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20 Jahre HipHop in Österreich

20 Jahre HipHop in Österreich

Für die dritte Episode im Rahmen des mehrjährigen Projektes und Zyklus „20 Jahre HipHop in Österreich“ waren wir zu Gast bei Oliver Kartak. Sein Kürzel OKA zierte beinahe alle Plakate und Plattencover der österreichischen HipHop-Frühgeschichte, er ist das Mastermind hinter dem legendären „Tribe Vibes & Dope Beats“ – Logo und der Optik rund um den „Austrian Flavors Vol.1 – Sampler. OKA steht auch für den (Cover-) Look von Musiklabels wie „G-Stone“ und „Uptight“. Geprägt hat er darüber hinaus die visuelle Identität des ORF und einiger anderer Medienformate.

Diesmal steht kein Mann für’s Ohr, wie die DJs und MCs, sondern einer für’s Auge im Mittelpunkt unseres Trailers zu „20 Jahre HipHop in Österreich“. Da das ausgegebene, ambitionierte Ziel der Dokumentationsreihe lautet, die letzten 20 Jahre HipHop – Geschichte(n) so umfangreich wie auch detailliert darstellen zu wollen, darf ein Pionier wie er an dieser Stelle nicht fehlen. Oliver Kartak, bereits Anfang der 1980er Jahre über das Element Graffiti mit dem HipHop-Virus infiziert, kombinierte in einzigartiger und zeitloser Manier Ästhetik mit Stil. An seiner herausragenden Bedeutung für die visuelle Prägung der Anfänge von HipHop in Österreich kann aufgrund seiner Omnipräsenz kaum gezweifelt werden. Und dies in einer Zeit, in der diese Popularmusikkultur noch nicht zur populärsten und einflussreichsten der Welt und schon gar nicht Österreichs zählte. Vielmehr verlieh er HipHop in einer Zeit sein Gesicht, wo zunächst hierzulande diese Kultur profil- und konturenlos schien. Oliver Kartak hat HipHop sicherlich mit seiner Kunst in Wien und Österreich ein Stück emanzipierte Eigenständigkeit auf den Weg mitgegeben.

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Um seine rege, kreative Aktivität in den Anfängen von HipHop in Österreich nur anzudeuten, an dieser Stelle einige Eckpfeiler, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Man blicke zunächst auf die Rückseite einer der ersten „ The Moreaus“ – Releases (damals noch Dr. Moreaus Creatures). „Pump the Ladies“ (erschienen 1988 auf „Mizzi hat nichts von mir wissen wollen, bis ich zur Gitarre griff Records“): „cover art by OKA“. Er gestaltete dann unter anderem die Flyer für die ersten Wiener HipHop – Clubs und Partys, Cooky Puss im Volksgarten und Basic im B.A.C.H.

Oliver Kartak a.k.a. OKA war dann eigentlich für die gesamte Optik rund um den „Austrian Flavors Vol.1“ – Sampler verantwortlich: für das Coverartwork (wie aus dem Trailer zu entnehmen ist, kein Ruhmesblatt seiner Arbeit …) und für die Plakate zum „Tribe Vibes & Dope Beats“ – Contest im Dezember 1991 sowie die Plattenpräsentation visualisierte OKA oder eben Oliver Kartak seine Ideen. (siehe Anfang des Artikels)

Dazu kreierte Kartak das unverwechselbare, legendäre „Tribe Vibes & Dope Beats“ – Logo, welches bereits für einige nachhaltig als Qualitätssiegel auf die Netzhaut eingebrannt ist. Mit der Radiosendung verband man quasi automatisch dieses kleine Kunstwerk, es war das optische Pendant zur Musik und zum intellektuell von Werner Geier angereicherten „Storytelling“ über HipHop und darüber hinaus geworden.

Betraut wurde er mit diesen Aufgaben aufgrund seiner Kreativkraft, aber auch aufgrund amikaler Bande zur „Wiener Posse“ rund um Werner Geier, Katharina Weingartner, DJ DSL, Sugar B., Rodney Hunter, Peter Kruder und vielen anderen – „Family Biz“ eben.

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Nicht minder Klassikerstatus haben seine Covers der Releases von Kruder&Dorfmeister bzw. „G-Stone-Recordings“ und „Uptight“. Erfolgreiche, innovative und zeitlose, harmonische Zusammenarbeit aus den Anfängen von HipHop in Österreich wurde damit prolongiert und im Verlaufe perfektioniert, immer mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen, „Instant Classics“ zu schaffen – sowohl von musikalischer als auch von visueller Seite. „Uptight“ feiert übrigens 2013 (nach unserer Zeitrechnung) ebenfalls 20-Jähriges, Willie One Bloods’ „Empire State“ ist 1993 erschienen. Aber zu „Uptight“ mehr in den nächsten Folgen – stay tuned!

All dies war aber nur der Startschuss für eine steile Karriere abseits der HipHop-Pfade, unter anderem (re-)designte er den ORF-Look Anfang der 1990er Jahre und sorgte 2010 bzw. 2011 nochmals für die Neugestaltung der Corporate Identity von ORF Eins und ORF Drei. Er arbeitete in den letzten 20 Jahren vor allem in den Bereichen Corporate-/Brand- Design und Visuell Identity. In seinem Portfolio lassen sich diesbezüglich auch Zusammenarbeiten mit VIVA und Red Bull finden. 2006 trat er als Filmregisseur in Aktion, „Bruderliebe“ war das Ergebnis. Seit 2007 ist Oliver Kartak Professor an der Universität für Angewandte Kunst und initiierte dort die „KlasseKartak – Klasse für Graphik Design“. Insgesamt eine beeindruckende Persönlichkeit und es fällt schwer, nicht Superlative aneinanderzureihen, wenn man auf Oliver Kartak selbst sowie seine Bedeutung für die österreichische HipHop- und Musikgeschichte zu sprechen kommt. Kein Zweifel, hier haben wir es mit einer Legende zu tun.

Text: Stefan Anwander
Fotos, Kamera & Schnitt: Daniel Shaked

Die hier abgebildeten Flyer, Plakate und Druckfahnen wurden uns freundlicherweise von Oliver Kartak zur Verfügung gestellt – vielen Dank.