwartungen an die Releaseparty am Samstag?
HM: Laut Facebook kommen 72 Gäste, aber ich schätze so 20 werden dann da sein. Wir werden aber die Show so tight wie möglich kicken.
Emil F.: Live klappt das auch ganz gut. Ich erwarte mir das Schlimmste erhoffe aber das Beste, nur um noch Dendemann zu zitieren.

Noch irgendein Abschlussstatement?
Emil F.: Big L und so…ah und unser Manager macht jetzt auch einen Klub: Fear le Funk…
Pi: Und ich habe ein Buch geschrieben.
HM: „The Chronicles Volume 1“.
Stiff: Die neue EP „Die fabelhafte Welt der Amnesie“ gibt es ab Samstag auf Bandcamp zum Gratis Download aber natürlich kann man uns auch etwas im Bereich von 0 bis 2 Euro spenden. Bis Samstag!

Interview: reisenda
Fotos: Huhnmensch
Bier: Huhnmensch

Huhnmensch – „Die fabelhafte Welt der Amnesie“ gratis-EP