Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Brenk veröffentlichte am 06. September den zweiten Teil seiner „Midnite Ride“-Reihe. Zu diesem Anlass sind wir mit dem Kaisermühlner durchs nächtliche Wien gefahren – mehr dazu gibt es hier zu lesen. Auch abseits des davon sind vergangene Woche einige Alben, EPs und Videos erschienen.
Heiße Luft – Impetus Vol. 3: Love
Nach gut einem Jahr Pause geht es bei Heiße Luft weiter mit der Beat-Compilation-Reihe „Impetus“. Auf „40 Tage“ und „40 Nächte“ ließ das Wiener Label kürzlich „Love“ folgen. Die liebreizenden Klänge fallen stilistisch bunt aus, wobei sich eine hohe Boombap-/LoFi-Dichte herauskristallisiert. Für die 15 Beats hat Kurator HipHopJoshy wieder ebenso viele Produzenten aus dem In- und Ausland zusammengetrommelt. Aus dem engeren Label-Dunstkreis sind auf „Love“ nur food for thought und Melonoid (feat. Aloof Slangin und 08 von Hanuschlatzflow) vertreten, neben ihnen auch Wolfi F. und Phlow. Für internationale Unterstützung sorgen etwa Alejandro 2ZG, Ebbe Funk, Hydrogenii oder Funkonami. Mit „Hate“ soll in den kommenden Tagen eine weitere „Impetus“-Ausgabe folgen, die das zweite Gegensatzpaar vollendet. Beide Ausgaben erscheinen auch als Kassetten.
Dame – Zeus
Eine ausgedehnte Tour durch große Hallen im gesamten deutschen Sprachraum, eine für rund 45 Euro erhältliche „Limited Deluxe Box“ und „Shopping Tours“, bei denen die „Dame Army“ diese in mehreren Saturn-Filialen im Eiltempo ausverkauft – Dame weiß, wie er seine treue Fangemeinde bei Laune hält. Die Promoaktionen wirken routiniert und veranschaulichen die Dimensionen, in denen sich der Salzburger „Singer-Songrapper“ seit geraumer Zeit bewegt. „Zeus“ ist bereits sein achter Longplayer. Wie der Titel erahnen lässt, setzt Dame bei den 17 Tracks auf besonders viel Pathos. Garniert mit Doubletime-Sequenzen inszeniert er sich mit als Herrscher des Rap-Olymps und lässt seinen Weg hinauf Revue passieren, während viele andere Tracks altbekannte Facetten von Dame zur Geltung bringen. Darunter auch das schmalzige Element, das bei ihm regelmäßig überhandnimmt. Gleichzeitig unterstreicht Dame mit „Zeus“ ein weiteres Mal, dass er ein technisch begnadeter Rapper ist, der seinen Tracks dank charakteristischer Gesangssequenzen spielend leicht jede Menge Hitpotenzial einimpft.
Voodoo Jürgens – Angst Haums
Nachdem er 2016 mit „Ansa Woar“ seine erstklassigen Fähigkeiten als Wiener Liedermacher und Geschichtenerzähler unter Beweis stellte, bohrt Voodoo Jürgens nun mit „Angst Haums“ in gesellschaftlichen Wunden: „A Angst hams, schert si kana mehr wos, kehrt ja kana mehr vor da eiganen Tia“, krächzt er mit seiner Charakteristischen Stimme über das Gemisch aus Politikverdrossenheit, Apathie und vagen Ängsten, das gefühlt immer schon da war, rund um Wahlen aber besonders stark zum Vorschein kommt. Zurzeit also eh quasi durchgehend. Der Track bringt mit seinem leicht punkigen Charakter eine neue Facette von Voodoo Jürgens zum Vorschein und erweist sich als starker Appetizer auf das zweite Album „‚S klane Glücksspiel“, das am 8. November erscheint.
Sweetboyblondey feat. Yung Hurn – Kein zurück
Den Tiefen des Internets zufolge hieß Sweetboyblondey früher mal Badboyblondey, abgesehen von einzelnen Features findet man jedoch keine Musik mehr seines alten Egos. Nun releast Sweetboyblondey seit 2018 Musik unter seinem aktuellen Künstlernamen, im Dunstkreis von Sportrecords hält er sich jedoch schon wesentlich länger auf. So holte er sich für den Song „Kein Zurück“ seines kürzlich erschienenen Albums „Sweet Radio Playlist“ Homie Yung Hurn an Board. Und trotz Autotune, Dadaismus und 808s geht es auf dem Track überraschend ehrlich zu: „An der Wand hängen Bilder von uns zwei / Vergesse nie, wie schön war unsere Zeit / Sad life, was das Schicksal für uns schreibt / Keinen Kontakt, will, dass mich keiner erreicht“. Dabei harmonieren die beiden so gut auf dem Song, dass es zwischendrin sogar teilweise etwas schwer festzumachen ist, von wem der Part gerade kommt. Das Video fällt minimalistisch aus – Sweetboyblondey schaut sich bügelnd ein Rapid-Match an.
Jonny5 – 5K City EP
Ebenfalls tief bei Sportrecords verwurzelt ist Jonny 5. Auf seiner „5K City EP“ setzt der Wiener im Vergleich zu Sweetboyblondey und Yung Hurn auf eine härtere Gangart. Produziert von Phil2k und Andrewextendo, berichtet Jonny5 von einem asozial-hedonistischen Leben zwischen Studio, dicken Joints, dicken Ärschen und seinem Sport, der sich ums Cash machen dreht: „Euros glänzen, ich mach den Tanz, Wien City, zünd Papers an / Jonny Cash, weil ich die Tasche hab, mach sie voll, bis die Tasche platzt“. Mit der Thematik füllt er fünf Tracks in unter zehn Minuten, die Kasse macht Ka-Ching. Das Video zu „Is Okay“ fällt düster aus, die Burschen haben sich in die nächtlichen Straßen des 5. Bezirks begeben.
Joshi Mizu – Diego Maradona
Zufall dürfte es nicht gewesen sein, dass Joshi Mizu zeitgleich zum Filmstart des Dokumentarfilms über Diego Maradonas turbulentes Leben einen gleichnamigen Song veröffentlicht. Auf diesem geht es angenehm entspannt und etwas ruhiger zu, während Joshi Mizu Vergleiche zur Fußballikone zieht: „Matte glänzt, habe keine Disziplin, dafür Talent / Und ’n Millionen-Euro-Lächeln / Mann, ich schwör‘ auf Dr. Best“. Zudem fungiert der Track als Ankündigung: Eine „Ching Ching“-Mixtape-Reihe soll folgen, der erste Teil bereits am 13. September erscheinen. Neben kürzlich veröffentlichten Songs wie „Was dann“ oder eben „Diego Maradona“ scheint es weiterhin viel neuen Stoff zu geben – Maxwell und Gallo Nero haben sich bereits als Featuregäste angekündigt.
Kensee – Breaking Bones Mixtape
Zuletzt auch als Rapper unter dem Alias Koarli Unda 4020 aktiv, widmet sich Kensee nun wieder seinem musikalischen Hauptfeld, dem Produzieren. Mit dem „Breaking Bones“-Mixtape verwertet der Linzer jede Menge bisher unveröffentlichter Beats, denen er als Mix eine Bühne bieten möchte. Durch 40 Minuten ziehen sich größtenteils entspannte Klänge mit teils experimentellem Flavour.
Hightauer & Rice Master Yen – Chill
Mit „Chill“ liefern Hightauer und Rice Master Yen einen ersten Vorboten auf ihre für Ende September angekündigte „Mängelwesen“-EP. Hightauer, sonst vermehrt als Saxofonist und Breakdancer aktiv, tritt damit nach der Anfang 2019 erschienenen „Affentempel“-EP ein zweites Mal als Rapper in Erscheinung. Beim Teaser fällt die Wahl auf einen entspannten Beat mit LoFi-Jazz-Charakter, auf dem der Wiener locker drauflos rappt.
Ghosta, DäniX & Ran DMC – Domols So Wie Heite
Gedreht in Wien, gerappt im Dialekt: „Endlich wieder guter Rap“ nehmen sich Ghosta, DäniX und Ran DMC in ihrem neuen Song als Vorsatz. Zwischen Wien und der Steiermark scheinen sich die drei einig zu sein: Man vermisst ebendiesen „guten“ Rap. Auf „Domols So Wie Heite“ konzentrieren sie sich aufs szeneinterne Austeilen: „Rap in Ö ist eine Gemeinschaft voller Nussenklauber / Jeder ist gegen jeden, und kane eira Nummern taugt ma“. Oder wie Ghosta weiter ausführt: „Olle meine Gegner san olle zam zum Scheißen“. Der Track entspringt dem 2018 erschienenen Album „Partnerz in Crime“.
Text: Simon Nowak & Chiara Sergi