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The Invitational Battle #3 (Review)

The Invitational Battle #3 (Review)

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Bereits zum dritten Mal hat Advanced Society am Sonntag ins B72 zum “geilsten Battle des Jahres“ geladen: dem Invitational.
Die Teilnehmerliste sah diesmal so aus :

# A.Y. (Wien)
# DAGOTH UR (1bm // Wien)
# DER MOG (1bm / März Records // Wien)
# DOPPELKEKS (Salzburg / Wien)
# FELLOWSOPH (Trivialz // Wien)
# FUCHS MC (Rooftop Clique / Coolesterin Rec. // Wien)
# GSCHIRRSPÜHLA (1bm // Kopf an Kopf ab // Wien)
# KARÄIL (Duzz Down San Records // Salzburg/Wien)
# NIMA aka BÖSER WOLF (1bm // Kopf an Kopf ab // Wien)
# NOAH (1bm // Kopf an Kopf ab // Wien)
# T-SER (H5 Ent. // Salzburg / Wien)
# Die Wildcards gingen an Milo, Mista, N.I.K.O., Schoko MC und Nate Brown

Zu der Grundmannschaft: Als Host fungierte ein gut gelaunter Faun, der in seiner Rolle besonders gut aufging. An seiner linken Seite die zwei Jurymitglieder Demolux und Appletree, an den Decks DJ Kapazunda, der im Gegensatz zu  seinem Kollegen bei den Battles im Camera Club mit abwechslungsreichen Beats für eine beachtliche Rap-Unterlage sorgte. Was in dieser Konstellation natürlich noch fehlt, sind die MCs!

Für motivierte „Nicht-Eingeladene“ gibt es die Möglichkeit, sich eine Wildcard zu errappen. Und es ging von der ersten Sekunde an brenzlig los. Ein Tiroler namens Boica nützte die Bühne, um auf eine anscheinende Fehde mit Schoko MC aufmerksam zu machen. Schoko, der ebenfalls anwesend war, reagierte promt und stieg ebenso auf die Bühne, um zu antworten. Das Battle zwischen den beiden Streithähnen entschied Schoko in einem „außerturnierlichen“ Schlagabtausch für sich. Damit war das Intensitätslevel gleich schon zu Anfang auf einem starken Niveau. Diese hohe Messlatte wurde danach nicht mehr unterboten. Die Battles der ersten Runde gewannen Karäil, Noah, Nate Brown, Mista, Milo und Niko (Doppelkeks‘ Meinung nach nur wegen „2 Weibern“). Besonders hervorzuheben war das Battle zwischen Gschirrspülla und AY. „Kschisch“ droppte nicht nur seine Hose, sondern auch DIE Line der Runde: „wenn du Blut siehst, dann in der Honeymoon Suite“. Schoko MC, der zur eigenen Überraschung dann doch in die zweite Runde miteinstieg, musste gegen T-Ser ran und bewies durchaus Routine. Letztlich schenkte er aufgrund eines gleich stark lauten Publikums T-Ser den Sieg, sein eigentliches Ziel hatte er an dem Abend wohl schon erreicht.

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Die 2te Runde fing dann – wie soll man sagen – BOMBASTISCH an! Karäil gegen Noah war das vorgezogene Finale an diesem Abend. Es gab einen für Karäil mittlerweile schon typischen Punchlineaustausch mit einem Reimwort als Vorlage: diesmal war es nicht „Kinder Pinguin“, sondern „Lampenfieber“. Doch Noah hatte immer eine Antwort parat. Als er dann anfing darüber zu sprechen, dass er vor dem Einschlafen Bibi Blocksberg hört, wurde mit Räuber Hotzenplotz, Ronja Räubertochter und Benjamin Blümchen zurück (und wieder zurück) geschossen. Die Line des Abends (oder mindestens in den Top 3), die aber dennoch nicht Karäil’s Sieg brachte: „Ich stech mehr Löcher als ein Zugschaffner, der Schnee tut dir nicht gut – Schumacher“ oder „Ich dachte jetzt kommt endlich ein Gegner, aber nach dem Battle bist du tot – Nelson Mandela.“

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Auch die restlichen Battles waren auf hohem Niveau wie zum Beispiel das Battle der zwei englischsprachigen (die aber auch Deutsch konnten) MCs, AY und Nate Brown.

Im Halbfinale fanden sich nun T-Ser, Milo, Noah und AY wieder. Das bessere Battle dieser Runde bestritten AY und Noah, die sich nichts schenkten und dem Publikum einen tollen Schlagabtausch boten. Noah entschied es schlussendlich für sich und zog ins Finale. Das zweite Finalticket holte sich der „Newcomer“ Milo, der seine Wildcard perfekt nutzte und beim nächsten Invitational (so zumindest der Wunsch der Veranstalter) wieder auf der Teilnehmerliste zu finden sein wird. Sehr beeindruckende Leistung von dem jungen Mann mit dem „U6“ Shirt.

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Für das Finale und das kleine Finale sah das Regelwerk so aus: 60 Sekunden auf Beat, 2×45 Sekunden Acappella und 120 Sekunden 4-Zeiler Schlagabtausch über den Beat. Um den dritten Platz kämpften T-Ser und AY. Letzterer, der aufgrund T-Ser’s „Kuschelkurs“ schon etwas genervt wirkte, holte sich verdient den Bronze-Platz.

Das Finale wurde von einem euphorisch zu verstehenden Chaos begleitet. Es wurde vehement gefordert, dass die beiden Kontrahenten die Hose fallen lassen: „Ohne Hose, Ohne Hose, Ohne Hose“, der Leitspruch des „Ohne Hosen Movements“ aus dem 1bm). Das war Beweis genug, dass die Stimmung hoch und der Alkoholpegel geladen waren – oder umgekehrt. Die erste Runde ging an Noah, der die besseren Punches vorzuweisen hatte. In der ersten Acapella Runde ließ Milo dann, zur Zufriedenheit seiner schon leicht angetrunkenen „Kollegen“ doch noch die Hosen runter. Aber auch raptechnisch hatte er einiges vorzuweisen und es wurde vorallem gegen Hipster gewettert. Ob das gegen Noah jetzt relevant ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Trotzdem trafen die Lines und versetzten das Publikum in Jubelstimmung. Die zwei besten Lines dabei kamen wahrscheinlich von Noah: „Ich bin der Storch, ich bringe die Kinder,  also dich… UM“ und „du hast Angst vorm Krampus, ich hab Angst vorm Anschluss“. Auf Seiten des Publikums gab es keine klare Entscheidung, die Jury entschied sich nach einem (vielleicht sogar zu) langem Finale für Noah.

Alles in allem war es ein toller Abend im B72. Die anwesenden The Message Redakteure haben sich prächtig amüsiert und auch der Rest des Publikums schien mehr als zufrieden.

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Um noch eine weitere Meinung einzuholen, hier der Kommentar eines teilnehmenden MCs:

Zehn Uhr Abends. Ein bumvolles B72. Invitational Battle #3. Die Frisur hält. Der liebe Herr Appletree hat es tatsächlich wieder geschafft, einen Großteil der österreichischen Freestyle-„Elite“ auf der Bühne zu versammeln. Dazu kommen dann noch ein paar Wildcard-Gewinner, die teils überraschend gut (Milo) und teils wie zu erwarten eher durchschnittlich in das Mic spitten. Die Wiener Crowd stellt unter Beweis, dass sie doch noch dazu fähig ist, abzugehen und auch die Battles sind größtenteils unterhaltsam genug, um meine Aufmerksamkeitsspanne bei Laune zu halten. Klar, die ein oder andere Runde ist vielleicht nicht ganz so aufregend, aber wir sprechen hier immer noch von einem Freestylebattle. Und dass da hin und wieder jemand mal ein wenig ins Stocken gerät, ist quasi vorprogrammiert. Ein großes Lob muss ich dafür aussprechen, dass es dieses mal keine Themenbattles gab, scheinbar hat der liebe Herr Apple auch bemerkt, dass „straight battle“ sowohl für die MCs, als auch für die Crowd wesentlich interessanter ist. Auf der anderen Seite könnte man aber vielleicht in Zukunft davon absehen, die späteren Runden künstlich in die Länge zu ziehen. Es ist mir schon klar, dass dies gemacht wird, um dem Publikum mehr zu bieten – aber die Faustregel ist in 95 Prozent der Fälle: Je länger die Runde, desto langweiliger wird sie. Noah, der wie jedes Mal die Favoritenrolle bekleidete, hat sich am Ende gegen Milo souverän seinen verdienten Sieg geholt. Vor allem seine Runde gegen A.Y. hat mir sehr gut gefallen, weil er gezeigt hat, dass man nicht immer Punchlines braucht, um Battles zu gewinnen, sondern man manchmal einfach nur die Wahrheit sagen muss. Insgesamt war es wieder ein schönes Battle, wobei es dieses mal leider keine wahren Highlights gegeben hat (man rufe sich an dieser Stelle bitte nur einmal kurz Demolux versus Def Ill in Erinnerung). Trotzdem: Das Invitation Battle ist und bleibt das relevanteste Battle Österreichs.

Advanced Society veröffentlicht im Laufe der Woche Videos von den Battles.
Fotos: Thomas Unterberger / oneshot.at
(RED.)