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„Es geht um Respekt“ // Svaba Ortak zur Corona-Krise

„Es geht um Respekt“ // Svaba Ortak zur Corona-Krise

Mit Kontinuität und Eifer hat sich Svaba Ortak zu einem der wichtigsten Protagonisten der heimischen Rapszene hinaufgearbeitet. Auch wenn das manche nicht so sehen möchten. Die Nichtnominierung zu den Amadeus Awards 2020 ist nur eines von vielen Kapiteln im Buch der Missverständnisse, wenn es um Rap – konkreter Straßenrap – in Österreich geht. Doch es steht sinnbildlich dafür. Man muss nicht mögen, was Svaba Ortak musikalisch macht, aber man kann anerkennenden Respekt geben – Respekt ist etwas, das dem Musiker aus Wien-Landstraße wichtig ist. In jeder Hinsicht. Im Interview mit The Message spricht er über die Auswirkungen der Corona-Krise auf seine Arbeit und das bevorstehende Album. Sich und seine Bedürfnisse stellt er hinten an – aus Respekt für das Wohl der älteren Generation.

Svaba Ortak spricht für die oftmals vergessene Generation Wiens. Fotos: Daniel Shaked

The Message: Wann hast du realisiert, welches Ausmaß die Krise annehmen kann?
Svaba Ortak: Das war am 11. März. Ich erinnere mich daran, weil ich an dem Tag auf einem Geburtstag war und das letzte Mal meine Freunde gesehen habe. Seitdem sitzen wir alle praktisch nur noch zu Hause.

Wie bist du und deine Arbeit davon betroffen?
Ich wollte eigentlich beginnen, die ersten Videosingles zu meinem kommenden Album zu drehen. Meine Albumarbeiten verzögern sich dadurch massiv. Es wird leider bestimmt zu Zeitverschiebungen von guten zwei Monaten kommen. Ein paar Shows wurden auch verschoben, aber nicht abgesagt. Das ist zumindest mal positiv.

Du hast die Maßnahmen auf Instagram geteilt. Hast du das Gefühl, die Menschen halten sich zu wenig daran, dass ihnen der Ernst der Lage bewusst ist?
Eigentlich denke ich, dass die Menschen sich im Großen und Ganzen daran halten – mit ein paar Ausnahmen eben, aber die gibt es immer. Der Ernst der Lage ist jedem mittlerweile bewusst. Es ist kein Spiel mehr. Menschen sterben. Italien bricht jeden Tag den Rekord erneut – und Italien liegt nicht im fernen Osten sondern unmittelbar neben uns. Das ist schockierend.

Was bedeutet das für deine Jahresplanung? Kannst du etwaige Folgen bereits abschätzen?
Zeitverschiebung, Zeitverschiebung, Zeitverschiebung. Aber man muss das Beste daraus machen, ich schreibe zu Hause fleißig an neuen Songs. Aber ich habe auch immer einen Plan B. Die Folgen sind in meinem Fall nicht so dramatisch. Es hätte viel schlimmer kommen können, um ehrlich zu sein. Abschätzen kann man nichts – im Dreistundentakt wird immer wieder etwas Neues berichtet, neue Maßnahmen gesetzt. Wir sprechen hier von einer Situation, die es so hier bei uns bis dato nicht gab. Wichtig ist auf jeden Fall, nicht gleich alles über Bord zu schmeissen – man muss der Sache mit einem Lächeln und einem klaren Kopf gegenübertreten.

Ist der Verlust absehbar bzw. was bedeutet der Ausfall von Live-Events für dich?
Finanziell ist es natürlich ein bisschen mies, aber das ist nicht so tragisch. Ich habe ein Bombenteam und wir helfen uns gegenseitig. Aufgrunddessen bin ich da ganz beruhigt.

Kannst du mögliche Auswirkungen abschätzen, sowohl arbeitstechnisch als auch privater Natur?
Meistens schon, in diesem Fall aber leider nicht. Es ist alles noch viel zu  schwer einschätzbar, da wir alle mit einem Problem konfrontiert sind, das wir noch nie hatten und sich ständig etwas ändern kann.

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Was für Auswirkungen kann diese Krise auf das gesamte Musikbusiness haben?
Es wird in den Bereichen Liveshows und Releases definitiv zu Verzögerungen kommen. Dadurch, dass die Liveshows verschoben oder gar abgesagt werden, kann es zu Geldverlusten kommen – ebenso bei Releases. Abgesagte Releasetermine zu haben und diese zu verschieben ist immer schlecht.

Nach dem Wegfall von Liveshows: Gibt es eine Umorientierung auf andere Möglichkeiten? Mehr Releases? Bringt das was?
Natürlich bringt das was – die Frage ist, wie du es angehst. Bringst du einfach for fun etwas ohne Planung raus? Oder bringst du etwas gezielt mit einem guten Marketing an den Mann? In beiden Fällen musst du dich aber der momentanen Situation anpassen – und da wird es etwas schwer, da alle auf Homeoffice gestellt sind und man nicht mal auf die Straße gehen kann, um beispielsweise ein Video zu drehen. Heutzutage wird Musik gesehen und gehört. Früher konnte man eine Single als Audio rausbringen, heute kriegt so etwas wenig bis kaum Aufmerksamkeit – außer du polarisierst bis ins Extreme oder bist eben Kanye West. Dann hast du diese Probleme nicht.

Welche Maßnahmen würden dir helfen? Welche Initiativen für Musiker in Österreich braucht es nach oder im Zuge dieser Krise?
Diese Frage stellt sich eigentlich gar nicht, da ich sowieso dafür bin, dass alle mal auf Zero schalten, solange dieses Virus sein Unwesen treibt. Auch aus Respekt zu den älteren Risikogruppen. Danach sehen wir weiter. Ich hoffe, dass wir alle gut durch diese Zeit kommen und anschließend unsere geschäftlichen Dinge wieder ohne Probleme aufnehmen können. Ich habe das Gefühl, dass dieser Moment auch bald kommen wird.