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Battlerap am Donaukanal: Österreich gegen Deutschland

Battlerap am Donaukanal: Österreich gegen Deutschland

Wenn Don’t Let The Label Label You (DLTLLY) auf die United Battle Culture (UBC) trifft, knistert es: zwischen Wien und Berlin, Artists und Publikum. Am Samstag, dem 12. April 2025, versammelte sich die Battlerap-Community im Flex direkt am Donaukanal, um diesen Crossover zu feiern. Das Event war vollgepackt mit Freestyle-, On-Beat- und Acapella-Battles und gipfelte in einem würdigen Showdown zwischen zwei Szenen.

Den Start machte das Freestyle-Turnier – mit einem Line-up, das sich sehen lassen konnte: Dinoderdon, Wolfgang Skywalker, Fellowsoph, Toast4me, Koko Capelle, Fate und Ringelnatz (bekannt aus den Dreistil-Zeiten). Die Slots waren fix vergeben – es ging direkt zur Sache.

Koko Capelle vs Fellowsoph
Freestlye – Fellowsoph vs Koko Capelle Foto by: Shorty

Danach das erste On-Beat-Battle des Tages:
Bandan vs Aladin – ein energiegeladener Clash mit unterschiedlichen Ansätzen. Aladin konterte scharf und treffsicher, während Bandan in Runde zwei mit einem experimentellen Stilwechsel für frischen Wind sorgte. Das erste Acapella-Battle lieferten sich Mellow vs Faivel. Mellow trat gewohnt aggressiv auf, mit klarer Haltung. Faivel überzeugte mit Timing, Humor und absurden, aber clever konstruierten Analogien, welche die Crowd mehr als amüsiert haben.

Das Freestyle-Finale

Bevor es zu den Main Matches kam, ging das Freestyle-Finale über die Bühne – wie so oft: Toast4me vs Fellowsoph. Zwei alte Bekannte, zwei Schwergewichte der spontanen Reimkunst. Sie schenkten sich nichts, punkteten mit Witz, Timing, Publikumsbindung. In der Crowd wurde gelacht, gejubelt – Toast holte sich den Sieg. Aber wie schon oft bei diesen beiden: Es war ein Battle ohne Verlierer.

Die Main Matches: Kitana vs BDad & JerMC vs Tobi High

Kitana vs BDad

Die Erwartungen an dieses Battle waren sehr hoch. Kitana eröffnete mit einer aggressiven, fokussierten ersten Runde. BDad, seit über einem Jahrzehnt aktiv, startete wackelig, vergaß seinen Text. Doch dann: Comeback innerhalb der Runde. Er fing sich, brachte den Saal mit trockenem Humor und Selbstironie auf seine Seite.

Kitana vs BDad
Kitana vs BDad Foto by: Shorty

In Runde zwei zeigte Kitana starke Präsenz und einen souveränen, aggressiven Flow. BDad konterte mit einer Mischung aus Bühnencharisma und Seitenhieben auf Kitanas musikalischen Output – erneut mit kleinen Unsicherheiten, aber stets charmant und treffsicher.

Die dritte Runde war wohl die stärkste: Kitana erzählte eine fiktive Geschichte darüber, wie sie BDad die Ottakringer Straße zeigte – voll Wiener Schmäh, Storytelling und cleverem Perspektivwechsel. BDad brauchte ein paar Zeilen zum Reinkommen, doch dann landeten die Punches wieder. Ironisch, witzig, selbstreflektiert.

Ein Battle, das von Respekt, Erfahrung und Liebe zum Battlerap lebte. Kitana wirkte konstanter, BDad punktete mit Humor – ein Duell auf Augenhöhe.

JerMC vs Tobi High

Das Highlight des Abends folgte zu Schluss: der Veteran JerMC gegen Tobi High.
JerMC kehrte nach sechs Jahren Bühnenpause zurück.
In Runde eins machte er seinem Ärger Luft: Eigentlich hatte er sich auf ein Title Match vorbereitet – doch Tobi High, ursprünglich Titelträger-Kandidat, hatte in Deutschland verloren. JerMCs Frust floss direkt in seine Texte: scharf und wütend – unterlegt mit Wiener Schmäh.

Tobi High antwortete mit ausgeklügelten Punchlines und themenstarken Zeilen, die auf hohem Niveau lagen. Einige Passagen griffen sensibel besetzte Themen rund um jüdische Identität auf. Das Publikum reagierte darauf gespalten, aber blieb durchgehend konzentriert und respektvoll.

See Also

In der dritten Runde wurde es nochmal spannend:
Tobi High griff zu „Mutter-Lines“ – riskant, aber überraschend durchdacht. JerMC blieb konsistent, persönlich, stolz. Es war kein bloßes Comeback, sondern ein Zeichen: Er ist zurück und wir hoffen er hat noch einiges zu sagen.

Zwar unjudged, doch beide MCs präsentierten sich auf hohem Niveau – textlich stark, selbstbewusst, stilistisch unterschiedlich. Ein Acapella-Duell, das zeigte, wie vielfältig und anspruchsvoll Battlerap 2025 sein kann.

JerMC vs Tobi High Foto by: Shorty

DLTLLY x UBC im Flex – ein Crossover, das zeigte, was passiert, wenn zwei starke Szenen aufeinandertreffen. Vom ersten Freestyle bis zum letzten Acapella: Hier wurde kein Format geschont, kein Moment verschenkt. Battlerap ist präsent und Wien spielt dabei eine hörbare Rolle.